AKTUELLES
- Gastvorträge von Prof. Dr. Heike Zinsmeister (Universität Hamburg) | 23.-27.9.2024
- Gastvorträge von Dr. Patrick Grommes (Universität Hamburg) | 23.-27.9.2024
- Treffen mit der Schriftstellerin Katja Kullmann | 19.9.2024
- Maximilian Arndt (Goethe-Universität Frankfurt) absolvierte am Lehrstuhl für Deutsche Philologie ein wissenschaftliches Sommerpraktikum | 5.9.2024
- Strategiesitzung des Lehrstuhls für Deutsche Philologie | 08.08.2024
- Besuch der Lehrkräfte des MA-Studiengangs "Fachsprache Jura" am Gerichtshof der Europäischen Union | 28.6.2024
- XIII. Nordisch-Baltisches GermanistikTreffen | 12.-14.06.2024
- Projekttreffen „Unistart Deutsch@NBL“ | 11.06.2024
- Vorträge von Dr. Thorsten Carstensen (Universität Amsterdam) | 13.-15.5.2024
- Workshop „Neue Studienformen und Curricula-Entwicklung: Auslotung der Vernetzungsmöglichkeiten“ | 25.-.26.3.2024
- Gastvorträge von Laura Panne und Tanja Stevanović (Universität Hamburg) | 20.-22.03.2024
- Germanistikstudierende der Universität Vilnius suchten nach deutschen Spuren in Vilnius | 27.02.2024
- Wissenschaftliche Tagung für Germanistikstudierende 2024 "Sprache und Literatur" | 19.04.2024
- Weihnachtlicher Nachmittag für die Deutschstudierenden | 13.12.2023
- Performance „Ihr sollt die Wahrheit erben“ | 9.11.2023
- Gastvorträge von Dr. Patrick Grommes (Universität Hamburg) | 26./27.9.2023
- Treffen mit der Dichterin und Übersetzerin Katrin Pitz | 25.9.2023
- Vortrag “Tanz der Nordlichter, Saunahonig und Polarsommerzauber -Deutschsprachige Produktnamen mit Nord-Touch" | 25.9.2023
- Das Gastseminar von Dr. Sabina Tsapaeva zum Thema „Historische Semantik. Pejorisierung der Frauenbezeichnungen“ (GIP) | 19.9.2023
- Germanistinnen und Germanisten der Universität Vilnius nahmen an einem Fortbildungsworkshop an der Universität Hamburg teil | 19.6.2023
- Strategische Konferenz des Fachbereichs Deutsche Philologie | 9.6.2023
- Studienstipendien an der Universität Hamburg für BA- und MA-Studierende der Germanistik | 4.5.2023
- Kolloquium „Deutsche Sprachwissenschaft“ und GfdS-Vortrag von Dr. Klaus Geyer (Suddänische Universität Odense) | 19.4.2023
- Erasmus-Vorträge von Dr. Klaus Geyer (Suddänische Universität Odense) | 17./21.4.2023
- Unternehmenspräsentation der deutschen Firma "Kubermatic" | 14.3.2023
- Die deutsche Botschaft Wilna als potentieller Arbeitgeber | 13.3.2023
- „Kolloquium Deutsche Sprachwissenschaft“ und GfdS-Vortrag von Prof. Dr. Heike Zinsmeister (Universität Hamburg) | 1.3.2023
- Vortrag auf der methodisch-praktischen Konferenz für Lehrkräfte „CLILiG@Litauen“ | 23./24.2.2023
- GIP-Vorträge „Korpusdidaktik für formelhafte (Fach)Sprache (KoDi-FS)“ | 13.-17.2.2023
- Kolloquium „Deutsche Sprachwissenschaft“ und GfdS-Vortrag von dr. Julia Hübner und dr. Sarah Ihden (Universität Hamburg) | 15.2.2023
- Wissenschaftliche Tagung der Germanistikstudierenden 2023: Sprache und Literatur | 20.11.2022
- Studienstipendien an der Universität Hamburg für BA- und MA-Studierende der Germanistik | 18.11.2022
- Treffen mit der Schriftstellerin Susanne Röckel | 20.10.2022
- Lehraufenthalt von Prof. Dr. Julia Nantke und Marie Flüh, M. Ed., (Hamburg) im Rahmen der GIP „Korpusdidaktik für formelhafte (Fach)Sprache“ (KoDi-FS) | 12.10.2022
- Workshop „Korpuskompetenz und Korpusdidkatik“ | 11.10.2022
- Kolloquium "Deutsche Sprachwissenschaft" und GfdS-Vortrag von dr. habil. Hana Bergerová (Jan-Evangelista-Purkyne Universität in Usiti nad Labem) | 29.9.2022
- Gastvorträge von dr. habil. Hana Bergerová (Jan-Evangelista-Purkyne Universität in Usiti nad Labem) | 26./28.9.2022
- Gastvorträge von Prof. Dr. Lucyna Harmon (Universität Rzeszów, Polen) | 28./29.4.2022
- Gastvorträge von Belqis Aimaq, Carla Sökefeld und Prof. Heike Zinsmeister (Universität Hamburg) | 15.-17.3.2022
- Wissenschaftliche Tagung der Germanistikstudierenden 2022: Sprache und Literatur | 13.1.2022
- Weitere Mitteilungen
ÜBER UNS
Kurze Vorstellung
Kurze Vorstellung unserer Institution
Die deutsche Sprache hat an der Universität Vilnius (VU) eine lange Tradition: schon im 18. Jahrhundert gab es an der Alma mater Deutschunterricht. Der germanistische Lehrstuhl mit dem Namen „Lehrstuhl für Deutsche Philologie“ wurde 1968 gegründet und feiert 2018 sein 50-jähriges Jubiläum. Der germanistische Bachelor-Studiengang ermöglicht entsprechend den Abschluss in „Deutscher Philologie“. Das früher v.a. für den Lehrberuf qualifizierende Studienangebot reagiert seit etlichen Jahren zunehmend auch auf den wachsenden Bedarf an Fachleuten mit Deutschkenntnissen in Litauen.
Derzeit arbeiten 11 Kollegen am Lehrstuhl, darunter ein DAAD-Lektor, die ein breites Feld von Forschungsschwerpunkten bieten. Vertreten sind gleichermaßen die traditionellen Arbeitsschwerpunkte des Lehrstuhls wie auch aktuelle Entwicklungen im Bereich der Auslandsgermanistik. Kontinuität und Wandel gewährleisten so ein vielfältiges Angebot an Studienprogrammen wie auch einen leistungsfähigen Forschungsbereich.
Profil der Lehre. Germanistische Studiengänge an der VU
Das Studienprogramm des Bachelors „Deutsche Philologie“ umfasst sowohl die traditionellen germanistischen Fächer wie deutsche Grammatik, deutsche Literatur- und Sprachgeschichte, Geschichte der Sprachwissenschaft, Phonetik, etc., als auch Fächer der angewandten Linguistik wie kontrastive Grammatik, Textlinguistik, Übersetzung, DaF etc., Fachsprachenunterricht (Fachsprache Jura, Politisches Deutsch, Philosophisches Deutsch, Wirtschaftsdeutsch); hinzu kommen an Kreativität und praxisnahen Fertigkeiten orientierte Sprachkurse (Kreatives Schreiben, Textsorten der Presse). Seit 2012 werden im Studiengang „Deutsche Philologie“ auch Erstsemester mit Nullkenntnissen immatrikuliert. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit „Deutsche Sprache und Kultur“ (Anfängergruppen) und „Deutsche Philologie“ (Fortgeschrittene) als Nebenfach zu studieren.
Im Masterbereich gibt es seit 2006 den Masterstudiengang „Fachsprache Jura“, in den die Lehrkräfte von zwei Fakultäten – der Philologischen und der Juristischen – unterrichten. Dieser Studiengang hat ein ausgeprägt berufsorientiertes Profil und ist auf Interdiszipliniarität ausgerichtet.
Forschungsprofil
Tradition und Innovation – das ist eine Formel, die auch für die germanistische Forschung an der Universität Vilnius gilt. Zur Charakterisierung des germanistischen Forschungsprofils an der VU können wissenschaftliche Aktivitäten dienen, die durch die Lehrkräfte des Lehrstuhls für Deutsche Philologie organisiert wurden. Das sind die Tagung (2014) und der Sammelband „Sprache in der Wissenschaft: Germanistische Einblicke“ (2016, Peter Lang Verlag), ein linguistisches Kolloquium (2016) und der Sammelband „Fremde und eigene Sprachen. Linguistische Perspektiven“ (2018, Peter Lang Verlag) sowie der Workshop „Germanistik für den Beruf“ (2018) und der geplante Sammelband selben Titels (2019, Peter Lang Verlag).
Germanistische Institutspartnerschaft zwischen der Universität Vilnius und der Universität Duisburg-Essen (2011-2019)
Der Schwerpunkt der germanistischen Institutspartnerschaft (GIP) zwischen der Universität Vilnius (www.vu.lt) und der Universität Duisburg-Essen (www.uni-due.de), Projektleiterin Frau Prof. Dr. Ulrike Haß, lag auf der Qualifizierung der Lehrkräfte und vor allem der Nachwuchskräfte, aber auch der Studierenden, und zwar durch:
• Stärkung fachlicher Kompetenz durch Internationalisierung,
• Unterstützung beim Publizieren in außerlitauischen deutschsprachigen Publikationsorganen,
• Förderung der wissenschaftssprachlichen Kompetenz mündlich (in Vorträgen) und schriftlich (in Publikationen),
• Befähigung zur Reflexion der Wahl eines wissenschaftlichen Gegenstands, bei der Theorie- und Methodenwahl,
• Ermutigung zur Diskussion,
• Förderung des Umgangs mit modernen hochschuldidaktischer Methoden, u. a. des E-Learnings.
Ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
- Prof. Dr. Jadvyga Bajarūnienė
- Prof. Dr. Irena Marija-Norkaitienė (1943-2023)
- Dr. Gražina Astramskaitė (1944-2007)
- Dr. Jurgita Kohrs
- Dr. Elena Lakienė
- Dr. Saulius Lapinskas (1954-2014)
- Dr. Leonas Petravičius (1940-2014)
- Dr. Alfonsas Tekorius
- Dr. Vytautas Vaišnoras
Geschichte
Anfänge
Seit 1797 wird die deutsche Sprache an der Universität Vilnius unterrichtet. Im Laufe der Zeit wechselten Menschen und Situationen, Sitten und Bräuche veränderten sich ebenfalls. Vieles ist heute im Vergleich zum Ende des 18. Jahrhunderts ganz anders.
1919-1968
Im Jahre 1919 wurde der Lehrstuhl für Germanistik gegründet. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Fremdsprachenunterricht an dem 1945 gegründeten Lehrstuhl für Fremdsprachen unter der Leitung von V. Baravykas (1945–951), E. Mirskytė (1951–1953), E. Pareigytė (1953–1955) und Dr. A. Laučka (1955–1958) angeboten.
Von 1946 bis 1947 zählten zu den Mitarbeitern des Lehrstuhls 4 Dozenten, 11 Cheflektoren, und 10 Lektoren, die sowohl Germanistikstudenten als auch Studenten anderer Fachrichtungen in der deutschen Sprache unterrichteten.
Im Jahre 1950 absolvierten 10 Germanisten ihr Germanistikstudium an der Universität Vilnius. 1956 wurden an der Philologischen Fakultät der Universität Vilnius 50 Studenten der Fachrichtung Deutsche Sprache und Literatur immatrikuliert. Von 1955 bis 1966 gab es die Möglichkeit eines Fernstudiums im Fach Deutsche Sprache und Literatur angeboten.
Im Jahre 1958 entstand der Lehrstuhl für Romanisch-germanische Philologie, der 1958–1961 von Dr. A. Laučka und 1961-1963 von Doz. Dr. R. Mironas geleitet wurde.
Im Jahre 1963 wurde der Lehrstuhl für Deutsche Sprache gegründet. Sein Leiter war A. Masiliūnas und 33 Mitarbeiter waren am Lehrstuhl tätig.
1968-2014
Im Jahre 1968 entstand durch Umbenennung des Lehrstuhls für Deutsche Sprache der Lehrstuhl für Deutsche Philologie. Seitdem spezialisiert sich der Lehrstuhl auf die Ausbildung von Germanisten. Der Lehrstuhl wurde von A. Masiliūnas (1968–1971), Doz. Dr. A. Tekorius (1971–1981), Doz. Dr. L. Petravičius (1981–1986), Doz. Dr. S. Lapinskas (1986–1991), Doz. Dr. V. Balaišis (1991–1996), wieder Doz. Dr. S. Lapinskas (1996–2007), Doz. Dr. V. Žeimantienė (2007–2012), Doz. Dr. E. Kontutytė (2012–2018) geleitet. Seit 2018 ist Leiterin des Lehrstuhls Doz. Dr. Vaiva Žeimantienė.
Frau I. Meiksinaitė verteidigte ihre Doktorarbeit als Erste. Ihr folgten V. Balaišis, A. Tekorius, L. Petravičius, I. M. Norkaitienė, E. Lakienė, G. Astramskaitė, A. Zamackas, I. Deksnytė, J. Kanytė (Bajarūnienė), S. Lapinskas, V. Vaišnoras, J. Katauskienė (Kohrs), V. Banionytė, V. Žeimantienė, D. Šileikaitė, E. Kontutytė, V. Masiulionytė, L. Plaušinaitytė, J. Daunorienė, A. Burov, D. Katinas, S. Volungevičienė (Zabarauskaitė), V. Katinienė.
Heute sind am Lehrstuhl 12 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen tätig, die die Bakkalaureusstudenten und Studentinnen der Fachrichtung Deutsche Philologie sowie Übersetzen und die Magisterstudenten und Studentinnen der Fachrichtungen Fachsprache Jura sowie Sprachen und Kulturen der nordischen Länder unterrichten.
FORSCHUNG
Forschungsschwerpunkte
- Deutschsprachige Literatur
- Kontrastive Linguistik (Litauisch-Deutsch)
- Phraseologie
- Fachsprachen
- Fremdsprachenmethodik
- Lexikographie
- Sprachgeschichte
Projekte
Die Mitarbeiter/innen des Lehrstuhls für Deutsche Philologie nehmen an folgenden Projekten teil:
Daumantas Katinas, Eglė Kontutytė, Skaistė Volungevičienė
"Germanistik digital"
Erasmus+ Projekt Nr. Nr. 2020-1-SK01-KA226-HE-094271, 01-05-2021 - 30-04-2023
Internationales Projekt „Germanistik Digital“
Daumantas Katinas, Diana Šileikaitė-Kaishauri, Skaistė Volungevičienė
„Problemorientierter Soft CLIL Ansatz für nichtenglischen FS-Unterricht“
Erasmus+ KA2-Projekt Nr. 2018-1-SK01-KA201-046316, 01-09-2018 - 31-08-2021.
Vaiva Žeimantienė
„The Baltic Verbs: Grams, Categories, Domains“
Projekt des Europäischen Sozialfonds Nr. 09.3.3-LMT-K-712-01-0071, 2018 - 2021.
http://www.academiasalensis.org/en/the-baltic-verb-grams-categories-domain
Lina Plaušinaitytė und Skaistė Volungevičienė
„Research of Phrasemes in Student Writing and an Interactive Phrase Bank“
Projekt der staatlichen Kommission der litauischen Sprache (Valstybinė lietuvių kalbos komisija), 2017-2019.
http://www.fraziskumas.flf.vu.lt/
Lina Plaušinaitytė (Leiterin eines studentischen Projekts)
„Digitales kommentiertes Archiv der in Litauen in der Zwischenkriegszeit auf Deutsch veröffentlichten Zeitungen“
Projekt des Europäischen Sozialfonds Nr. 09.3.3-LMT-K-712-16-0220
Internationales Projekt "Litauen hier und dort: Sprache, Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft".
Internationales Projekt „Interkulturelle Perspektiven auf Humor im öffentlichen Diskurs“ (Juni-Dezember 2014)
Intrernationales Projekt "Konstruktionsglossare im Fachsprachenlernen - Deutsch, Estnisch, Lettisch, Litauisch".
Internationales Projekt "Fremdsprache als Fachsprache - innovative Wege und Methoden für Hochschule" (01.06.2006 - 30.11.2007).
Makro- und mikrostilistische Strukturen in der litauischen und der deutschen Sprache. Projektleiter: Dr. Saulius Lapinskas (1996-2000).
Phraseologische Forschungen in der litauischen und der deutschen Sprache. Projektleiter: Dr. Saulius Lapinskas (1996-2001).
Publikationen
- Publikationen 2022
- Publikationen 2021
- Publikationen 2020
- Publikationen 2019
- Publikationen 2018
- Publikationen 2017
- Publikationen 2016
- Publikationen 2015
- Publikationen 2014
- Publikationen 2013
- Publikationen 2012
- Publikationen 2011
- Publikationen 2010
- Publikationen 2009
- Publikationen 2008
- Publikationen 2007
- Publikationen 2006
- Publikationen 2005
- Publikationen 2004
- Publikationen 2003
- Publikationen 2002
- Publikationen 2001
- Publikationen 2000
Sammelbände
Wissenschaftliche Werke
"Ich war immer zwischen Ost und West..."
Žeimantienė, Vaiva (Hrsg.), (2011). "Ich war immer zwischen Ost und West...". Grenzüberschreitende Beiträge zur Sprache und Literatur. Gedenkschrift für Ina Meiksinaitė zum 90. Geburtstag. Vilnius.
Sprache in der Wissenschaft. Germanistische Einblicke
Kontutytė, Eglė, Vaiva Žeimantienė (Hrsg.). 2016. Sprache in der Wissenschaft. Germanistische Einblicke. Frankfurt am Main u. a.: Peter Lang. (Duisburger Arbeiten zur Sprach- und Kulturwissenschaft 111).
Lehrwerke
Karolingų epochos vokiečių aukštaičių literatūra: Hildebrando giesmė, Muspilli giesmė, Liudviko giesmė
Burov Aleksej (2017). Karolingų epochos vokiečių aukštaičių literatūra: Hildebrando giesmė, Muspilli giesmė, Liudviko giesmė. Vilniaus universiteto leidykla.
Einführung in die Phonetik und Phonologie des Deutschen. Basiswissen, Aufgaben und Literaturhinweise. Vilnius: Vilniaus universiteto leidykla
Sätze und Satzglieder im Deutschen. Arbeitsheft zur deutschen Syntax unter Berücksichtigung des Litauischen
Žeimantienė, V., Volungevičienė, S. (2012). Sätze und Satzglieder im Deutschen. Arbeitsheft zur deutschen Syntax unter Berücksichtigung des Litauischen. Vilnius: Vilniaus universiteto leidykla.
