09-11-2023
Anlässlich des 85. Jahrestag der Novemberpogrome 1938 veranstaltete der Lehrstuhl für deutsche Philologie der Universität Vilnius ein Konzert, um all jener Jüdinnen und Juden zu gedenken, denen am 9. November 1938 grausames Unrecht geschehen war und in der sich ankündigenden Shoah noch geschehen sollte.
Eingeladen hatte Dr. Iris Bäcker (DAAD-Lektorin) die Cellistin Christiane Conradt, langjähriges Mitglied der Bochumer Symphoniker und Liebhaberin zeitgenössischer Cello-Musik. In ihrer „Performance für sprechende Cellistin“ brachte Christiane Conradt die musikalische Biographie der Auschwitz-Überlebenden Anita Lasker-Wallfisch zu Gehör.
Anita Lasker-Wallfisch (geboren 1925 in Breslau) überlebte als Cellistin des „Mädchenorchesters von Auschwitz“ das Vernichtungslager Auschwitz und auch die anschließende Deportation nach Bergen-Belsen. Unter dem Titel „Ihr sollt die Wahrheit erben“ veröffentlichte sie 2000 ihre deutschsprachigen Erinnerungen, um ein verpflichtendes Zeugnis für die Mit- und Nachwelt abzulegen. Der Ost-Berliner Komponist Hermann Keller (1945-2018) wiederum schrieb 2015 sein Stück „Ihr sollt die Wahrheit erben nach dem gleichnamigen Buch von Anita Lasker-Wallfisch – für sprechende und spielende Cellistin“.
Kellers handgeschriebene Partitur fiel Christiane Conradt zufällig in die Hände. Da sie seit jeher neue künstlerische Formate erarbeitet, mit denen Gedenktage wie der 9. November im kulturellen Gedächtnis verankert werden können, nahm sie Kontakt mit dem Komponisten auf, um mit ihm mögliche Spielarten des Stücks zu besprechen.
Im Vinco Krėvės-Saal spielte Christiane Conradt vor einem Publikum, das von der musikalisch-stimmlichen Darbietung des Unsagbaren sichtlich „angefasst“ war. Für die Cellistin war dies
ein großes Geschenk...