Unternehmenskommunikation Deutsch
Kontutytė, E. (2011). Unternehmenskommunikation Deutsch. Vilnius: Vilniaus universitetas.
Über Politik auf Deutsch. Ein Text- und Übungsbuch für Studierende der Politikwissenschaften
Masiulionytė, V., Paliukonienė, V. (2011). Über Politik auf Deutsch. Ein Text- und Übungsbuch für Studierende der Politikwissenschaften. Vilniaus universitetas. (CD-ROM).
Vorgeschichte und Geschichte des Deutschen. Teil II: Vorgeschichte der deutschen Sprache
Norkaitienė, Irena Marija (2011). Vorgeschichte und Geschichte des Deutschen. Teil II: Vorgeschichte der deutschen Sprache. Vilnius.
Vorgeschichte und Geschichte des Deutschen. Teil I: Vorgeschichte der deutschen Sprache
Norkaitienė, Irena Marija (2010). Vorgeschichte und Geschichte des Deutschen. Teil I: Vorgeschichte der deutschen Sprache. Vilnius.
Wie schreibe ich meine Abschlussarbeit?
Šileikaitė-Kaishauri, Diana (2009). Wie schreibe ich meine Abschlussarbeit? Ein Leitfaden für Germanistikstudierende. Vilnius: Vilniaus universiteto leidykla. 205 p.
Gegenwartsdeutsch I: Bildungswesen in Deutschland
Daunorienė Justina, Masiulionytė Virginija, Plaušinaitytė Lina (2008). Gegenwartsdeutsch I: Bildungswesen in Deutschland. Vilnius: Vilniaus universiteto leidykla.
Gegenwartsdeutsch I: Moderne Kommunikation
Daunorienė Justina, Masiulionytė Virginija, Plaušinaitytė Lina (2008). Gegenwartsdeutsch I: Moderne Kommunikation. Vilnius: Vilniaus universiteto leidykla.
STUDIERENDENPROJEKTE
Studierende fragen - Alumni antworten
Die Studierenden der Universität Vilnius, die Deutsch im zweiten Jahr lernen, haben Alumni des Bachelorstudiengangs Deutsche Philologie interviewt. Die Fragen haben die Studierenden der Bachelorstudiengänge Deutsche Philologie, Fachdidaktik Litauisch und Deutsch als Hauptfach sowie Deutsche Sprache und Kultur als Nebenfach an die Alumni gestellt: Karolina Arlauskaitė, Emilija Pauliukevičiūtė, Erika Vaičiulytė-Sokolova, Rugilė Valančiūtė, Jonas Stasys Vernickas. Lesen Sie die Interviews und erfahren Sie, warum die deutsche Sprache heute in Litauen wichtig ist.
Tomas Augustas Daugvila
Tomas Augustas Daugvila arbeitet bei der Nichtregierungsorganisation „Deutschbaltische Studienstiftung“. Er antwortet auf die Fragen der Germanistikstudierenden über Deutsch und seine Arbeit.
Was ist Ihre Stelle und welche Aufgaben haben Sie bei der Arbeit?
Ich arbeite bei einer Nichtregierungsorganisation, die "Deutschbaltische Studienstiftung" heißt. Zu meinen Hauptaufgaben gehören Vertretung der Organisation in Litauen und Partnersuche für unser Netzwerk.
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit am besten und was gefällt Ihnen nicht?
Am besten gefällt mir die Tatsache, dass ich selbst die Arbeitszeit wählen kann. Für meine Position braucht man nur eine ruhige Ecke und einen Laptop :) Am wenigsten gefällt mir seltene Live-Events, die unser Team haben. Das heißt, dass ich meine KollegInnen nur 1-2-mal pro Jahr live sehen kann.
Warum haben Sie Germanistik studiert und was hat Sie am meisten daran interessiert?
Germanistik zu studieren habe ich entschieden, weil die deutsche Sprache viele Perspektiven im beruflichen und akademischen Leben öffnet. Außerdem mag ich neue Sprachen und Kulturen kennenlernen.
Haben Sie nicht bereut, dass Sie Germanistik studiert haben? Und warum?
Meine Entscheidung habe ich nie bereut, das Studium hat sehr viel Spaß gemacht.
Welchen Rat würden Sie aus Ihrer Erfahrung einem Studierenden geben, der bereit ist, Germanistik zu studieren und welche Neuigkeiten würden Sie aus Ihrer Erfahrung im Germanistikstudium empfehlen?
Die zukünftigen Studierenden sollten bereit sein, viel mehr als nur die Sprache zu lernen. Philologie und das Germanistikstudium versucht einen vielseitigen und universellen Menschen, einen Wissenschaftler vorzubereiten. Philologie ist kein Beruf, das ist eine Ausbildung, die man verwenden kann um enorm viele unterschiedliche Ziele weiter zu verfolgen.
Lieber Tomas, vielen Dank, dass Sie sich Zeit genommen haben, meine Fragen zu beantworten.
Der Interviewer ist Jonas Stasys Vernickas, der Student des Nebenfaches Deutsche Sprache und Kultur im 3.Semester.
Laurita Markevičiūtė
Laurita Markevičiūtė arbeitet in der Kultur-, Presse- und Öffentlichkeitsabteilung der Deutschen Botschaft in Wilna. Sie hat über ihre Arbeit und die Deutsche Sprache erzählt.
Was machen Sie bei Ihrer Arbeit? Was sind Ihre Aufgaben?
Ich organisiere und koordiniere kultur- und medienbezogene Projekte, Botschaftsveranstaltungen, erstelle Berichte für das Auswärtige Amt und pflege die Zusammenarbeit mit deutschen und litauischen Unternehmen, Organisationen, Institutionen verschiedener Bereiche, anderen Botschaften in Litauen und den litauischen Medien. Welche Aufgaben habe ich zu erledigen?
• Aufnahme und Pflege von Kontakten zu litauischen Medien und Personen, die im Pressebereich tätig sind;
• Durchführung und Unterstützung öffentlicher Veranstaltungen;
• Betreuung von Delegationen im Pressebereich;
• Koordinierung von Resilienzprojekten, Bearbeitung von Zuwendungsanträgen, Erstellung der Zuwendungsverträge, Prüfung der Verwendungsnachweise;
Ist diese Arbeit Ihre Traumarbeit? Warum?
Es war schon immer mein Traum, in der Deutschen Botschaft zu arbeiten – jetzt ist er wahr geworden. In der ganzen Welt wird die Botschaft als Institution als prestigeträchtiger Arbeitsplatz angesehen. Botschaften als Institutionen sind auch in Litauen hoch respektiert.
Vor allem mit dem Botschafter verbringe ich viel Zeit, da ich ihn zu Veranstaltungen und Treffen begleite und oft mit ihm über relevante Themen diskutiere. Dadurch kann ich täglich unschätzbare Erfahrungen und Kenntnisse von einem äußerst intelligenten hochrangigen Diplomaten sammeln.
Entspricht diese Arbeit Ihren Erwartungen? Warum?
Ja, denn fast alle Aufgaben, die ich als Mitarbeiterin in der Botschaft erledigen muss, machen mir viel Spaß. Das philologische Studium ist nicht nur ein Studium der Sprache selbst oder der Kultur oder Literatur eines Landes. Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass mein Studium sehr vielschichtig war, da ich Kenntnisse in einer Vielzahl von Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Business, Ökologie, Geschichte und Medien erworben habe. Jetzt, wenn ich in der Botschaft arbeite, ist es sowohl seltsam als auch erfreulich, dass fast alle Menschen, die ich während meines Studiums kennengelernt habe, heute meine Arbeitspartner sind. Wir machen jetzt gemeinsame Projekte, Initiativen und Veranstaltungen, zum Beispiel mit der Universität Vilnius und ihrem Rektor Prof. Rimvydas Petrauskas, mit meinen lieben Dozent*innen, mit der Handelskammer usw.
Was mögen Sie an Ihrer Arbeit am meisten?
Am meisten gefällt mir, dass ich vom Botschafter und anderen Kolleg*innen mit einer langen diplomatischen Karriere eine Menge interessanter diplomatischer Tricks und Tipps lerne und viele unterschiedliche Menschen kennenlerne (von Soldat*innen in Rukla bis zu litauischen Präsident*innen).
Was ärgert Sie am meisten bei der Arbeit? Warum?
Dass wir immer noch keine professionelle Kaffeemaschine in der Botschaft haben. Ich hoffe, dass der Botschafter dies lesen wird und wir vielleicht eine angenehme Überraschung für das neue Jahr bekommen werden (lacht).
Die Interviewerinnen sind Emilija Pauliukevičiūtė und Rugilė Valančiūtė, Studentinnnen des Nebenfaches Deutsche Sprache und Kultur im 3.Semester.
Laura Survilaitė
Laura Survilaitė arbeitet am Goethe-Institut Vilnius und ist Mitarbeiterin für Information und Bibliothek.
Wo arbeiten Sie, was ist Ihre Stelle und welche Aufgaben haben Sie bei der Arbeit?
Seit 2016 arbeite ich am Goethe-Institut Vilnius. Hauptsächlich betreue ich Literaturprojekte, wie zum Beispiel Veranstaltungen mit deutschen AutorINNen (dabei kümmere ich mich um die Reisen, Honorare und Verträge der Autoren, technische Organisation der Veranstaltungen, bereite Information für unsere Webseite vor) oder digitale Projekte wie "Neu auf dem deutschen Buchmarkt". Zudem bin ich für unseren Auftritt auf Buchmessen zuständig, wie beispielsweise unseren Stand und unsere Veranstaltungen auf der Vilniusser Buchmesse 2020. Auch betreue ich die drei Partnerbibliotheken des Goethe-Instituts in Vilnius (Universitätsbibliothek), Kaunas (Öffentliche Kreisbibliothek) und Klaipėda (Öffentliche I. Simonaitytė-Bibliothek). Diese drei Bibliotheken bekommen regelmäßig neue Bücher auf Deutsch. Meine Aufgabe ist es, sich über Neuerscheinungen auf dem deutschen Buchmarkt zu erkundigen und Bestellungen für diese Bibliotheken zu machen. Zudem kommuniziere ich mit unseren Partnern, antworte auf E-Mails der Interessierten, bereite unterschiedliche Verträge vor, kümmere mich um projektbezogene Geldüberweisungen und sonstige kleine Aufgaben.
Warum haben Sie sich für das Studium der Germanistik entschieden?
Für das Germanistikstudium habe ich mich entschieden, weil mich diese Sprache fast mein ganzes Leben begleitet. Als ich 8 Jahre alt war, hat meine Mutter einen deutschen Mann, meinen Stiefvater, geheiratet und wir sind für 2 Jahre nach Deutschland gezogen, wo ich die Sprache lernte. Ich hatte immer ein Talent für Sprachen und dachte, dass es eine gute Idee ist, etwas zu studieren, worin ich gut bin und was mir Spaß macht, und das war eben deutsche Sprache.
Wie haben Sie Ihr Deutsch verbessert?
Mein Deutsch hat sich hauptsächlich durch die Kommunikation mit den Muttersprachlern verbessert. Ich habe ständigen Kontakt zu meinem Stiefvater, seinen Söhnen und einigen Freundinnen aus Deutschland, mit denen ich Deutsch rede. Ich versuche auch, meine Verwandten und Freunde in Deutschland öfter zu besuchen, damit ich zumindest ein bisschen Zeit in der deutschsprachigen Umgebung verbringe. Natürlich hat mir auch das Studium in Germanistik und anschließend das Master-Programm Fachsprache Deutsch (Jura) geholfen. Ich habe Begriffe und Ausdrücke gelernt, die meine Sprache wesentlich bereichert haben.
Welche Karrierechancen eröffnen sich nach dem Germanistikstudium?
Nach dem Germanistikstudium hat man gute Chancen, ein guter technischer oder Literaturübersetzer zu werden, an der Schule oder Hochschule Deutsch zu unterrichten, an einem internationalen Unternehmen oder einer Kulturinstitution wie das Goethe-Institut zu arbeiten.
Warum war es schwer, Deutsch zu lernen, oder warum nicht so schwer?
Deutsch zu lernen war für mich nicht schwer, weil ich zwei Jahre in einer Umgebung verbracht habe, wo alle nur Deutsch sprachen. Als Kind von 8-9 Jahren lernt man eine fremde Sprache sehr schnell, und somit hatte ich Glück, diese Sprache auf einer so natürlichen Weise lernen zu können.
Geben Sie bitte ein paar Beispiele, wie Sie schnell und effektiv Deutsch lernen konnten?
Wie bereits erwähnt, habe ich viele Kontakte zu Deutschsprachlern, was ein sehr guter Weg ist, eine Sprache zu üben. Andere Fremdsprachen lerne ich über die App Duolingo, die interessante interaktive Aufgaben anbietet und meiner Meinung nach eine sehr gute Methode ist, eine Fremdsprache zu lernen. So habe ich ziemlich gute Grundkenntnisse in Schwedisch, Finnisch und Niederländisch erworben.
Wo sprechen Sie Deutsch außer bei Ihrer Arbeit?
Außerhalb meiner Arbeit spreche ich mit meinem Stiefvater, seinen Söhnen und meinen Freunden aus Deutschland Deutsch.
Interviewerinnen Erika Vaičiulytė-Sokolova und Karolina Arlauskaitė, Studentinnen der Germanistik im zweiten Studienjahr.
Studierende berichten
Tage der deutschen Sprache 2023
Tage der deutschen Sprache 2023
Sprachen bauen Brücken: Deutsche „Špūren“ in Litauen
Von Brigita Mackelo
Am 19. Oktober fand in der Zentralbibliothek der Universität Vilnius die Eröffnung der Ausstellung des Fotowettbewerbs „Špūren“ (dt. Spuren, lit. pėdsakai) im Rahmen der Tage der deutschen Sprache statt. Bei der Veranstaltung wurden den Gewinnern und Gewinnerinnen des Fotowettbewerbs, die aus ganz Litauen stammen, gratuliert.
Während des Fotowettbewerbs „Špūren“ suchten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen nach deutschen Spuren in Litauen, fotografierten und beschrieben sie und schickten sie an die Projektorganisatoren. Aus mehr als 70 Fotos wählte die Jury, bestehend aus dem Fotografen Marius Jovaiša, dem Ideengeber und DAAD-Lektor Dr. Alexander Mionskowski und dem Präsidenten des Litauischen Deutschlehrerverbandes Edvinas Šimulynas, die 20 besten Fotos aus, die dann um die Sympathien des Publikums konkurrierten.
Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe I - junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren, Gruppe II - andere Altersgruppen. Den ersten Preis der Jury gewannen Evangelina Magulevičiūtė und Agnė Avižienė. Aurėja Gurevičiūtė und Kristina Miliūnienė teilten sich den zweiten Platz. Der dritte Platz ging an Gabija Bliūdžiūtė und Giedrė Kusaitė. Das Foto von Gabija Bliūdžiūtė erhielt die meiste Sympathie des Publikums und wurde mit dem Publikumspreis geehrt.
Die Eröffnung der Ausstellung zog zahlreiche Gäste an: nicht nur die Teilnehmer und Teilnehmerinnen, die Jury, die Sponsoren und die Organisatoren des Fotowettbewerbs, sondern auch andere Liebhaber der deutschen Sprache und Kultur. Bei der Eröffnung der Veranstaltung betonte Justina Daunorienė, Dozentin an der Universität Vilnius, „das, was wir heute machen, wird Spuren in der Zukunft hinterlassen“.
Die Tage der deutschen Sprache sind eine Veranstaltungsreihe, die vom 16. bis 22. Oktober dieses Jahres stattfand. Es gab zahlreiche Veranstaltungen, die sich mit der deutschen Sprache und Kultur in Litauen beschäftigten. Die Tage der deutschen Sprache werden schon seit 2016 organisiert. Die organisierten Veranstaltungen sind jährlich ein Treffpunkt für viele Menschen, die sich für die deutsche Sprache und die Möglichkeiten, die sie bietet, interessieren.
Die Ausstellung „Špūren“ wird bis zum 20. November im dritten Stock der Universitätsbibliothek Vilnius zu besichtigen sein. Die Fotogalerie kann auch auf www.spuren.lt angesehen werden.
Ausstellung des Fotowettbewerbs in der Zentralbibliothek der Universität Vilnius
Foto von Brigita Mackelo
Tage der deutschen Sprache 2019, 2021
Tage der deutschen Sprache 2021
Auf der Suche nach deutschen Spuren in Litauen
Von Greta Rastenytė
30. Oktober 2021
Teilnehmer und Teilnehmerinnen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Städten kamen zusammen, um Preise für ihre Fotos mit den in Litauen gefundenen deutschen Spuren zu erhalten und die Tage der deutschen Sprache zu feiern.
Am 24. Oktober 2021 fand in der St. Johannes-Kirche an der Universität Vilnius die Preisverleihung des Fotowettbewerbs „Špūren“ statt. Der Fotowettbewerb „Špūren“ ist eine Initiative von Herrn Dr. Alexander Mionskowski, ehemals DAAD-Lektor an der Universität Vilnius, die mit Unterstützung des litauischen DAAD-Alumnivereins, des Litauischen Deutschlehrerverbandes (LDV), der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und des Lehrstuhls für Deutsche Philologie am Institut für Sprachen und Kulturen im Ostseeraum der Philologischen Fakultät der Universität Vilnius umgesetzt wurde. Es gab keine Altersbeschränkung für die Teilnahme am Wettbewerb und man konnte vom 3. Juni bis zum 3. Oktober Fotos mit den in Litauen gefundenen deutschen Spuren einsenden. Die Preise wurden von der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Wilna, dem DAAD-Alumniverein Litauen, dem Übersetzungsbüro „Eurotradus“ und dem Restaurant „Bunte Gans“ gestiftet.
Nach Einsendeschluss wurden die Fotos und ihre Beschreibungen an die Jury weitergeleitet, die aus Ūla Ambrasaitė, Leiterin des Verlags „Lapas“ und Vilnius Street Art Festivals, Marius Jovaiša, Fotograf, Autor der Fotoalben „Lithuania Unseen“, und Dr. Eva Pluhařova-Grigienė, Universität Flensburg, „Berlin Photography Research Network“, bestand. Von den 88 Beiträgen schafften es nur 20 in die nächste Runde der öffentlichen Abstimmung. Bewertungskriterien waren Ästhetik, kulturgeschichtliche Bedeutung, Text-Bild-Verhältnis, Authentizität und Originalität. Auch die Rückmeldung der Öffentlichkeit war wichtig.
Der von der deutschen Botschaft in Wilna gestiftete Publikumspreis ging an Elinga Gustaitytė aus dem Raimundas Samulevičius Progymnasium in Jonava. Ihr Foto „Münzsammlung“ erhielt 355 „Likes“ und 33 „Shares“. Den zweiten Platz belegte Adomas Petrulionis mit seinem Foto „Ultras wollen auch urlauben“ mit 352 „Likes“ und 12 „Shares“. Und auf dem guten dritten Platz landete Faustas Vaičiulis (Gabrielės Petkevičaitės-Bitės Gymnasium in Joniškėlis) mit seinem Foto und Geschichte eines Dachziegels mit 296 „Likes“ und 28 „Shares“.
Der erste Preis der Jury ging an Ieva Avižonytė (Steponas Darius und Stasys Girėnas Gymnasium Kaunas) für das Foto „Erbe des Krieges“. Aušra Nagielienė belegte mit ihrem Foto „Spuren, die nie vergehen...“ den zweiten Platz. Und der dritte Platz wurde Teresė Gerdvilytė (Jesuiten Gymnasium Vilnius) für das Foto „Eine unerwartete Begegnung mit Günter Grass“ verliehen. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten für die Teilnahme am Wettbewerb Sachpreise. Bei der Preisverleihung waren die Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit ihren Familien, Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern und Freunden anwesend, und die Veranstaltung versammelte auch andere interessierte Zuschauer. Und natürlich auch die Förderer des Wettbewerbs und das „Špūren“-Team.
Alle 20 von der Jury ausgewählten Fotos können auf der Facebook-Seite des Fotowettbewerbs unter Konkursas „Špūren“ eingesehen werden.
Ausstellung von Plakaten mit 20 ausgewählten Fotos in der St. Johannes-Kirche.
© Greta Rastenytė
Tage der deutschen Sprache 2021
Warum lohnt es sich, Deutsch zu lernen: Eine Diskussion
Von Margarita Soroko
16. November 2021
Am 18.10.2021 fand im Rahmen der „Tage der deutschen Sprache 2021“ eine online Diskussion über die Bedeutung der deutschen Sprache im internationalen Geschäft statt. Die Veranstaltung richtete sich an die Schüler höherer Klassen sowie an Studierende. Genadijus Smertjevas, Gründer und Leiter des Unternehmens „Memel Consult“, Aliona Girič vom Reisebüro „Estravel“, Marija Eigminienė, Projektleiterin an der Sprachschule Skrivanek, und Eugenija Novicki-Bittner von der Deutsch-Baltischen Handelskammer (AHK), präsentierten in diesem Vortragszyklus ihre Vorträge über die litauischen Exporte und Importe, Möglichkeiten zur Verbesserung der Deutschkenntnisse und Chancen bei der Jobsuche.
Den ersten Vortrag präsentierte Eugenija Novicki-Bittner, Projektleiterin Berufsbildung an der Deutsch-Baltischen Handelskammer. Novicki-Bittner berichtete, dass die litauischen Exporte und Importe aus und nach Deutschland derzeit hoch sind. Außerdem gebe es viele Investoren aus Deutschland in Litauen und der Bedarf an deutschsprachigen Fachkräften sei in den letzten Jahren in Litauen gestiegen. Die Referentin hob hervor, dass die Kenntnisse der deutschen Sprache im Beruf von großem Vorteil sind.
Genadijus Smertjevas, Leiter der Firma „Memel Consult“, wies darauf hin, dass beim Sprachenlernen ständige Anstrengungen und Streben nach Verbesserung erforderlich sind. Später würden sie sich aber lohnen. Deshalb schlug der Leiter der Firma vor, die deutsche Sprache nicht zu vergessen. Denn die deutsche Sprache bietet viele Möglichkeiten in verschiedenen Lebensbereichen. Marija Eigiminienė, Projektleiterin an der Sprachschule „Skrivanek“, nannte die Unternehmen, die Deutsch am dringendsten benötigten, und erzählte von angebotenen Deutschkursen. Es wurden auch Berufe aufgezählt, die für Studierende der Germanistik besonders geeignet sind. Aliona Girič, Leiterin des Reisebüros „Estravel“, bestätigte, dass gute Deutschkenntnisse die Jobsuche erleichtern, und erinnerte, zum Beispiel, an eine interessante Möglichkeit, deutschsprachige Menschen auf internationalen Messen zu begleiten.
Diese Diskussion ermöglichte es allen Deutschlernenden, Berufe kennenzulernen, in denen Deutsch verlangt wird. Auch die Popularität der deutschen Sprache auf dem litauischen Markt wurde thematisiert. Die Vertreterinnen und Vertreter aus dem Geschäft ermutigten zum Deutschlernen, weil es sowohl im Geschäft als auch im Leben helfen kann.
11. November 2019
„Ö kaip vokiškai“ im Salomėja-Nėris-Gymnasium
Von Austėja Saržickaitė
In der vergangenen Woche fanden in ganz Litauen Veranstaltungen der Tage der deutschen Sprache und Kultur „Ö kaip vokiškai?“ statt. Während der Veranstaltungen konnten die Teilnehmer diskutieren, die Vorteile der deutschen Sprache erkennen, sich für die deutsche Sprache interessieren oder einfach nur feiern. Die deutschsprachige Gemeinschaft in Litauen lieferte Ideen für die diesjährige Veranstaltung, die es ermöglichten, die Tage der deutschen Sprache bereits zum vierten Mal zu organisieren. Das Projekt wurde von den Organisationen wie Deutsche Botschaft Wilna, Goethe-Institut Litauen, Deutsche Auslandsschularbeit International, DAAD und AHK initiiert.
Eine Veranstaltung der Tage der deutschen Sprache „Wir sprechen Deutsch!“ fand im Salomėja-NėrisGymnasium statt. Während des Unterrichts hatten die Erstklässler, die Russisch als Zweitsprache lernen, die Möglichkeit, auf Deutsch zu zählen und deutsche Grundphrasen zu lernen. Die Schüler konnten auch an einem Quiz teilnehmen und ihre Kenntnisse über Deutschland testen. Während solcher Veranstaltungen werden junge Menschen ermutigt, Neues zu lernen und sich dafür zu interessieren.
Veranstaltungen in deutscher Sprache in Litauen: Rezitation in einem Café
Von Agata Narvoiš
Die diesjährigen Veranstaltungen der Tage der deutschen Sprache fanden vom 14. bis 20. Oktober statt. Am 16. Oktober wurde das Seminar des Lehrstuhls für Deutsche Philologie der Universität Vilnius (VU) „Öffentlich Reden“ in das Bücher-Café „Mint Vinetu“ verlegt. Auf diese Weise wurden deutsche Texte nicht nur mit deutschsprachigen, sondern auch mit nicht deutschsprachigen Teilnehmern geteilt. Das Treffen wurde von Alexander Mionskowski, DAAD Lektor an der VU, initiiert, daran nahmen BachelorStudierende des 3. und 4. Studienjahres teil. Im Café wurden die Gedichte von deutschsprachigen Autoren wie Hölderlin, Rilke, Trakl, Mörike und Stefan Zweig rezitiert. Die Dichtungen, die die Jahreszeit des Herbstes thematisierten, wurden vom Dozenten ausgewählt. „Nach dieser Vorlesung steht für mich die Poesie auf Platz eins!“, sagte Aistė, 22.
„Ö kaip vokiškai?“ ist eine jährliche Initiative in Litauen, die die Rolle der deutschen Sprache in verschiedenen Lebensbereichen des Landes herausstellen soll.
Die Welt als sinnliche Schöpfung mit Prof. Hans-Jürgen Schings
Von Gabija Šinkevičiūtė
Über 200 Institutionen werden dieses Jahr verschiedene Aktionen und Veranstaltungen zum Tag der deutschen Sprache durchführen. Das Projekt „Tage der deutschen Sprache – Ö kaip vokiškai“ dauert vom 14. bis 20. Oktober 2019. Prof. Hans-Jürgen Schings von der Freien Universität Berlin hielt im Rahmen der deutschen Tage eine öffentliche Vorlesung zur Genesis-Thematik in Goethes „Faust-Dramen“. Die Veranstaltung fand in der Philologischen Fakultät der Universität Vilnius im Studienraum Germanistik (A9) statt. Es ist auch heute besonders wichtig, Fausts Charakter zu verstehen. Man kann dadurch aktuelle Themen, wie Entwicklungskräfte, die Unbedingtheit seiner eigenen Schöpfung, die Welt als sinnliche Schöpfung verstehen und erklären. Der Vortrag von Prof. Hans-Jürgen Schings fand auf Initiative des DAAD Litauen und des Lehrstuhls für Deutsche Philologie der Universität Vilnius statt.
Deutsches Konzert: „Kunstlied“ als Wort und Musik
Von Aistė Matulėnaitė
Das Projekt der Tage der deutschen Sprache „Ö kaip vokiškai?“ präsentiert verschiedene Kultur- und Bildungsprogramme in Litauen und eines davon war in diesem Jahr das Konzert „Kunstlied“ als Wort und Musik. Das Konzert fand am 14. Oktober im Juozas Karosas Saal an der Litauischen Musik- und Theaterakademie (LMTA) statt. Die Studierenden der Akademie präsentierten ein einzigartiges Musikprogramm des Genres Kunstlied. „Wir wollen den Gästen eine der Gattungen der Musik, das Kunstlied, das sehr tiefe Wurzeln hat, näherbringen“, sagte Dozentin Jonė Punytė-Svigarienė.
Während des Konzerts wurden deutsche Literatur und Poesie vorgestellt, durch die viele deutsche und österreichische Komponisten inspiriert wurden, Lieder zu schaffen. LMTA-Studierende haben dann die Werke berühmter Komponisten wie Johannes Brahms, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy aufgeführt.
Grenzen zwischen Ländern und Menschen
Von Anastasija Ganbarova
Von 14. bis 20. Oktober fanden in Litauen die Tage der deutschen Sprache „Ö kaip vokiškai?“ statt. Dieses Projekt wurde zum vierten Mal durchgeführt. Während der Tage der deutschen Sprache gibt es Gelegenheit, viele Veranstaltungen in verschiedenen Städten zu besuchen.
2019 feiern Berlin und Deutschland das Jubiläum des Falls der Berliner Mauer im Jahr 1989. Anlässlich des historischen Ereignisses fand in der nationalen M. K. Čiurlionis-Kunstschule (Nacionalinė M. K. Čiurlionio menų mokykla) in Vilnius die Veranstaltung „Grenzen zwischen Ländern und Menschen“ statt, die dem Bau der Berliner Mauer und der Teilung Berlins gewidmet war. Die Schüler haben über die Berliner Mauer, die Gründe des Baus und Falls der Mauer und auch über das Leben der Berliner gesprochen. Den Schülern wurde der Film „Good Bye, Lenin“ gezeigt. Nach der Diskussion haben die Kinder kreative Arbeiten über die Berliner Mauer geschrieben. Außerdem wurden in der Schule Kurzgeschichten, Kriminalgeschichten und Tagebuch-Auszüge ausgestellt.
Zum ersten und nicht zum letzten Mal in deutscher Sprache
Von Violeta Birbilaitė
Das erste von der Deutschen Botschaft Vilnius und dem Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) Litauen organisierte Kneipenquiz in deutscher Sprache fand am 17. Oktober im Café „Freunde“ in Vilnius statt. Das Kneipenquiz gilt als eine anstrengende, interessante und von vielen Menschen geliebte Aktivität. „Dies ist das erste, hoffentlich nicht das letzte Kneipenquiz in deutscher Sprache“, sagte einer der Organisatoren Alexander Mionskowski, Dozent und DAAD-Lektor an der Universität Vilnius. Diese Veranstaltung wurde während der Woche der deutschen Sprache organisiert. Am ersten Kneipenquiz in deutscher Sprache nahmen neun Teams teil, die aus vier bis fünf Mitgliedern bestanden. Jedes Team musste zehn Fragen aus vier verschiedenen Kategorien beantworten: Geografie, Geschichte, Musik, Bilder sowie eine Blitzrunde mit Fragen machen. Alle Teilnehmer wurden belohnt und die ersten drei Teams mit Sonderpreisen ausgezeichnet.
Erstes deutsches Kneipenquiz in Vilnius
Von Deima Ražinskaitė
Am Abend des 17. Oktober war das Restaurant „Freunde“ mit Leuten gefüllt, die sich für deutsche Sprache und deutschsprachige Länder interessieren. Hier wurde im Rahmen der Veranstaltung „Tage der deutschen Sprache“ das 1. deutschsprachige Kneipenquiz organisiert. Was ist auf deutschen 20- und 50-Eurocent-Münzen abgebildet oder wo wurde der deutsche Film „Kruso“ gefilmt? Die Teilnehmer des Quiz mussten diese und viele andere Fragen beantworten. 9 Teams mussten 5 Runden absolvieren, die aus verschiedenen Themenbereichen bestanden: Geografie, Geschichte, Bilder, Musik. Die letzte Runde war eine Blitzrunde, in der man bei jeder falschen Antwort Punkte verlor. Diese Veranstaltung wurde vom DAAD Litauen und der Deutschen Botschaft Wilna organisiert. Viele Teilnehmer sagten nach der Veranstaltung, dass sie eine tolle Zeit hatten und viele neue Fakten über deutschsprachige Länder lernten. Am Ende der Veranstaltung wurden die Ergebnisse bekannt gegeben und alle Teilnehmer haben Geschenke von den Organisatoren erhalten. Eine Teilnehmerin meinte, es sollte mehr Veranstaltungen wie diese geben: Es ist schön, ein wenig Gehirn zu trainieren und sich davon zu vergegenwärtigen, was man über deutsche Kultur, Geschichte und Geografie weiß, sagte Vikintė Valantinaitė.
Deutschsprachiges Quiz: das erfolgreichste Lied in Deutschland, zum Beispiel
Von Laurita Markevičiūtė
Am 17. Oktober fand im Rahmen der „Tage der deutschen Sprache“ das erste deutschsprachige Kneipenquiz in Vilnius statt. In 9 4er Teams wurde während der 5 Runden heftig über Fragen nachgegrübelt, die durch die Organisatoren vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der Deutschen Botschaft Wilna vorbereitet wurden. Dainius Radzevičius als technischer Assistent versicherte, dass alle Fragen sichtbar sein würden und die Musik für die Teilnehmer gespielt würde. Die Kategorien der Fragen umfassten Geographie, Geschichte, Film, Musik und zuletzt noch schnelle allgemeine Fragen. Die Veranstaltung richtete sich an Deutschlerner ab dem Sprachniveau B1. Unter den Teilnehmern waren sowohl Studenten der Germanistik als auch Personen, die in ihrer Arbeit Deutsch verwenden oder einfach Deutsch beherrschen und gerne an solchen Veranstaltungen teilnehmen.
Auf ihrer Facebook-Seite schreibt die Deutsche Botschaft: „Alle waren mit Spaß dabei und haben noch das eine oder andere Neue dazugelernt.“ Die Teilnehmer der Veranstaltung gaben an, die Fragen hätten ihnen gefallen, sie seien kreativ gewesen, der Schwierigkeitsgrad habe sie zufriedengestellt und die Atmosphäre sei sehr gemütlich gewesen. Darüber hinaus waren alle angenehm von den musikalischen Aufgaben überrascht, die sowohl klassische als auch Popmusik umfassten. Die Songs hatten Hinweise, aber sie haben nicht immer geholfen, auf die Fragen wie „Welches Lied erreichte die Single Position drei der Singlecharts in Deutschland und hielt sich insgesamt 37 Wochen in den Top 10 und 116 Wochen in den Charts?“ zu antworten. Die richtige Antwort war „Atemlos durch die Nacht“ von der deutschen Schlagersängerin Helene Fischer. Es war sicherlich nicht die einzige Frage, die die Teilnehmer verwirrte, Geographie war auch für einige unüberwindbar: „Wie heißt der längste Fluss Deutschlands und wie lang ist er?“ Lassen Sie sich nicht durch den längsten Fluss Europas, die durch Deutschland fließende Donau, täuschen, denn nicht die Donau ist der längste Fluss in Deutschland, sondern der Rhein mit 865 km.
Während der mehrere Stunden langen Veranstaltung wurden den Teilnehmern im Restaurant „Freunde“ Snacks und Getränke serviert. Nach der Dankesrede der Organisatoren für die Teilnahme am Quiz wurden alle Teams mit kleinen Geschenken ausgezeichnet. Die Besten wurden mit größeren Preisen belohnt, wie Taschen, Stiften, USB-Sticks.
Nach Ansicht der Organisatoren sollte die Veranstaltung das Wissen der Menschen über Deutschland erweitern und die deutschsprachige Gemeinschaft vergrößern. Eines ist sicher, die Teilnehmer haben wirklich etwas Neues gelernt und sie werden in der Zukunft nicht nur selbst zu ähnlichen Veranstaltungen kommen, sondern auch ihre Freunde einladen.
Deutschsprachiges Quiz im Restaurant „Freunde“ versammelte viele Interessierte (Foto von Gintaras Staučė)
Einblicke der Auslandsstudierenden
Europäische Diplomaten besuchen vor dem Dziady-Gedenktag „Kurapaty“
Europäische Diplomaten besuchen vor dem Dziady-Gedenktag „Kurapaty“, während Vilnius mit 132 Lichtern an ermordete belarussische Dichter erinnert
Von Liubou Tsishchanka
Am 30. Oktober besuchten europäische Diplomaten am Vorabend des Dziady-Gedenktags die Gedenkstätte „Kurapaty“ nahe Minsk. Das Gedenken ist der „Nacht der erschossenen Dichter“ im Jahr 1937 in Belarus gewidmet, als Vertreter der intellektuellen Elite ermordet wurden. Am selben Wochenende fand auch in Vilnius eine Kundgebung zum Gedenken an dieses traurige Kapitel der belarussischen Geschichte statt.
Am 30. Oktober 2023 kamen europäische Diplomaten zu ihrem traditionellen Besuch zur Gedenkstätte „Kurapaty“ in Belarus. Dieser findet alljährlich am Vorabend des Tages des Gedenkens an die Ahnen statt und ist der „Nacht der erschossenen Dichter“ im Jahr 1937 gewidmet, in der Vertreter der belarussischen Intelligentsia ermordet wurden. Unter den Anwesenden waren auch Repräsentanten der diplomatischen Vertretungen der EU-Länder sowie des Vereinigten Königreichs und der Schweiz.
In der offiziellen Mitteilung der Vertretung der Europäischen Union in Belarus heißt es: „Die Volksgedenkstätte „Kurapaty“ ist ein Zeugnis der unermüdlichen Arbeit vieler mutiger Belarussen, die sich trotz aller Widrigkeiten für den Schutz der Würde der Opfer und des nationalen historischen Gedächtnisses eingesetzt haben. Wir hoffen, dass aus der Geschichte Lehren gezogen werden“.
Während des Besuchs versuchten einige Propagandisten der belarussischen Staatsmedien, die Diplomaten mit Fragen zu provozieren, warum sie nach „Kurapaty“ gekommen seien und warum sie weiße und rote Blumen dabei hätten. Einige erklärten, sie seien gekommen, um ihr Beileid zu bekunden, andere, um das Andenken an die Opfer des stalinschen Terrors zu ehren, aber meistens antworteten die Diplomaten mit Schweigen. Das Niederlegen von Blumen am Mahnmal wurde von den staatlichen Medien als eine alljährlich wiederkehrende Provokation dargestellt.
Die Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1937 ist ein dunkles Kapitel in der belarussischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. In dieser Nacht wurden mehr als hundert belarussische Persönlichkeiten aus den Bereichen Wissenschaft, Kultur, Kunst und Literatur von sowjetischen Geheimpolizisten erschossen. Jedes Jahr findet an diesem Tag die Gedenkaktion „Nacht der erschossenen Dichter“ statt, um die Erinnerung an die herausragenden Intellektuellen zu bewahren, die vom damaligen Regime ermordet wurden.
Am selben Wochenende fand auch in Vilnius ein Gedenken an die „Nacht der erschossenen Dichter“ statt: 132 Kerzen wurden auf dem Rathausplatz angezündet, um an dieses traurige Kapitel der belarussischen Geschichte zu erinnern. Zusätzlich zum Gedenken auf dem Rathausplatz fand in der Nähe des Museums für Besatzung und Freiheitskampf eine Lesung von Gedichten hingerichteter belarussischer Dichter statt.
Das gemeinsame Handeln europäischer Diplomaten bei Minsk und die Gedenkaktionen, die von Belarussen sowohl in Vilnius als auch in anderen Städten auf der ganzen Welt organisiert werden, unterstreichen die Bedeutung der Bewahrung des Gedenkens an die Opfer des stalinistischen Terrors. Trotz möglicher Provokationen setzen die Diplomaten und die Teilnehmer an den Gedenkveranstaltungen die Tradition fort, Respekt zu zollen und die Erinnerung an die Opfer der „Nacht der erschossenen Dichter“ aufrechtzuerhalten. Dieses Handeln verdeutlicht die Wichtigkeit, die Geschichte zu verstehen und Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen.
Joelina Ortmeier: Gruselspektakel im Vingis Park: Alien und Zombie-Horror für die ganze Familie
Joelina Ortmeier, 28. Oktober 2023
Halloween in Vilnius
Gruselspektakel im Vingis Park: Alien und Zombie-Horror für die ganze Familie
Helovynas Vingio Parkas – Veranstaltungsgelände (Fotos: Joelina Ortmeier)
Vilnius. Vom 20. Oktober bis zum 5. November 2023 können sich Halloween-Fans in Vilnius ihre Sonderportion Schrecken im Vingis Park abholen. Unter dem Veranstaltungsnamen Helovynas Vingio Parkas findet das Gruselspektakel täglich von 15 bis 22 Uhr in verschiedenen Themenbereichen statt. Die Tickets können online oder vor Ort gekauft werden.
Mit einer schaurigen Allee aus geschnitzten Kürbisköpfen empfängt das Veranstaltungsgelände im Vingis Park die Besucher und lockt sie in den Bann des Schreckens. Wer nicht aufpasst wird vielleicht gleich zu Beginn Opfer eines Hexenzaubers.
Themenbereiche des Schreckens
Besucher die vom Zauber des Horrors eingeschlossen wurden, können verschiedene Themenbereiche erkunden. Nach Einbruch der Dunkelheit erscheint der Wald im Schein einer installierten Lichtershow, welche die Bäume mit bunten Lichtern oder Mustern beleuchtet. Hier treffen die Besucher auch auf übernatürliche Wesen und Kreaturen wie Geister, Alien und Zombies. Auf einem gruselig gestalteten Friedhof warten weitere Kreaturen des Todes und des Schreckens. Begleitet wird dieser Bereich von mystischen und mysteriösen Klängen, die das Gruselerlebnis für die Besucher so intensiv wie möglich machen.
Installierte Lichtershow, Schreckensfigur und Labyrinth aus Spinnennetzen (Fotos: Joelina Ortmeier)
Aufpassen müssen Besucher im Labyrinth aus Spinnennetzen. Wer hier nicht rechtzeitig herausfindet, muss vielleicht für immer im Bann des Schreckens ausharren. Auf den dunkeln Pfaden lauern zudem weitere Schreckensgestalten. Echte Schauspieler erschrecken und verfolgen die Besucher. „Das Event gefällt mir wirklich gut, die Dekoration und Installationen sind dem Veranstalter wirklich gut gelungen und es ist ein tolles und gruseliges Halloween-Erlebnis“ gibt die Besucherin Melissa K. an. Sie hofft außerdem, dass die Veranstaltung wieder stattfinden wird.
Ausklang auf dem Jahrmarktgelände
Wer genug vom Grusel im Wald hat oder eine Pause braucht, kann auf das Jahrmarktgelände wechseln. Hier können sich die Besucher noch einmal bei einer Fahrt mit einem der hohen und schnellen Fahrgeschäfte erschrecken lassen, aber auch der Ausklang bei einem warmen oder kalten Getränk ist hier möglich. Zudem gibt es hier die Möglichkeit etwas zu essen und das Schauerspektakel im Waldbereich aus der Ferne zu beobachten.
Jahrmarktgelände Helovynas Vingio Parkas (Fotos: Joelina Ortmeier)
Die Tickets sind an der Abendkasse oder online unter https://kakava.lt/en/event/halloween-at-the-vingis-park/6904 erhältlich. Unter der Woche kostet der Eintritt für Erwachsene 9,50€ und am Wochenende 13,50€. Für Kinder gibt es ermäßigte Preise. Der Veranstaltungsort ist der Vingis Park. Weitere Informationen zur Veranstaltung finden Interessierte unter dem oben genannten Link.
30 Jahre nach dem Mauerfall in Berlin: Litauische Perspektive
26. November 2019
Lieder, die nach Freiheit klingen: 30 Jahre Mauerfall
2019 ist ein besonderes Jahr für Deutschland. Die Berliner Mauer, die Deutschland in zwei Teile trennte, fiel am 9. November 1989. Dieser besondere Anlass, das 30-jährige Jubiläum, wurde nicht nur in Deutschland gefeiert, sondern auch in anderen Ländern. In der litauischen Hauptstadt Vilnius wurde ein Konzert organisiert, das die damalige Atmosphäre Litauens sowie die in Berlin zeigte.
Von Violeta Birbilaitė
Algirdas Kaušpėdas und Viktoras Diawara (Foto: Violeta Birbilaitė)
Am 9. November fand auf dem Lukiškių Platz in Vilnius ein Konzert zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls in Berlin statt. Bei diesem Ereignis wurde nicht nur das 30-jährige Jubiläum des Mauerfalls gefeiert, sondern man konnte sich auch an die Atmosphäre und Ereignisse in dem damaligen Litauen erinnern. Das Konzert wurde vom LRT (Litauisches Nationales Radio und Fernsehen) zusammen mit den Partnern von der Stadt Vilnius und der deutschen Botschaft organisiert. An diesem Konzert nahmen Künstler wie Algirdas Kaušpėdas („Antis“), Saulius Urbonavičius-Samas (BIX), Nėrius Pečiūra-Atsuktuvas („Už tėvynę“), Šarūnas Mačiulis („Poliarizuoti stiklai“), Rimantas („Poliarizuoti stiklai“), Jeronimas Milius, Bjelle, „Skamp“, „Lemon Joy“, „Happyendless“ und andere teil. Die Bands und Lieder wurden sorgfältig ausgewählt, damit sie die Zeit in Litauen widerspiegeln, als die Bewegungen für die Freiheit in Litauen wie auch in Deutschland stattfanden.
LRT bereitete ein spezielles Programm mit dem Titel „Die Welle der Freiheit“ („Laisvės banga“) vor, um an das besondere Ereignis des Falls der Berliner Mauer zu erinnern. Dieses Programm endete mit einem Konzert auf dem Lukiškių Platz. Der Titel des Programms wurde wegen der Freiheitsbewegungen in den Ländern unter sowjetischem Einfluss Ende der 1980er Jahre gegeben. In diesem Konzert spiegelte diese Zeit nicht nur die Musik wider, sondern auch die gezeigten Projektionen. Auf dem Monitor, der einer Mauer ähnlich aussah, wurden Bilder aus dem Jahr 1989 in Berlin und im Baltikum sowie die Reden der aktiven Teilnehmer an den Bewegungen für die Freiheit gezeigt.
Um die Atmosphäre der Ereignisse und Bewegungen Ende der 80er Jahre zu enthüllen und zu zeigen, wurde Musik als Hauptinstrument gewählt. Das Konzert wurde vom Cellisten Pijus Mašanauskas und Viktoras Diawara mit spektakulären Projektionen der Berliner Mauer begonnen. „The Wall“ von Pink Floyd wurde als Eröffnungslied gewählt. Später sang Algirdas Kaušpėdas von der litauischen Legendenband „Antis“ den Hit „Kažkas atsitiko“. Das Lied wurde ein wenig verändert, anstatt Martynas wurde Michail gesungen, als Anspielung auf den Fall der Sowjetunion. Später wurden die Lieder von „Foje“ und „Katedra“ von jungen Künstlern, wie Bjelle und Heronimas Milius gesungen. Die Lieder dieser Bands repräsentierten die neuen Bewegungen für Freiheit, Unabhängigkeit und Einigkeit der Menschen gegen Ungerechtigkeit. Im Konzert waren auch legendäre Bands wie „Poliarizuoti Stiklai“, „BIX“ und viele andere zu sehen.
In einem von LRT organisierten Konzert spielten die Reden und Äußerungen berühmter Politiker wie Vytautas Landsbergis oder bekannter Musiker wie Andrius Mamontovas neben der Musik eine besondere Rolle. Algirdas Kaušpėdas teilte vor seinem Auftritt seine Gedanken: „Als wir vor über 30 Jahren den lebendigen Baltischen Weg bauten, fragten sich die Deutschen: Warum brauchen wir eine tote Mauer in Berlin?“, sagte der berühmte Sänger. Andere bekannte Persönlichkeiten sprachen nicht nur über Politik, sondern auch über Musik, insbesondere über den damals beliebten Pank Rock oder eine von Berlin bis Vilnius gefühlte Freiheitsstimmung.
Das Konzert wurde vom LRT übertragen, um Menschen aller Altersgruppen anzuziehen. Die Songs wurden ausgewählt, um diese Zeit zu reflektieren, sie klangen aber auch modern, insbesondere dadurch, dass einige davon von jungen Künstlern wie Bjelle oder Heronimas Milius gesungen wurden. Die Kombination von Projektionen, Reden und Musik spiegelte die Atmosphäre, Ereignisse, Stimmung und Ideen der Zeit der Freiheitsbewegungen und des Falls der Berliner Mauer wider.
30 Jahre nach dem Mauerfall
Ein Konzert ohne Grenzen zwischen Staaten und Menschen
Am 9. November vor 30 Jahren fiel die Berliner Mauer und das war das wichtigste Ereignis für die deutsche Einheit, die Einheit zwischen Ost und West. Wurde der Zusammenschluss nur durch Musik beeinflusst? Oder hatte auch der Baltische Weg vom 23. August 1989, der die Staaten Litauen, Lettland und Estland verband, eine Auswirkung auf die Verteidigung der Idee der Freiheit in Deutschland?
Von Vikintė Valantinaitė
Am Samstag, den 9. November, fand in Litauen auf dem Lukiškių-Platz ein Konzert zum 30. Jahrestag des Mauerfalls statt. Diese Veranstaltung wurde von der litauischen Fernsehanstalt LRT ausgestrahlt. Die Musik von BIX, Skamp und Antis auf dem Lukiškių Platz durchbrach die Grenzen zwischen Staaten und Menschen. Laut LRT-Projektleiterin Justina Vaitkevičiūtė wollten die Organisatoren der Veranstaltung mit dem Musikprogramm ein möglichst breites Publikum ansprechen: „Die Organisatoren wollten, dass die Musik jener Zeit gehört wird und die mit der damaligen Freiheitsbewegung verbundenen Interpreten auf der Bühne auftreten. Für die Zuschauer, die sich nicht an die Zeiten von „Sąjūdis“ erinnern, wird die Musik durch die heutigen Interpreten dargeboten.“
Das Konzert „Die Freiheitswelle von Vilnius nach Berlin“ / D. Umbrasas / Bild vom LRT.
LRT hat ein Spezialprogramm zum Jubiläum des Berliner Mauerfalls vorbereitet. Rasa Tapinienė, Moderatorin von LRT-Broadcasting, führte im Studio ein Interview mit Ramūnas Zilnys, Algimantas Kasparavičius und Saulius Urbonavičius-Sam. Die Diskussion begann die Moderatorin mit den Worten: „Dieser Tag ist ein besonderer Tag, weil wir heute das 30-jährige Jubiläum des Falls der Berliner Mauer feiern.“ Diesem Gedanken stimmte auch der Historiker Algimantas Kasparavičius zu: „Das Jahr 1989 war ein Jahr des Wunders, nicht nur für Litauen, sondern auch für ganz Europa. Am 23. August 1989 bildeten die Menschen eine Kette, die Vilnius (Litauen), Riga (Lettland) und Tallinn (Estland) verband, weil sie gegen die Geheimprotokolle des Molotov-Ribbentrop-Pakts und die Abschaffung der Unabhängigkeit der baltischen Staaten protestierten. Im selben Jahr später, am 9. November 1989, bedeuteten für Millionen Menschen in Ost und West in Berlin ein Tag und eine Nacht ein großes Glück – und den Beginn großer Veränderungen, weil die Berliner Mauer abgerissen wurde und der Westen und der Osten verbunden wurden.“
Spezialprogramm zum Jubiläum des Mauerfalls. Von links nach rechts: Ramūnas Zilnys, Algimantas Kasparavičius, Saulius Urbonavičius und Rasa Tapinienė. Bild vom LRT.lt Portal.
Der Musikkritiker Ramūnas Zilnys hobwährend der Sendung hervor, dass eine große Auswirkung auf den Mauerfall nicht nur Ereignisse in Litauen und im Baltikum hatten, sondern auch die Musik. „Die Musik kann Mauern fallen lassen und sie spielte bei dem Fall der Berliner Mauer eine bedeutende Rolle. Einige Jahre vor dem Mauerfall kam David Bowie nach Westberlin und viele Jugendliche versammelten sich damals an der Mauer im Osten, um das Konzert zu hören. Im Osten forderten die deutschen Behörden unter anderem auch ausländische Musiker auf, Propaganda zu verbreiten und Menschen zu beeinflussen. Das Bruce Springsteen-Konzert am 19. Juli 1988 in Ost-Berlin war das größte Konzertereignis in der Geschichte der DDR. Mindestens 160.000 Zuschauer nahmen an dem Ereignis auf der Radrennbahn Weißensee teil. Gelegentlich wird sogar behauptet, dass das Konzert, an dem Bruce Springsteen sich gegen Propaganda äußerte, zum Fall der Mauerbeigetragen hat,“ so Ramūnas Zilnys.
Zum 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer kamen am Samstagabend in Berlin Zehntausende an das Brandenburger Tor. Es gab Musik von Dirk Michaelis und Trettmann sowie ein Feuerwerk. Doch es wurde auch eine Minute des Schweigens eingelegt. Zehntausende haben am Samstagabend am Brandenburger Tor in Berlin eine Bühnenshow zum 30. Jahrestag des Mauerfalls verfolgt. Die Veranstaltung war der Höhepunkt der Festivalwoche zum Mauerfall in der deutschen Hauptstadt.
1989 folgten viele Länder der Idee der Freiheit nach, auch Musiker verbreiteten das Freiheitsdenken. Wenn der Staat frei ist, sind auch die Menschen frei. Dann haben die Menschen Redefreiheit und innere Freiheit. Ramūnas Zilnys forderte alle zum Schluss der Sendung auf: „Bauen wir Brücken und keine Mauern.“ Alle Gesprächspartner stimmten zu, dass Europa heute ohne die litauische Sąjūdis-Bewegung, die sich damals auch für die Aktion des Baltischen Weges einsetzte, anders aussehen würde.
30 Jahre Mauerfall: ein Symposium in Vilnius mit Gästen aus Deutschland
Am Montagnachmittag, den 4. November 2019, fand um 17.00 Uhr an der philologischen Fakultät der Universität Vilnius das Symposium „30 Jahre Friedliche Revolution in der DDR – Voraussetzungen, Prozesse, Akteure” statt. Mit den eingeladenen Vortragenden Dr. Silke Flegel und Dr. Frank Hoffmann vom Deutschen Kulturforschungsinstitut der Universität Ruhr Bochum wurde zum 30. Jahrestag des Mauerfalls die Entwicklungen in der Zeit vor und nach diesem Ereignis thematisiert. Die Bedeutung der Veranstaltung wurde auch durch die Teilnahme eines der Begründer der litauischen Unabhängigkeitsbewegung „Sąjūdis“, Professor Vytautas Landsbergis, bekräftigt.
Von Agata Narvoiš
Die Symposien „30 Jahre Friedliche Revolution in der DDR – Voraussetzungen, Prozesse, Akteure“ in Vilnius, Tallinn und Riga hatten viel Erfolg.
Die Veranstaltung in Vilnius wurde mit den Grußworten von Matthias Sonn, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Litauen, und Inesa Šeškauskienė, Dekanin der Philologischen Fakultät der Universität Vilnius, eröffnet. Das Symposium fand auf Initiative der Leiterin des Baltisch-Deutschen Hochschulkontors Ieva Pranka statt, es wurde in Vilnius von Dr. Alexander Mionskowski, DAAD-Lektor am Lehrstuhl für Deutsche Philologie der Universität Vilnius, moderiert. Das Programm bestand aus zwei Teilen – zwei Vorträgen, die sich ergänzten. Die Referate von Dr. Silke Flegel und Dr. Frank Hoffmann (beide Ruhr Universität Bochum) thematisierten den Konflikt zwischen den letzten Versuchen, das utopische Potential im Spätsozialismus zu erhalten, und seiner völligen Kapitulation. Die Veranstaltung fand in deutscher Sprache mit einer Simultanübersetzung ins Litauische statt.
Nach kurzen Einführungsreden konnten sich die Gäste, darunter auch Studierende der deutschen Philologie an der VU, den Vortrag von Silke Flegel „Übergangsgesellschaft – Utopie und Utopieverlust in der späten DDR-Kultur“ anhören. Silke Flegel sprach in ihrem Bericht von Künstlern, die feststellt hatten, dass die Tätigkeiten des Alltags und die Utopien einer besseren Zukunft den Menschen geholfen haben, zu überleben. Der zweite Vortrag von Silke Flegel und Frank Hoffmann mit dem Titel „Wir treten aus unseren Rollen heraus “ – Künstler und Intellektuelle der DDR in der Friedlichen Revolution“ erzählte mehr über einzelne Schriftsteller wie Volker Braun und Heiner Miller. Die Gedichte dieser beiden Autoren bezeugen, wie Künstler und Intellektuelle den sozialen Wandel in der Deutschen Demokratischen Republik vorantreiben konnten.
Zwischen den beiden Vorträgen hielt Professor Vytautas Landsbergis eine Rede. In Verbindung mit den Themen der Vorlesungen sprach Landsbergis über die Utopien dieser Zeit. Er betonte, dass das Thema der Utopie mit Lügen und Knechtschaft verbunden ist. Im zweiten Teil seiner Rede sprach Vytautas Landsbergis über aktuelle Ereignisse, einschließlich der deutsch-litauischen Beziehungen. Alle Redner stimmen überein, dass solche Veranstaltungen notwendig sind, um die Möglichkeit des Putsches im Auge zu behalten, da sich die Geschichte gerne wiederholt.
Am 9. November 2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Vor 30 Jahren unterlagen die ostdeutschen Grenzschutzbeamten dem Druck großer Menschenmengen und öffneten die Tore nach West-Berlin. Dieses Ereignis markiert nicht nur die Wiedervereinigung Deutschlands, sondern auch das Ende des Kalten Krieges, der die ganze Welt verwirbelt hatte.
Weitere Informationen:
http://www.hochschulkontor.lv/lt/kalendars/30-years-of-the-peaceful-revolution-in-the-gdr-premises-processes-and-protagonists-2/
KOMMENTAR
30 Jahre Mauerfall:Haben wir die Demokratie und Gleichheit vollständig wiederhergestellt? Vergleich mit Litauen
Am 9. November dieses Jahres feiert Deutschland ein wichtiges Ereignis, das die europäische Geschichte verändert hat – 30 Jahre Mauerfall. Dieses wegweisende Ereignis markierte den Beginn einer großen Veränderung in der politischen Landkarte Europas und im Leben der Europäer, einschließlich der Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit, die wir am 11. März nächsten Jahres zum 30. Mal feiern werden. Trotz der festlichen Stimmung ist ein Teil der deutschen und der litauischen Gesellschaft enttäuscht von dem, was in den 30 Jahren Unabhängigkeit und Einheit (nicht) erreicht wurde.
Von Karolina Baniusevič
Diese Feier ist eines von den Ereignissen, die für alle Deutschen von gleicher Bedeutung sind. Zahlreiche Veranstaltungen, Reden von Politikern, Diskussionen und Ausstellungen spiegeln den großen Einfluss des Mauerfalls auf die deutsche Geschichte wider, der bis heute andauert. Wie durch eine Kettenreaktion gab es in anderen Ländern auch wichtige Änderungen, wie zum Beispiel die am 11. März stattgefundene Wiederherstellung der litauischen Unabhängigkeit. Zweifellos sind 30 Jahre in beiden Ländern ein langer Weg, mit vielen wesentlichen Änderungen, einschließlich der Mitgliedschaft in der Europäischen Union, der Wirtschaftsstabilität, der Einführung des Euro und der Aufrechterhaltung des Friedens in der Region Europa. Wurde aber alles erreicht, was erwartet wurde?
Am 1. Oktober 2019 hat Zeit.de einen Artikel veröffentlicht, der eine Forschungsarbeit von Hans-Böckler-Stiftung präsentiert. Beschäftigte im Osten bekommen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit fast 17 Prozent weniger Gehalt, behauptete das Forschungsteam. Für diesen Unterschied sind mehrere Gründe verantwortlich: im Osten gibt es weniger tarifgebundene Unternehmen als im Westen und oft werden für ArbeitnehmerInnen Ausnahmeregelungen ausgehandelt. Als Konsequenz bekommen die Ostdeutschen weniger Geld als ihre westdeutschen Kollegen, schreibt Zeit.de. Laut der Forschungsergebnisse gilt der Osten nach wie vor für viele Unternehmen als unattraktiver Standort und trotz der Tatsache, dass die Arbeitnehmer die gleiche hohe Qualifikation haben wie die Beschäftigten im Westen, wirkt sich dieser Faktor nicht auf ihre Lohnerhöhung aus. Schwächere Wirtschaft und niedrigere Löhne beeinträchtigen die Stimmung der Bevölkerung. Am 3. Oktober 2019 hat Neue Zürcher Zeitung eine Umfrage aus Ostdeutschland präsentiert, die im Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2019 veröffentlicht wurde. Laut der Umfrage halten nur 38% der Befragten die Wiedervereinigung für gelungen und 57% fühlen sich „als Bürger zweiter Klasse“. Viele junge, ausgebildete Ostdeutsche ziehen in andere Bundesländer um, besonders in die wirtschaftlich stärkeren süddeutschen Regionen. Obwohl sich die Bevölkerung in letzter Zeit stabilisiert hat, haben höhere Arbeitslosigkeit und eingeschränkte Karrieremöglichkeiten zur Leerung der kleineren Städte im Osten geführt.
Litauen musste nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit „von vorne beginnen“. Nach einem Zeitraum von 50 Jahren in der Sowjetunion musste die Gesellschaft plötzlich wirtschaftliche, kulturelle und soziale Veränderungen akzeptieren. In den letzten 30 Jahren wurde viel getan – Litauen ist Mitglied aller großen internationalen Organisationen und das Wichtigste – Mitglied der Europäischen Union. Dem litauischen Volk gefällt jedoch nicht alles, was heutzutage passiert. Eines der größten Probleme ist die im Laufe der letzten Jahre eingetretene wirtschaftliche Stagnation und die hohe Auswanderung. Laut der Statistik, die von Europäischen Migrationsnetzwerk (EMN) vorgelegt wurde, ist seit 1990 die Zahl der in Litauen lebenden Einwohner um 883.000 Personen zurückgegangen, was etwa 24 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Die Migration ist zwar in den letzten Jahren etwas zurückgegangen, aber der Mangel an Arbeitskräften, insbesondere an hochqualifizierten Arbeitskräften, führt zu einer teilweisen wirtschaftlichen Stagnation, was sich auch in den Mindest- und Durchschnittslöhnen in Litauen wiederspiegelt. Die einzige wachsende Stadt ist Vilnius, wo die Beschäftigungsmöglichkeiten und das Lohnniveau um ein Vielfaches höher als in kleineren Regionen und ländlichen Gebieten sind. Junge Menschen aus ganz Litauen kommen nach Vilnius oder Kaunas um zu studieren, bleiben dann letztendlich hier arbeiten und verlassen ihre Heimatgebiete dauerhaft.
Eines verbindet jedoch Litauen und Ostdeutschland – das Potenzial. Die Gesellschaft spricht lauter als je zuvor über Probleme und es geht auch darum, sich selbst und den zukünftigen Generationen gegenüber verantwortlich zu fühlen. Die schmerzhaften Lehren aus der Geschichte ermutigen die Gesellschaft in Ostdeutschland und Litauen, sich an die Grundsätze der Demokratie und der Einheit zu halten, und gute Beispiele sind auf dem Vormarsch. Der Mauerfall symbolisiert den Wunsch der Menschen nach Demokratie und Einheit Deutschlands und Europas. Und dieser Wunsch darf nicht vergessen werden.
Vilnius: Ideal und Wirklichkeit
Glosse
Vilnius – ein Traumziel für Erasmus?
Von Agata Telefus
16. Dezember 2021
Der Tag kommt – du findest heraus, dass du zum Studentenaustauch ausreist. Du blickst auf die Spalte, in der steht, in welche Stadt du gehst, und du siehst: Vilnius, Litauen. Es wird interessant.
Du kommst mit großen Erwartungen an. Doch schon am ersten Tag steht die Hälfte der Studierenden (insbesondere die aus Deutschland, wo das Bier fast mit der Muttermilch getrunken wird) vor einem Hindernis – Alkohol ist erst ab 20 Jahren erlaubt? Ganz zu schweigen vom Verkaufsverbot nach 20 Uhr. Ja, es könnte sogar noch schlimmer sein – an Wochenenden gilt das Verbot bereits nach 15 Uhr.
Jedes Unangenehme hat auch sein Gutes. Zumindest zwingt es dazu, in die Stadt zu gehen, ein Restaurant aufzusuchen und auf diese Weise die litauische Kultur kennen zu lernen. Günstige Preise können ein zusätzlicher Anreiz sein. Aber das Bargeld, das du dank des billigeren Bier sparst, musst du allerdings für ein Taxi zu deinem Wohnheim im Wald ausgeben, denn die Nachtbusse sind zu viel zu bitten.
Vielleicht ist es besser, dass du dir zumindest bei der nächtlichen Rückkehr das Vergnügen ersparst, mit den wirklichen Schmuckstücken von Vilnius zu fahren – den fünfzigjährigen Trolleybussen. Die Ticketpreise sind zwar reizvoll, aber wenn du einmal gesehen hast, wie die öffentlichen Verkehrsmittel in Vilnius aussehen, wirst du zustimmen, dass einfach niemand mehr dafür zahlen würde. Vielleicht hoffst du, dass du von deinem täglichen, fast einstündigen Weg zur Universität etwas Nützliches für dich mitnehmen kannst. Wenn du während der wackeligen Fahrt mit dem jahrhundertealten Trolleybus studieren, lesen oder einfach nur nicht vom Sitz herunterfallen kannst, dann ist das eine tolle Sache.
Letztendlich sollst du versuchen, dich bei den Einheimischen zu integrieren, nachdem du schon hier bist. Glaubst du doch nicht den Klischees über die Verschlossenheit der Litauer, oder? Zum Glück sind die Leute hier etwas wärmer als eiskalte Winter schon im November. Vorausgesetzt, du findest jemanden, der sich zuerst auf Englisch mit dir unterhalten will.
Doch ein ganzes Semester in der grünsten Hauptstadt Europas zu verbringen wird deiner Gesundheit und Wohlbefinden sicher gut tun. Vorausgesetzt, du schaffst es, einige Monate lang ohne Sonnenschein auszuhalten.
Glosse
Wenn Vilnius von Visionen überrollt wird
Von Akvilina Jonauskaitė
16. Dezember 2021
Das wichtigste Projekt „Die Grüne Welle“ soll die Straßen bedecken – 10 000 000 Sträucher, 300 000 Kletterpflanzen und 100 000 Bäume werden innerhalb von 2 Jahren gepflanzt. Man könnte jetzt meinen, die grünste Hauptstadt Europas, die schon etwa 62 % Grünfläche besitzt, sollte zufrieden mit solch einem Titel sein. Das stimmt ja vielleicht auch, aber allem Anschein nach findet der Bürgermeister vor allem die auf die grüne Stadt stolzen Einwohner und die mit Komplimenten um sich werfenden Stadtbesucher erstrebenswert. Wartet nur ab! Wir können es noch grüner machen.
Es ist also einfach bewundernswert, was alles in der Hauptstadt vor sich geht, denn das grüne Projekt ist lediglich ein Punkt in einer Liste von 12 Grundsätzen zur Erneuerung und Sanierung der Straßen. Die Verkehrswege werden also rekonstruiert und verengt, damit unter anderem die Verkehrsbelastung abnimmt und die Verkehrsteilnehmer sich sicher fühlen können. Nur damit klar ist, die zugenommenen Autounfälle in diesen Straßen haben kaum etwas mit der vermeintlich mangelhaften Straßenplanung zu tun. Die Vorwürfe müssen also etwas aus der Fantasy-Serie sein, denn der Bürgermeister hat ja dem Projekt seinen Segen erteilt! Wie soll denn da etwas schieflaufen?
Die Spezialisten mögen hier einen Widerspruch erheben und sagen, sie würden dabei anders vorgehen. Es ist gut möglich, aber sich an die Idee gewöhnen zu müssen, Vilnius sei mit ihrem Bürgermeister an der Spitze auf dem Weg zu einer idealen Hauptstadt, scheint immer unerträglicher. Denn anscheinend nur das würde der Bürgermeister bei einer Auseinandersetzung mit seinen Kritikern sich anhören lassen.
Glosse
Metro in Vilnius: Traum oder Wirklichkeit?
Von Ariana Burmistrova
1. Dezember 2021
In letzter Zeit hören die Bewohner von Vilnius immer mehr von der Idee, eine U-Bahn zu bauen. Der Bau einer U-Bahn wäre wirklich eine großartige Lösung für viele Probleme. Aber ist diese Idee wirklich realistisch?
An dieser Idee scheint zuallererst etwas noch nicht zu stimmen, denn die U-Bahn wurde vor 50 Jahren erstmals erwähnt, aber sie ist bis jetzt noch nicht gebaut. Immer wieder gibt es irgendwelche Gründe und diese Idee tritt in den Hintergrund. Jeder um sie herum versteht, dass Vilnius und damit auch die Einwohnerzahl wächst. Es gibt viele Gründe, warum Vilnius eine U-Bahn braucht. Im Durchschnitt verbringen Autofahrer 167 Stunden im Jahr im Verkehr, von der Umweltverschmutzung ganz zu schweigen. Die Stadtverwaltung ist jedoch kategorisch gegen solche enormen Kosten für den Bau der U-Bahn.
Während Städte, die um ein Vielfaches kleiner als Vilnius sind, bereits Staus beseitigt haben und komfortable U-Bahn-Wagen genießen können, nutzen die Bewohner von Vilnius immer noch die 1996 gekauften Skoda-Busse. Wenn also jetzt etwa 30 Städte, von denen 20 kleiner als Vilnius sind, ihr U-Bahn-System erweitern, bedeutet das, dass entweder sie dumm sind oder wir nicht zählen können. Aber die Bewohner von Vilnius verzweifeln nicht, denn sie haben 25 Jahre alte Trolleybusse.
Glosse
Pflanzen wir im Winter Bäume oder verschwenden wir Geld?
Von Aušra Blinkevičiūtė
16. Dezember 2021
Der Bürgermeister von Vilnius kündigt an, dass in der Stadt im Laufe von zwei Jahren mehr als 100.000 Bäume, 10 Millionen Sträucher und 300.000 Kletterpflanzen gepflanzt werden. Das klingt gut, aber warum im Winter? An den Straßenrändern oder auch im Zentrum, in der Altstadt selbst, ist die Optik der Bäume wirklich schlecht. Merkt die Regierung überhaupt die gefällten und unordentlichen Baumstümpfe alter Bäume? Ich glaube nicht. Der Schlüssel ist, zu verkünden, was für eine gute Arbeit sie leisten, während sie tatsächlich Geld für junge Bäume verschwenden und hoffen, dass sie irgendwie bis zum Frühjahr überleben werden. Ist das nicht komisch?
Der Bürgermeister könnte zunächst besser überlegen, wann er Bäume pflanzen oder ob er zumindest einen Spezialisten für die Bepflanzung konsultieren sollte. Stattdessen wird entschieden, dass es eine gute Idee sei, im Zentrum, mitten in der Konstitucijos Avenue, Bäume zu pflanzen. Dies ist wirklich der beste Ort für die jungen Bäume – betonierte und belebte Straßen, die den ganzen Winter über mit Salz bestreut werden. Ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, die Straße zu verengen, damit die Autos nicht einfach passieren können und es eine Welle von Unannehmlichkeiten und Empörung gibt. Wen interessieren die Konsequenzen, wenn die Regierung so begierig darauf ist, das grüne Vilnius zu sehen?
Glosse
Baumpflanzung im Winter?
Von Greta Rastenytė
6. Dezember. 2021
Die Verwaltung der Hauptstadt hat die Initiative zur Pflanzung von über 100 Tausend Bäumen, 10 Millionen Sträuchern und 300 Tausend Kletterpflanzen ergriffen. Das ist doch eine tolle Idee, oder? Nun, es wäre ein toller Plan gewesen, wenn sie nur bis zum Frühling gewartet hätten... Aber sie haben beschlossen, die Pflanzen im Winter zu pflanzen, und es wird immer kälter und kälter. Ist es nicht Geldverschwendung, wenn die kürzlich gegrabenen Löcher bereits mit Schnee gefüllt sind? Sicherlich wird keine dieser Pflanzen die rauen Umweltbedingungen überleben. Als ob die Idee, sie im Winter zu pflanzen, nicht schon genug wäre, werden sie auch noch in der Mitte der Prachtstraße Konstitucijos gepflanzt. Das bedeutet, dass die Straße verengt werden muss und Autos weniger Platz zum Fahren haben werden. Das ist ein guter Anfang für eine Katastrophe. Ich kann mir schon jetzt all die wütenden Autofahrer und Staus vorstellen. Kurz gesagt, dies war eine der schlechtesten und nicht durchdachten Ideen der Stadtverwaltung. Es wird viel Geld verloren gehen und Vilnius wird nicht grüner werden, denn keine Pflanze wird diese niedrigen Temperaturen aushalten.
Glosse
Covid-Zertifikat und die Tierherde Litauens
Von Kamilė Pavydytė
16. Dezember 2021
Das Thema des Covid-Zertifikats ist in letzter Zeit in Litauen und überall an der Spitze. Derjenige, der das ersehnte Dokument schon bekommen hat, ist normalerweise schnell von einer Gruppe der heiligen und unglaublich intelligenten Impfgegner online attackiert. Sie wissen selbstverständlich am besten den Zweck vom Zertifikat und von allen anderen Beschränkungsmittel gegen das erlogene Virus, aber möchten auch ihre Identitäten wegen wissenschaftlichen Gründen in sozialen Medien mit gefälschten Namen wie Nerka MP oder Maryte uz Tradicine Seima verdecken. Ähnliche, wie bereits erwähnte Persönlichkeiten schreien laut und stolz allen Geimpften, dass sie eine „Tierherde“ seien und der Staatsregierung blind folgen. Unsere Retter kämpfen gegen den Zerfall des Medizinsystems, das noch lange Jahre fehlende Virus (vergessen Sie nicht: das ist nur wie eine Grippe!) und den Konkurs Lidls, der nur mit Zertifikat die Geschäftstür öffnet. Stellen Sie sich etwas so Furchtbares vor: die Erzähler der Wahrheit haben momentan keine Möglichkeit in Lidl einzukaufen! Äh, wie schön wäre es, wenn man mehr von den von der Regierung verborgenen Tatsachen wo lesen könnte... Haben Sie keine Angst: eine echte Auskunft erreichen Sie über die Internetadresse Facebook Punkt com. Scrollen Sie weiter und lesen die legitimen Kommentare unter irgendeinem Post, der mit Covid nichts zu tun hat: Wie erfreulich ist es, dass die Wahrsager die Wahrheit überall kreischen.
Karikatur
Modernes Vilnius
Von Dovilė Dudėnaitė
16. Dezember 2021
Glosse
Vilnius: Ideal und Realität
Von Augustas Makevičius
16. Dezember 2021
Vilnius ist nicht nur die Hauptstadt der Republik Litauen, sondern auch eine Stadt Europas, die von Lonely Planet als Europas verstecktes Juwel bezeichnet wurde. Vilnius begeistert nicht nur wegen der Schönheit der Altstadt, zahlreicher Grünanlagen, lebendiger Kunst und Kultur, bemerkenswerter Küche und moderner Partyszene, sondern ist auch eine Stadt der Innovation und Wissenschaft. Es stimmt, dass Vilnius sich einer erstklassigen IKT-Infrastruktur, flexibler mehrsprachiger Talenten und einer starken Geschäftswelt rühmen kann. Vilnius ist ein Ort talentierter junger Menschen mit den höchsten IKT-Kenntnissen in der EU, fast 100 % mit Englischkenntnissen unter jungen Fachkräften und zeichnet sich in Sektoren wie Fintech, IKT, GBS, Hightech-Fertigung, Biotechnologie und Laser aus. Dies macht Vilnius zu einem großartigen Ort für große Unternehmen, Initiativen, innovative Start-ups und kann daher als Stadt der Innovation und Wissenschaft bezeichnet werden.
Es ist kein vollständiges Bild, es gibt auch Politiker, die idiotische Entscheidungen treffen und ihre Bürger vor der Welt vor Scham erröten lassen. Während sie selbst nicht schwitzen, um die Gelder der Steuerzahler zu leeren. Auch die Löhne sind niedrig und alles ist teuer. Kinder sind faul und verwöhnt, Jugendliche sind drogensüchtig und idiotische Künstler und alles ist immer schlecht! Das ist die Realität.
In der Sowjetunion war alles besser.
Vilnius in der Sowjetunion – ist Vilnius, in dem wir gerne leben würden, eines, das wir nicht vergessen können. Es ist so tief in unseren Köpfen und Erinnerungen verankert. Wir erinnern uns noch gut an die gute alte Zeit. Die Häuser waren kostenlos, die Kinder wurden nicht verwöhnt, die Leute waren fleißig, die Qualität der Produktion war die beste, alles war in Ordnung, die Sowjetbürger waren gesund und schön. Diebstahl, Korruption, Vetternwirtschaft gab es nie! Kunst und Kultur waren raffiniert, und niemand trank...
Kommentar
Vilnius: Verleih von Elektrorollern ohne spezifische Straßenverkehrsregeln und geeignete Infrastruktur
Von Diana Šablovskaja
16. Dezember 2021
Die Regierung von Vilnius hat die offizielle Einführung des Verleihs von Elektrorollern ab 2019 vorgeschlagen, mit dem Ziel, Vilnius zum Anwärter auf den Titel „Europäische Hauptstadt der Elektroroller“ zu machen. Weitere Vorteile sind die Reduzierung von Staus auf den Straßen und der Infrastrukturausbau. Die allgemeine Absicht scheint positiv zu sein, allerdings gibt es noch Lücken, die ausgefüllt werden müssen.
Die erste Lücke ist, dass man keinen Führerschein braucht, wenn man sich einen Elektroroller schnappen und durch Vilnius fahren will. Das bedeutet, dass jeder mit einem Smartphone, Internetzugang und einer Kreditkarte einen Elektroroller mieten kann. So einfach und bequem das auch klingt, es wirft auch weitere Sicherheitsbedenken auf. Einige Fahrer, die sich für das Mieten eines Elektrorollers entscheiden, haben möglicherweise keine Ahnung von den grundlegenden Straßenverkehrsregeln. Es gibt keine speziellen gesetzlichen Vorschriften, die nur für Fahrer von Elektrorollern bestimmt wären. Trotzdem werden Elektroroller mit einer Höchstleistung von nicht mehr als 1 kW und einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h als Krafträder eingestuft. Deshalb müssen die Fahrer die im Kapitel VIII der Straßenverkehrsordnung festgelegten Anforderungen erfüllen. Diese Anforderungen können nur erfüllt werden, wenn sie vorher bekannt sind. Die Wahrscheinlichkeit, dass jede Person diese Vorschriften liest, bevor sie einen Elektroroller mietet, ist sehr gering, vielleicht sogar unmöglich. Die Tatsache, dass potenzielle Nutzer nicht im Besitz eines Führerscheins sein müssen, um ein Fahrzeug zu mieten, scheint eine große Rechtslücke zu sein. Diese Lücke könnte durch die Einführung rechtlich spezifischer Anforderungen nur für Fahrer von Elektrorollern geschlossen werden sowie durch die Verpflichtung potenzieller Nutzer, vor der Anmietung eines Elektrorollers eine kurze Zusammenfassung der Straßenverkehrsordnung zu lesen. Auch wenn es zeitaufwendig klingen mag, gibt es Möglichkeiten, den Prozess zu verkürzen. Bei der Anmietung von Elektrorollern sollten regelmäßige Mieter die Möglichkeit haben, diese Straßenverkehrsordnung zu überspringen, aber es ist auch für regelmäßige Mieter ein Muss, die Straßenverkehrsordnung von Zeit zu Zeit nachzulesen.
Die zweite Lücke, die mit der zuvor erwähnten ersten Lücke in engem Zusammenhang steht, ist das Defizit bei der Verbesserung der Fahrradinfrastruktur. Vilnius möchte den Titel der grünsten Hauptstadt Europas erlangen, dazu werden Bäume gepflanzt und das Fahrradwegenetz ausgebaut, was wirklich gut ist. Aber es besteht ein drastischer Kontrast zwischen der Idealvorstellung und der Realität. Die Möglichkeit, Autos als Hauptverkehrsmittel durch Elektroroller zu ersetzen, ist eher gering. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Ausbau und die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur nur in einigen speziellen Bereichen, z. B. in neuen Wohnblöcken im Herzen des Stadtzentrums, stattfinden. Das hat zur Folge, dass andere, weniger angesehene Gebiete außen vor bleiben. Das Fehlen von Fahrradwegen, eine nicht ausreichende Lage und Länge wie auch die mangelnde Kenntnis der Verkehrsregeln durch die Fahrer von Elektrorollern führen zu zahlreichen Unfällen. In diese Unfälle sind in der Regel Autos, Fußgänger und andere Elektroroller-Fahrer verwickelt. Sind diese Unfälle tödlich? Glücklicherweise noch nicht. Wenn jedoch die Infrastruktur für Radfahrer nicht gleichmäßig in den verschiedenen Gebieten von Vilnius ausgebaut wird, wird es noch viel mehr Unfälle geben. Das liegt daran, dass Fahrer von Elektrorollern an unpassenden Stellen wie Fahrbahnen und Gehwegen fahren und damit nicht nur andere Verkehrsteilnehmer, sondern auch sich selbst gefährden. Diese Lücke könnte durch einen weiteren Ausbau des Radwegenetzes in verschiedenen Gebieten von Vilnius geschlossen werden.
Die Idee, Elektroroller in Vilnius zu vermieten, damit die Stadt umweltfreundlicher wird, ist verlockend. Problematisch sind jedoch Lücken, die die Sicherheit von Elektrorollerfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern in Frage stellen, wie z. B. die fehlende Führerscheinpflicht und der mangelnde Ausbau der Fahrradinfrastruktur. Es sind Anpassungen erforderlich, um die Sicherheit der Nutzer zu gewährleisten.
Kommentar
Mindestlohn in Litauen entspricht nicht den Inflationsraten
Von Karolina Petkevičiūtė
16. Dezember 2021
Die hohen Inflationsraten entsprechen nicht dem Mindestlohn in Litauen und sind am stärksten in der Hauptstadt Vilnius zu spüren. Jährliche Verbraucherpreise sind im Oktober 2021 im Vergleich zum entsprechenden Monat im Jahr 2020 in Litauen sogar um 8,2 % gestiegen. Dieser Indikator mit vorläufigen Schätzungen wurde vom Statistischen Amt nachgewiesen. Die Ökonomen gehen sogar davon aus, dass die Inflation zum Jahresende auf 10 % steigen könnte. In der Hauptstadt Vilnius ist die Inflation am stärksten zu spüren, weil die Hauptstadt die höchste Bevölkerungsdichte hat. Die Bewohner sind am stärksten vom Anstieg der Preise, der Wohnungsmieten und der Lebensmittelpreise betroffen. Schließlich ist der Preis für den Kauf einer Wohnung in Vilnius pro Kopf vielleicht dreimal so teuer wie in jeder anderen Stadt oder jedem anderen Dorf. In solchen Fällen stellen sich bei Inflation unangenehme Fragen. Wenn alles teurer wird, sollte dann der Lohn auch nicht höher werden? Sollte das Gehalt nicht das höchste in der Hauptstadt, das heißt in Vilnius, sein? Ist es überhaupt möglich, die Preise in einem Land, in dem die Regierung keine Lohnerhöhungen verspricht, so stark zu erhöhen?
Die größte Enttäuschung in Litauen ist wohl der langjährige Mindestlohn. Im September 2021 stimmte die litauische Regierung über das Festlegen des monatlichen Mindestgehalts ab und beschloss, das Gehalt für 2022 bis auf 730 € zu erhöhen. Das wäre doch nur um 88 € mehr als im Jahr 2021. Das ist immer noch ärgerlich, denn wenn wir, zum Beispiel, Deutschland, ein sehr erfolgreiches Land in der Wirtschaft anschauen, können wir feststellen, dass der Mindestlohn dort (1.600 €) doppelt so hoch ist wie der Mindestlohn in Litauen. Aber warum ist das so, wenn die Preise für Miete, Strom, Lebensmittel, Versicherungen und andere Ausgaben in den Hauptstädten Vilnius und Berlin fast gleich sind?
Kommentar
Vilnius als die grünste Stadt Europas
Von Gintaras Staučė
Umweltschutz ist ein sehr wichtiges Thema in der Welt. Täglich hören wir in den Medien von den verschiedenen Schwierigkeiten, mit denen wir konfrontiert sind, und deren Lösungen, Neuigkeiten oder Alternativen, die uns helfen können, so umweltfreundlich wie möglich zu sein. Der jährliche Green Space Index (HUGSI) von Husqvarna, als eine der Initiativen zur Sensibilisierung für städtische Umweltverschmutzung, hat Vilnius zur grünsten Stadt Europas und zur dritt grünsten Stadt der Welt gewählt. Trotz dieser erfreulichen Erkenntnisse ist die Stadt Vilnius immer noch mit schlechter Luftqualität und Umweltverschmutzung konfrontiert, wenn auch nicht so schlimm, wie die größten Städte der Welt.
Trotz der Tendenz der Stadtentwicklung und der abnehmenden Baumpflanzung reduziert Vilnius diese Flächen nicht, sondern es vergrößert sie. Allein in diesem Jahr wurden mehr als 8.000 Bäume gepflanzt. Der Bürgermeister von Vilnius, Remigijus Šimašius, sagte: „Zunächst pflanzen wir viele Bäume, Sträucher und Kletterpflanzen dort, wo die meisten Fußgänger sind, wo die öffentlichen Verkehrsmittel und Autos am intensivsten sind. Wir sind froh, dass wir schöne Parks geerbt haben, aber wir korrigieren die Situation, dass die Straßen der sowjetischen Planung uns allzu oft an die Autobahnen erinnern.“ Das Pflanzen von Bäumen in Vilnius ist jedoch nicht der Hauptgrund für einen so hohen Platz im Grünflächenindex (HUGSI). Die Fläche der Stadt Vilnius beträgt 401 km2 (2018), wovon nur 31,2 % bewohnt sind. Wälder machen 35,7 % der Stadt Vilnius aus.
Diese netten Zahlen und netten Kommentare ändern das wahre Bild nicht. Aufgrund der geografischen und geologischen Lage von Vilnius liegt das Stadtzentrum in einem Tal. Eine der Jahreszeiten, in der die Verschmutzung der Stadt am leichtesten zu spüren ist, ist der Winter. Es gibt nicht nur Gebäude, die immer noch mit Kohle beheizt werden, sondern wir verbringen auch viel Zeit in Autos mit laufenden Motoren. Die Luftverschmutzung wird nicht nur durch Heizöfen erhöht, sondern auch durch das Verbrennen ungeeigneter Brennstoffe. Obwohl Initiativen ergriffen wurden, den Verzicht auf die Verbrennung billiger Kraftstoffe zu fördern, geben die Menschen diese Methode wegen ihrer Billigkeit immer noch nicht einfach auf.
Geležinio Vilko, Žirmūnų und Kalvarijų Straßen, Savanorių Allee, ein großer Teil der Altstadt und Naujamiestis sind die Plätze in Vilnius, die die größte Luftverschmutzung haben. In der Geležinio-Vilko-Straße und der Savanorių-Straße, in der Nähe der Hauptverkehrsstraßen, überschreitet die durchschnittliche jährliche Feinstaubkonzentration PM10 den durchschnittlichen jährlichen EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm Schadstoffe pro Kubikmeter. Obwohl wir über das Pflanzen von Bäumen und das Grüne der Stadt reden, muss die Lösung für diese Gebiete kardinal sein. In Vilnius erleben wir immer noch häufig Staus, es gibt nicht genügend Stromladestationen, um eine stärkere Nutzung von Elektroautos zu gewährleisten, und die Straßeninfrastruktur selbst lässt keine andere Wahl, als nur die Hauptstraßen zu nutzen und mehr Zeit in Staus zu verbringen. Auch im Sommer, bei trockenem Wetter ohne Regen, werden die Straßen selten, insbesondere mit Wasser, gereinigt.
Obwohl die Stadt Vilnius zur grünsten Stadt Europas gewählt wurde, spiegelt diese Nominierung nicht die tatsächliche Luftqualität und Verschmutzungssituation wider. Das Stadtzentrum von Vilnius weist immer noch wichtige Lücken auf, die eine einfache Lösung von Luftverschmutzungsproblemen nicht ermöglichen. Die städtische Straßeninfrastruktur ist stark überlastet, hohe Heizpreise fördern günstige Heizalternativen und eine unzureichende Infrastruktur in Bezug auf erneuerbare Energien verhindert die breite Nutzung dieser Alternativen.
19. Dezember 2019
Glosse
Schachmatt oder eine süße Flucht?
Von Violeta Birbilaitė
Vilnius hat jetzt etwas, worauf man stolz sein und worüber man sprechen kann. Den ganzen Monat wird der Weihnachtsbaum, der wie eine Königin geschmückt ist, alle glücklich machen. Die Königin auf dem Schachbrett ist das Thema des Jahres. Die Frage ist nur, wo der König ist? Hielt der Bürgermeister der Stadt Remigijus Šimašius sich für einen König und will er einen Schutz von ihr wie der König im Schach? Man weiß, dass die Augen der Stadtbürger den ganzen Monat auf diesen Weihnachtsbaum gerichtet sein werden und die Fehler und Versprechen des Bürgermeisters darunter verborgen bleiben können. Aber wird diese Königin ihn wirklich beschützen?
Glosse
Die Oberleitungsbusse von Vilnius haben sich seit 1970 nicht verändert
Von Vikintė Valantinaitė
Tausende von Schülerinnen und Schülern sowie Studierenden fahren täglich mit Oberleitungsbussen zu Universitäten, Hochschulen oder Schulen. Diese Oberleitungsbusse sind sehr alt, von der Zeit der Sowjetunion oder vielleicht noch älter. Hoher Geräuschpegel und ständige Störungen beeinträchtigen das Gesamtbild von Vilnius. Die Stadtgemeinde versucht, diese gruseligen Oberleitungsbusse unter den Gemälden von Künstler zu verstecken, wodurch jedoch nur die Sicht verschlechtert wird.
Städte wie Riga, Wien und Berlin setzen solche Fahrzeuge längst nicht mehr ein. Aber Vilnius nutzt diese Fahrzeuge aus der Vergangenheit. Wie lang? Werden zukünftige Generationen diese Antiquitäten auch reiten müssen? Das Internet in Vilnius ist eines der schnellsten in Europa, aber der öffentliche Verkehr ist eines der langsamsten, ältesten und schlechtesten. Neue Oberleitungsbusse würden das Leben der Einwohner von Vilnius verbessern, den Lärm reduzieren und das Gesamtbild von der Stadt verbessern.
Glosse
Den G-Punkt fanden alle, außer Litauen
Von Laurita Markevičiūtė
Das wirtschaftlich am schnellsten wachsende Land Europas, mit einem Einhorn, ist die Spuren des Sowjetismus endlich losgeworden! Zur Hölle, nein.
Solange das Opfer den in „International Travel & Tourism Awards“ gewonnenen Oscar vor aller Augen winkte, versteckte sich die ganze Herde, die keine eigene Meinung oder Wahrnehmung hatte, vor der Schande des Orgasmus.
Nach dem Besuch in Litauen hat der Papst sehr positiv über uns berichtet. Und wer weiß, vielleicht ist es so, weil er die Werbung gesehen hat, die er verstanden hat. Wie alle anderen auch. Sogar Australien, die USA und Araber haben diesen verdammten, beschämenden, mit Legenden übersäten G-Punkt gefunden. In vielen Sprachen wurde die Nachricht über Vilnius verbreitet, Gott sei Dank auch in Litauisch. Doch die Situation ist wahrscheinlich nicht so schlimm, schließlich hat die Regierung sie nicht zensiert. Wie viele Oscars müssen noch gewonnen werden, damit die Litauer dieses tief verwurzelte sowjetische Denken vergessen können?
Glosse
Die dunkle Seite von Vilnius
Von Deima Ražinskaitė
In letzter Zeit zieht Vilnius immer mehr Touristen an. Vielleicht liegt das an der G-Spot-Werbung oder daran, dass die Leute den Gediminas-Turm zum letzten Mal sehen wollen, bevor er einstürzt, oder vielleicht daran, dass sie damit rechnen, dass der Bau des Nationalstadions endlich abgeschlossen sein wird.
2017 wurde Litauen in den Exekutivrat der Welttourismusorganisation gewählt. Aber wie hat es geschafft, den Tourismus zu verbessern? Anscheinend war die beste Wahl, um Touristen anzulocken, die Werbeidee „G-Spot“. Obwohl Werbung in Litauen umstritten war, gelang es ihr, die Aufmerksamkeit der Touristen und die Anerkennung der Welt zu gewinnen. Aber was wird geboten, was man in Vilnius oder im „G-Spot Europas“ sehen kann?
Eines der Touristenziele könnte der Gediminas-Turm sein. Deshalb beschloss die Stadt Vilnius, den Touristen einen besseren Blick auf den Turm zu gewähren, und befahl, die hundertjährigen Bäume auf dem Gediminas-Turmhügel zu fällen. Die Absichten wären gut gewesen, wenn der Turmhügel hätte nicht zu bröckeln begonnen. Irgendwie ist es allen Spezialisten, die behaupteten, dass die alten Bäume den Hügel schädigen, gelungen, zu scheitern. Jetzt ist der ganze Hügel eingezäunt und für eine Weile wird es unmöglich sein, ihn zu besteigen. Früher sah der Turm wirklich beeindruckend aus, aber jetzt ist die Aussicht definitiv nicht mehr die beste. Touristen sollten sich also beeilen, die Überreste des Gediminas-Turms zu besichtigen, bevor dieser vollständig zusammengebrochen ist.
Eine weitere Berühmtheit in Vilnius könnte der unvollendete Bau des Nationalstadions in der Nähe des Einkaufszentrums Akropolis sein. Natürlich, wenn nicht die Metallstangen, könnte dieses Meisterwerk mit den Ruinen einer antiken griechischen Akropolis verglichen werden.
Wir können nur hoffen, dass künftige Generationen den Gediminas-Turm und das fertiggestellte Nationalstadion noch sehen können.
Glosse
Das grüne Vilnius und nicht so „grüne“ Liebe zu Autos
Von Karolina Baniusevič
Unsere geliebte Stadt Vilnius wird oft in Artikeln, Touristenbroschüren und Anzeigen als schön, gemütlich und als eine Stadt mit einer interessanten Geschichte beschrieben. Das ist die echte Wahrheit, die sowohl von den Stadtgästen als auch von den Menschen, die hier leben, bestätigt wird. Die Einwohner von Vilnius betonen selbst die grüne Umwelt und Fülle an Parks in Vilnius. Unsere grüne Stadt zeigt jedoch zu Stoßzeiten ein anderes Gesicht: Die Einwohner von Vilnius lieben ihre Autos, so dass der tägliche Verkehrsstau sie nicht daran hindert, ihre Autos zumindest an Wochentagen auf dem Hof abzustellen.
Die Bemühungen der Stadtverwaltung, dass die Einwohner von Vilnius auf Auto verzichten würden, ähneln bislang dem Kampf gegen die Windmühlen. Es wäre jedoch ein Fehler zu behaupten, dass die Stadtregierung nicht versucht, mehr Menschen für die Nutzung alternativer Transportmittel anzuziehen. Die Stadt hat viele neue Busse und O-Busse gekauft, das Fahrradverleihsystem „Cyclocity“ funktioniert seit einigen Jahren recht gut. Auch private Unternehmen bieten die Möglichkeit, Fahrräder oder Elektroroller für eine Stunde oder einen Tag zu mieten.
Diese Alternativen funktionieren gut in der Sommersaison bis zum ersten Morgen im September. Dann wird es unklar, ob die Schüler ihre Eltern auffordern, sie mit dem Auto zur Schule zu fahren, oder ob jeder Student für gute Noten ein Auto bekommt. Oder vielleicht schätzen wir, wie die meisten Nordländer, unseren persönlichen Raum sehr, so dass wir zur Arbeit im Auto alleine fahren müssen.
Was jedoch die Stadtregierung nicht kann, werden die Tankstellen selbst tun: Nachdem die Einwohner von Vilnius die gestiegenen Kraftstoffpreise sehen, werden sie ihre Metallfreunde in den Garagen ruhen lassen. Für mindestens einen Tag.
Glosse
Vilnius und die U-Bahn
Von Rou-Jun Chen
Der U-Bahn-Plan wird seit vielen Jahren wegen ständigen Verkehrsstaus in Vilnius diskutiert. Dieser Plan würde den Menschen den Ärger mit Staus ersparen und Autoabgase reduzieren. Würde es auch negative Auswirklungen geben? Ist der Plan wirklich realisierbar?
Erstens verfügt Vilnius nicht über ausreichende finanzielle Mittel, um das Projekt zu verwirklichen. Kein Investor wird so viel Geld investieren und bereit sein, 15 bis 20 Jahre darauf zu warten, dass es sich nur zum Wohle der gesamten Bevölkerung auszahlt. Selbst die einfachste Voraussetzung für die U-Bahn – das Kapital – ist wie ein Traum. Zweitens, wenn die U-Bahn eingerichtet ist, werden die täglichen Vibrationen vom Boden unweigerlich die historischen Stätten der Stadt beeinflussen. Infolgedessen befindet sich auch die größte Altstadt Europas in einer gefährlichen Situation. Will Vilnius mehr Geld für die Aufrechterhaltung des Kulturerbes ausgeben und das Land mit dem höchsten Budget für die Restaurierung von Denkmälern in Europa werden? Oder wird dies die Folge des Umtauschs von Denkmälern gegen die kostbare Zeit sein?
Kommentar
Das Gewerkschaftshaus in Vilnius: heute schon eine Geschichte
Von Agata Narvoiš
Das Kulturhaus der Gewerkschaften Vilnius wurde 1964 auf dem Tauras-Berg gebaut.
1992, nach der Wiederherstellung der Unabhängigkeit Litauens, wurde das Gewerkschaftshaus privatisiert, durch Dutzende von Institutionen, die von Zeitungsverlagen bis zu Kindertanzstudios reichten. Ein massiver Brand auf der rechten Seite des litauischen Gewerkschaftshauses im Jahr 2004 hat das ältere Gebäude stark beschädigt. Die linke Seite wurde jedoch weiter vermietet. Bis 2019 waren in der linken Seite des Gewerkschaftshauses Künstler-, Designer- und Tanzstudios sowie mehrere Nachtclubs untergebracht.
Im Oktober 2019 begann der Abriss des Gewerkschaftshauses. Es war geplant, dass das Gebäude vor dem Ende des Jahres verschwinden muss. Die Regierung von Vilnius und das Kulturministerium beabsichtigen, an diesem Ort einen nationalen Konzertsaal zu errichten, der fast 50 Millionen Euro kosten würde. Ist dies nicht ein Beispiel für eine unangemessene Behandlung des kulturellen Erbes?
Es gibt die Meinung, dass ein solches vor 55 Jahren erbautes Gewerkschaftshaus allein aufgrund des Alters Kulturerbe sein muss. Das Gebäude musste vom Amt zur Bewertung unbeweglicher Kulturgüter bewertet werden. Weil es nicht getan wurde, hat man den Eindruck, dass sein Schicksal von einer „Gruppe von Freunden“ bestimmt wurde. Sollte ein solches Gebäude abgerissen werden? Ist dieser Ort für einen Symphoniekonzertsaal geeignet?
Derzeit ist das Gebäude bereits abgerissen. Der neue Konzertsaal soll ein multifunktionales Kunstzentrum mit Platz für Orchester sein. Neben einem großen Saal für akustische Musikkonzerte mit 1.500 Personen ist ein Mehrzwecksaal mit 500 Plätzen geplant.
Kommentar
Vilnius und Winter? Es gibt viel mehr als nur kaltes Wetter.
Obwohl die meisten Leute der Meinung sind, dass der Wintertourismus in Vilnius nicht sehr gut entwickelt ist, zeigen die Statistiken etwas anderes. Laut der Pressestelle der Stadt Vilnius ist die Zahl der Reisenden in Vilnius seit 2017 um 12,15% und die Zahl der Veranstaltungen um 31% gestiegen. Die meisten Touristen kommen in der Weihnachtszeit.
Aistė Matulėnaitė
Die Statistik spricht für sich, Vilnius als Hauptstadt steht nicht still. Selbst wenn das Thermometer -20 anzeigt, kommen die Leute immer noch, um diese Stadt zu besuchen, und es gibt viele Gründe dafür.
Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Vilnius ist die Altstadt. Sie war 1994 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen und wird oft als die größte Altstadt Osteuropas angesehen. Aufgrund seiner Architektur gilt Vilnius als eine der schönsten Hauptstädte des alten Kontinents. Während der Wintersaison ist die gesamte Altstadt von Vilnius mit Weihnachtsdekorationen geschmückt und der Weihnachtsbaum wird zur Hauptattraktion der Stadt. Die Stadtgemeinde Vilnius stellt Zehntausende von Euro für diese Schönheit in der Mitte des Platzes zur Verfügung, und es wird erwartet, dass die Touristen dieses Geld wieder einbringen. Aber Weihnachten ist eine Zeit der Wunder und alles soll sich laut Statistik auszahlen.
Das Weihnachtsmärchen 3D ist eine Weihnachtstradition in Vilnius. Jedes Jahr von 25. bis 29. Dezember versammelt die Geschichte mehr als 120.000 Zuschauer auf dem Hauptplatz der Hauptstadt. Ein kostenloses Geschenk der Gemeinde Vilnius an die Leute.
Auf dem Lukiškės-Platz finden Leute im Winter bereits einige Jahre hintereinander eine Eisbahn. Noch eine gute Winterattraktion für alle Leute mitten in der Altstadt von Vilnius. Neben der Eisbahn können die Leute einen Winterbrunnen mit Licht- und Glasinstallation sehen.
In der Altstadt von Vilnius kann man im Winter wirklich viele Aktivitäten unternehmen. Vilnius bietet als Hauptstadt viel Unterhaltung, die Leute müssen sich nur entscheiden.
Aus dem Leben der Studierenden
18. Dezember 2019
Erfahrungen im Studentenwohnheim: die Perspektive von drei besten Freundinnen
Drei Studentinnen wohnen in einem kleinen Raum. Einen kleinen Raum zu teilen, ständig Zeit miteinander zu verbringen und niemals allein zu sein, könnte für manche Menschen wie ein Alptraum klingen. Drei junge Damen erzählen eine andere Geschichte. Vielleicht ist es kein Unbehagen, sondern ein unendliches lustiges Erlebnis?
Von Violeta Birbilaitė
Ein Schritt in den Raum und schon spürt man die Weihnachtsstimmung. Hängende Lichter, ein kleiner Weihnachtsbaum in der Ecke, Geruch nach Mandarinen und Rotweingläser auf dem Tisch. „Ja“, sagt Kotryna, die Bewohnerin des Raums, „Gestern haben wir ein bisschen Weihnachten gefeiert“. Wenn man weiter in den Raum geht, stellt man fest, wie klein der Raum ist. Die Betten stehen dicht beieinander, es gibt einen großen Kleiderschrank, ein Bücherregal, einen Tisch und eine Küchenecke. Trotzdem wirkt das Zimmer gemütlich, komplett eingerichtet und ist voller guter Stimmung. Die Gemütlichkeit wird von drei charismatischen Studentinnen geschaffen: Kotryna (22), Eivina (21) und Liucija (21).
Eivina und Liucija studieren Wirtschaft und Kotryna studiert litauische Philologie. Drei verschiedene Studentinnen haben sich kennengelernt, als sie 2017 ihr Studium an der Universität Vilnius begonnen haben. Fremde Studentinnen bewarben sich um ein Studentenwohnheim und hatten das Glück, dass sie das gleiche Zimmer bekamen. „Ich erinnere mich, dass ich Angst hatte, dass meine Mitbewohnerinnen unfreundlich sein werden oder ich kein gemeinsames Gespräch mit ihnen finden werde“, sagt Eivina. Die Mitbewohnerinnen zeigen um den Raum und erzählen, wie sich alles verändert hat, seitdem sie hier eingezogen sind. Neue Farben der Wände, neue Möbel und kleine Dekorationen sind die wichtigsten Dinge, die sie getan haben. Es ist bereits das dritte Jahr, das sie zusammenleben, und einige Gewohnheiten und Routinen sind bereits festgelegt, aber das Leben hier ist nie langweilig.
Kotryna (links) und Liucija freuen sich über die Weihnachtsdekoration (Foto: Violeta Birbilaitė)
Natürlich stellt sich die Frage, wie drei junge Frauen mit Zeit und Raum umgehen. Unterschiedlicher persönlicher Rhythmus und sogar unterschiedliche Vorlesungsverzeichnisse scheinen eine komplizierte Aufgabe zu sein. Kotryna beginnt zu erzählen, wie ihr Tag aussieht: „Ich wache ziemlich früh auf, weil meine Vorlesungen um 9 Uhr beginnen und ich normalerweise bis 15 oder 17 Uhr an der Universität bin. Dann gehe ich nach Hause und entspanne mich oder mache einige Aufgaben für mein Studium.“ Andere Studentinnen haben einen ganz anderen Stundenplan: Der Unterricht findet am Nachmittag in der Regel ab 15:00 Uhr statt und sie bleiben bis 19:00 Uhr oder 20:00 Uhr an der Universität. Ein anderes Tempo kann herausfordernd aussehen, aber die Studentinnen freuen sich darüber, weil sie Zeit haben, ihre Aufgaben getrennt zu erledigen. „Am Anfang, wenn Kotryna am frühen Morgen aufstand, war es ein bisschen nervig, aber jetzt höre ich nichts und es ist völlig in Ordnung“, lacht Liucija. Es scheint, dass sie gelernt haben, sich aneinander anzupassen.
Das Leben hier geht weit über den Raum und das Lernen hinaus. Da das Studentenwohnheim eine Gemeinschaftsküche und ein Gemeinschaftsbad hat, sind alle Nachbarn bekannt und einige von ihnen werden Freunde. Die Bewohner ändern sich ziemlich oft, sodass man sich vorstellen kann, wie viele Leute man dort trifft. Beim Sitzen im Raum ist irgendwo Musik zu hören. „Fast jeden Tag kann man irgendwo eine Party hören, natürlich nicht zu laut und nicht sehr spät“, erzählt Kotryna und alle lachen. Die Mitbewohnerinnen verbringen viel Zeit miteinander, nicht nur um zu studieren oder sich zu entspannen, sondern auch Geburtstage und andere Feste in ihrem Zimmer mit anderen Freunden zu feiern. Obwohl der Raum recht klein ist, können hier bequem mehr als zehn Personen Platz finden. „Wir sind wie eine Familie und hier ist zumindest vorerst unser wunderbares Zuhause“, sagt Eivina mit einem breiten Lächeln.
Details, die manchmal die Stimmung verderben
Wenn man sich dem Gebäude nähert, kann man sehen, dass es ziemlich alt ist. Obwohl es renoviert wurde, gibt es einige Nachteile. Die Küche hat alte Haushaltsgeräte, die nicht einfach zu bedienen sind. „Es ist lustig, weil ich zuerst nicht wusste, wie ich den Herd mit einem Streichholz anzünden sollte. Ich sah aus wie ein verwöhntes Mädchen“, teilt Kotryna ihre Erinnerungen. Jetzt backen junge Frauen Kuchen und andere noch kompliziertere Gerichte, weil sie sich an die alten Haushaltsgeräte gewöhnt haben.
Die Küche hat keinen Kühlschrank. Wenn man also einen braucht, muss man ihn im eigenen Zimmer haben, was für die Studentinnen auch ungewöhnlich war. Ein weiteres Problem in der Küche ist die Sauberkeit, das gleiche gilt für das Badezimmer. „Ich verstehe, dass es von den Menschen abhängt, die hier leben, aber es ist das, was mich am meisten nervös macht. Warum ist es so schwer, das Geschirr abzuwaschen oder die Dusche sauber zu lassen?“, ärgert sich ein bisschen Eivina.
Die Studentinnen sagten nichts Schlimmes über ihr Zimmer oder dass sie sich unwohl fühlten. Sie lernten, mit dem Raum umzugehen, den sie haben, und jede hat ihre eigene Ecke. Kotryna lernt im Bett, Eivina sitzt am Tisch und Liucija geht lieber in die Bibliothek. Da das Zentrum für wissenschaftliche Kommunikation und Information, in dem die Studierenden gerne für ihr Studium arbeiten, rund um die Uhr geöffnet ist und in der Nähe steht, gehen sie einfach dorthin, wenn sie viel Arbeit haben. Aber Platzprobleme tauchen doch manchmal auf. Auch wenn die Kommunikation zwischen den Mitbewohnerinnen perfekt ist, möchten sie doch manchmal ein bisschen Zeit allein verbringen.
Trotz allem eine wundervolle Zeit
„Meine Mitbewohnerinnen sind jetzt meine besten Freundinnen“, teilt Eivina und andere stimmen zu. Die Stimmung in ihrem Zimmer ist nicht nur wegen der Weihnachtsbeleuchtung magisch. Sie strahlen vor Freude und sind wirklich froh, dass sie einander haben. Die Fremden wurden zu besten Freundinnen und teilen erstaunliche Erfahrungen miteinander. Das Leben im Studentenwohnheim ist eine einzigartige Erfahrung, auch wenn es auch einige negative Seiten hat. Hier lernen die Menschen sich anzupassen, flexibler in verschiedenen Situationen zu sein und erleben natürlich erstaunliche Erinnerungen und Erfahrungen.
Ein Tag von Angst, Sorge und Entspannung
19. Dezember 2019
Von Gabija Šinkevičiūtė
Am 11. Dezember versammelten sich die Studierenden der deutschen Philologie, um ihre Bachelor-Themen vorzustellen und zu präsentieren, was sie in ihren Abschlussarbeiten untersuchen und beweisen wollen und welche Punkte ihnen beim Schreiben ihrer Arbeit noch Schwierigkeiten bereiten.
22 Studierende präsentierten innerhalb von knapp vier Stunden ihre Themen und das Seminar wurde von der Dozentin Diana Šileikaitė-Kaishauri geleitet. Insgesamt 25 Studenten hätten ihre Themen vorstellen müssen, drei von ihnen waren aber nicht im Seminar anwesend: vielleicht hatten sie Angst, vielleicht haben sie beschlossen, ihr Präsentationspapier nicht zu schreiben, oder, so menschlich wie es auch sein mag, sie haben das Seminar einfach verschlafen.
Vor 11 Uhr standen alle Studenten hinter der Tür und warteten darauf, dass Diana den Raum öffnet, damit sie dort erstmals Platz nehmen können. Während des Wartens und Stagnierens diskutierten alle, ob sie sich bereit oder nicht bereit fühlten, über ihre Arbeit zu sprechen. Einige behaupteten, dass sie in der letzten Nacht ausgedacht haben, was sie für die Präsentation sagen wollen, andere meinten, dass sie sich die ganze Woche oder den ganzen Monat vorbereitet haben. Die Reden der Studierenden wechselten von nervösem Kichern zu ruhigen Momenten. Man konnte sehen und spüren, dass jeder tief darüber nachdachte, wie es weitergehen wird, ob irgendein anderer Dozent kommen wird, um zuzuhören, oder nicht. Viele fühlten sich dann später erleichtert darüber, dass ihre Betreuer nicht gekommen waren, um ihr Scheitern oder schlechte Vorbereitung zu sehen, oder waren einfach froh, keine komplizierten Fragen von Dozenten zu ihrem Thema gestellt zu bekommen.
Als die Tür geöffnet wurde und die ersten Plätze eingenommen wurden, begannen viele zu flüstern, wer als erster vortragen wird, aber ihre Angst wurde durch die Dozentin gebrochen, die sagte, dass zuerst die Arbeiten von Studierenden, die Deutsch als Nebenfach haben, vorgestellt werden. Für viele war es eine Erleichterung, dass sie mehr Zeit haben werden, länger zu sitzen und mit ihrer Angst, vor der Öffentlichkeit zu sprechen, zu kämpfen. Manche hatten ihre Präsentationen auf Folien, einige gingen nur mit Papier in den Händen und sprachen im Stehen, was an Dianas Worte erinnerte, dass alle Studenten an dem Tag, an dem sie ihre Bachelorarbeiten verteidigen werden, stehen werden; aber Gott sei Dank, Studenten können sich hinter dem Rednerpult verstecken.
Die ersten Stunden der Präsentationen vergingen schnell. Einige der Studenten schrieben neu, was sie über ihre Bachelorarbeit, die sie noch nicht angefangen haben zu schreiben, sagen wollen, einige machten ihre Hausaufgaben für die nächsten Stunden und verfassten beispielsweise psycholinguistische Tests, einige starrten vor sich hin und versuchten sich wahrscheinlich daran zu erinnern, was sie in ihre Präsentationsfolien gesteckt hatten. Auf jeden Fall waren alle mit etwas beschäftigt.
An diesem Tag hatten alle ein Ziel für die Zukunft. Für manche war es die Darstellung des Brexit-Phänomens in den deutschsprachigen Medien, die Identifizierung der Beziehung zwischen dem Individuum und der Gesellschaft aus der kultursemiotischen Sicht, die Aufdeckung der Tendenzen, zu welchem Zweck die weltberühmten Fotos in deutschen Portalen benutzt werden, oder auch Karnevalesk und Humor in der Literatur. Man könnte sagen, sehr große Ziele für die so kurzen fünf Monate.
Der Respekt der Studierenden galt jedoch derjenigen Dozentin, die vier Stunden lang sitzen konnte, ohne eine Toilettenpause und ohne Wasser zu trinken oder etwas zu essen. Und immer hatte sie einen Kommentar, einige Bemerkungen oder Ratschläge für die Studenten, wenn kein anderer einen Kommentar oder eine Bemerkung abgegeben hatte, um mit seiner unangemessen Frage nicht zu zeigen, dass sie, die Studierenden, wirklich nicht zuhörten, oder vielleicht um Zeit zu sparen oder einfach die Kommilitonen nicht weiter zu foltern.
Die dargestellten Themen, die sich alle mit der deutschen Sprache befassten, variierten zwischen der Analyse verschiedener Geschichtsdiskurse in unterschiedlichen Medien oder grammatikalischen, sprachlichen Analysen verschiedener Phänomene. Alle versuchen etwas Neues zur Sammlung von Bachelorarbeitsthemen aus der vierhundertvierzigjährigen Geschichte der Universität Vilnius beizusteuern, um in den kommenden Monaten „Hinc itur ad astra“ gelangen zu können.
Ausstellung an der Universität Vilnius
20.10.-13.11.2020
„Von der friedlichen Revolution zur Deutschen Einheit“
Die Ausstellung behandelt die wichtigsten politischen Entwicklungen, Ereignisse und Personen v. a. im Zeitraum November 1989 bis Oktober 1990 und informiert anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Wiedervereinigung über Meilensteine des politischen Umbruchs in Mitteleuropa.
Die Eröffnung der Ausstellung, die im Rahmen der Tage der Deutschen Sprache in Litauen gezeigt wird, fand am 20.10. um 14:30 Uhr statt. Sprecher*innen waren die Generaldirektorin der Universitätsbibliothek Frau Irena Krivienė, Botschaftsrat Thomas Pfanne von der Deutschen Botschaft in Litauen und die Leiterin des Lehrstuhls für Deutsche Philologie, Doc. Dr. Vaiva Žeimantienė. Dr. Alexander Mionskowski (DAAD Litauen / Lehrstuhl für Deutsche Philologie) moderierte.
Die Ausstellungsplakate sind im Korridor rechts neben dem Professoren-Lesesaal im 3. Stock der Universitätsbibliothek (Hauptgebäude, universiteto gatve 3 , 01513 Vilnius) zu besichtigen. Im Rahmen eines Projektes mit Studierenden des Lehrstuhls für Deutsche Philologie sind für die 22 Plakate jeweils litauische Zusammenfassungen erstellt (2. und 3. Studienjahr) und in Zusammenarbeit mit Prof. Kardelis (Universität Vilnius) als Audiospur aufgenommen worden (1. Studienjahr). Sie können von Besuchern über einen QR-Code auf den Plakaten mit dem eigenen Smartphone gescannt und angehört werden. Auch der litauische Text ist auf diese Weise verfügbar.
Eingerahmt und ergänzt werden die 20 deutschsprachigen Plakate in der Bibliothek zudem durch Informationen und Übersetzungen in litauischer Sprache (an den Postionen 1, 12 und 23). Sollte aufgrund der Covid-Krise eine Besichtigung vor Ort nicht mehr möglich sein, kann die Ausstellung auch rein virtuell auf der Seite des Lehrstuhls für Deutsche Philologie besichtigt werden: https://www.flf.vu.lt/institutai/bkki/struktura/vfk/91-lt/struktura/institutai/bkki/vfk/4353-studentu-projektas-nuo-taikiosios-revoliucijos-iki-vieningos-vokietijos
Die Ausstellung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und des Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer wurde aus Mitteln des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) beschafft. Auch die weiteren Kosten der Produktion von Inhalten und der Installation wurden durch den DAAD finanziert.
Faust-Glossar
Faust-Glossar
Ausgewählt und szenenweise erstellt vom Lektürekurs des 2. Studienjahres Deutsche Philologie, Herbstsemester 2019/20
AutorINNen: Julius Barzdaitis, Dovilė Dudenaitė, Akvilina Jonauskaitė, Domas Lavrukaitis, Kamilė Pavydyte, Emilija Šerkšnaitė, Gintaras Stauče, Justina Vrašinskaitė,
Redaktion: Dr. Alexander Mionskowski
Textgrundlage: Hamburger Ausgabe (GW BD. III, Dramatische Dichtungen I. Faust: Der Tragödie erster Teil. Der Tragödie zweiter Teil. Urfaust)
Folgende Abschnitte und Szenen blieben bislang unbearbeitet:
Faust I: Vorspiel und Prolog, Beginn des 1. Aktes „Nacht“, vor dem Tor mit Wagner, Studenten (Auerbachs Keller). Faust II: Akte I-IV komplett.
„Studierzimmer“ (S. 43-59)
1. ungestüm (S.43, V.1181; Faust)
Laut Duden bedeutet dieses Wort a) seinem Temperament, seiner Erregung ohne jede Zurückhaltung Ausdruck gebend; stürmisch wild b) wild, heftig, unbändig. Es wird von Faust ausgesprochen: „Verlassen hab’ ich Feld und Auen, / Die eine tiefe Nacht bedeckt,/ Mit ahndungsvollem heil’gem Grauen / In uns die bessre Seele weckt./ Entschlafen sind nun wilde Triebe, / Mit jedem ungestümen Thun,/ Es reget sich die Menschenliebe,/ Die Liebe Gottes regt sich nun.“ (S. 43) Obwohl sich Faust hier in einer bestimmten Distanz von diesem ungestümen Tun fühlte, ist dieses Adjektiv im Kontext des ganzen Werkes und besonders auch in Bezug auf das Handeln Fausts, das Gretchen betrifft, für Faust sehr passend.
2. versiegen (S.43, V.1212; Faust)
Laut Duden hat dieses Wort die Bedeutung von „zu fließen aufhören“. Es wird von Faust ausgesprochen: „Ach! nach des Lebens Quelle hin. / Knurre nicht Pudel! Zu den heiligen Tönen, / Die jetzt meine ganze Seel’ umfassen, / Will der thierische Laut nicht passen. / Wir sind gewohnt, daß die Menschen verhöhnen, / Was sie nicht verstehn, / Daß sie vor dem Guten und Schönen, / Das ihnen oft beschwerlich ist, murren; / Will es der Hund, wie sie, beknurren. / Aber ach! schon fühl’ ich, bey dem besten Willen, / Befriedigung nicht mehr aus dem Busen quillen. / Aber warum muß der Strom so bald versiegen,/ Und wir wieder im Durste liegen?“ (S. 43) In dieser Szene ist eine starke Umwandlung von dem Inneren Fausts zu bemerken. Von Befriedigung bis zum Durst läuft sein unruhiges Herz und das Wort „versiegen“ hilft dabei zu verstehen, dass Faust eine stabile und durchgesetzte Form des Glücks fehlt.
3. Bedingnis, die (S.49, V.1432; Mephistopheles)
Dieses Substantiv ist in österreichischer Amtssprache gebräuchlich, dessen am besten passende deutsche Entsprechung „die Bedingung“ ist. Laut Duden bedeutet Bedingung a) etwas, was gefordert und von dessen Erfüllung etwas anderes abhängig gemacht wird oder b) etwas, was zur Verwirklichung von etwas anderem als Voraussetzung notwendig, gegeben, vorhanden sein muss oder c) Gegebenheit, die für jemanden oder etwas bestimmend ist; Lebensumstand, Umstand. Es wird von Mephistopheles ausgesprochen: „Wenn dir’s beliebt, so bin ich auch bereit / Dir zur Gesellschaft hier zu bleiben; / Doch mit Bedingniß, dir die Zeit, / Durch meine Künste, würdig zu vertreiben.“ (S. 49) Mit diesem Wort erwähnt Mephistopheles ganz offen, dass er Faust nur dann dienen wird, wenn er seine eigene Maßnahmen anwenden darf. Weil Faust damit einverstanden ist, weil er das erlaubt, wird es auch klar, dass er nicht nur ein Opfer der teuflischen Künste, sondern auch ein bewusster Komplize ist, vielleicht eben der Hauptführer der Ereignisse, die später im Text vorkommen.
4. ergetzen (S.50, V.1443, Mephistopheles)
Eine veraltete Form des Verbs „ergötzen”. Laut Duden bedeutet dieses Wort a) jemandem Spaß, Vergnügen, Freude bereiten, oder b) an etwas Vergnügen haben (reflexive Form des Verbs). Es wird von Mephistopheles im folgenden Textabschnitt ausgesprochen: „Du wirst, mein Freund, für deine Sinnen, / In dieser Stunde mehr gewinnen, / Als in des Jahres Einerley, / Was dir die zarten Geister singen, / Die schönen Bilder die sie bringen, / Sind nicht ein leeres Zauberspiel. / Auch dein Geruch wird sich ergetzen, / Dann wirst du deinen Gaumen letzen, / Und dann entzückt sich dein Gefühl. / Bereitung braucht es nicht voran, / Beysammen sind wir, fanget an!“ (S. 50) Faust verwendet es etwas später in einer substantivierten Form: „Verflucht was als Besitz uns schmeichelt, / Als Weib und Kind, als Knecht und Pflug! / Verflucht sey Mammon, wenn mit Schätzen / Er uns zu kühnen Thaten regt, / Wenn er zu müßigem Ergetzen / Die Polster uns zurechte legt! / Fluch sey dem Balsamsaft der Trauben! / Fluch jener höchsten Liebeshuld! / Fluch sey der Hoffnung! Fluch dem Glauben, / Und Fluch vor allen der Geduld!“ (S.54, V.1601) Im ersten Fall führt das Wort zu der Darstellung einer total durchdringenden Vergnügung, die in sich selbst fast versunken ist. Im zweiten Fall wird aber eine ganz ähnliche Bedeutung negativ ausgemalt: Faust möchte sich nicht „müßig“ versenken in einer See von Vergnügung. Das wäre ihm nicht genug, er strebt nicht danach. Dieses Wort ist also deshalb bemerkenswert, weil auf die Weise, auf welche es vorkommt, dabei hilft, zu verstehen, was für Faust eigentlich wichtig bzw. nicht wichtig ist. Dann kommt dieses Wort nochmal vor, als Mephistopheles erneut versucht, Faust zu der oberflächlichen Freude des Lebens zu drängen: „Euch ist kein Maß und Ziel gesetzt. / Beliebt’s euch überall zu naschen, / Im Fliehen etwas zu erhaschen; / Bekomm’ euch wohl was euch ergetzt. / Nur greift mir zu und seyd nicht blöde!“ (S. 58, V.1760)
5. entbehren (S.53, V.1549; Faust)
Laut Duden bedeutet dieses Verb a) jemanden vermissen/ missen oder b) auf jemanden/ etwas verzichten, ohne jemanden/ etwas auskommen müssen oder c) ohne etwas sein, einer Sache ermangeln. Es wird zweimal von Faust ausgesprochen: „In jedem Kleide werd’ ich wohl die Pein / Des engen Erdelebens fühlen. / Ich bin zu alt, um nur zu spielen, / Zu jung, um ohne Wunsch zu seyn. / Was kann die Welt mir wohl gewähren? / Entbehren sollst du! sollst entbehren! Und kurz danach: Und so ist mir das Daseyn eine Last, / Der Tod erwünscht, das Leben mir verhaßt.“ (S.53) Im Kontext des Abschnitts deckt dieses Wort Fausts Beziehung zu der Welt auf, indem es sie als freudlos darstellt und auch etwas darüber verrät, wie unglücklich und wie stark Faust von den Leidenschaften beeinflusst ist.
6. Trümmer, die (S.54, V.1614; Geisterchor)
Dem Duden zufolge ist „Trümmer“ ein veraltendes Wort, dessen heutige Entsprechungen „Bruchstück“ und „Überrest“ sind. Es wird von einem Geisterchor ausgesprochen: „Weh! weh! / Du hast sie zerstört, / Die schöne Welt, / Mit mächtiger Faust, / Sie stürzt, sie zerfällt! / Ein Halbgott hat sie zerschlagen! / Wir tragen / Die Trümmern ins Nichts hinüber, / Und klagen / Über die verlorne Schöne. (S.54) Und noch einmal in Worten Fausts: Das Drüben kann mich wenig kümmern, / Schlägst du erst diese Welt zu Trümmern, / Die andre mag darnach entstehn. / Aus dieser Erde quillen meine Freuden, / Und diese Sonne scheinet meinen Leiden; / Kann ich mich erst von ihnen scheiden, / Dann mag was will und kann geschehn.“ (S.56, V.1661) In beiden Fällen geht es darum, dass für Faust die alte Welt vorbei ist. Mit “alte Welt” ist das Regime von traditioneller Moralität, altem Wissen und alten Sitten gemeint, von welchem Faust mit seinem Ziel jetzt weit entfernt steht. Auch aus diesem Wort kann man verstehen, dass es für Faust nichts Heiliges gibt – er ist bereit, die Welt und ihre Ordnung, die von Gott geschaffen wurde, in Trümmer zu legen und interessiert sich nicht für die Transzendenz.
7. erweitern (S.59, V.1774; Faust)
Laut Duden bedeutet dieses Verb a) in seiner Ausdehnung, in seinem Umfang vergrößern, b) weiter, größer werden. Es wird von Faust ausgesprochen: „Und was der ganzen Menschheit zugetheilt ist, / Will ich in meinem innern Selbst genießen, / Mit meinem Geist das Höchst’ und Tiefste greifen, / Ihr Wohl und Weh auf meinen Busen häufen, / Und so mein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern, / Und, wie sie selbst, am End’ auch ich zerscheitern.“ (S.59) Dieses Wort dient zur Erklärung des Hauptsinnes des Paktes zwischen Mephistopheles und Faust, indem es darstellt, warum Faust solch einem Vertrag zugeneigt ist: Er ist fast sicher, dass nichts auf dieser Welt ihm Befriedigung bringen kann, aber um das ein hundert Prozent zu behaupten und glauben zu können, muss er diese Hypothese empirisch beweisen, d.h. er muss alles, was dem Menschen zugeteilt ist, erleben. Er muss sein „eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitern“ (ebd.).
8. zerscheitern (S.59, V.1775; Faust)
Laut Wörterbuchnetz.org bedeutet dieses Wort „in Stücke scheitern“ Es kommt in dem unter dem Wort „erweitern“ eingesetzten Abschnitt vor: „Und, wie sie selbst, am End’ auch ich zerscheitern.“ (S.59) Weil es schwer ist, die Bedeutung dieses Wortes im Rahmen des Werkes unbestreitbar zu bestimmen, gibt es viele mögliche Interpretationen. Eine wäre, dieses Zerscheitern als den körperlichen Tod zu betrachten, nach welchem es nichts anderes gibt. Eine andere wäre, es als die Unerträglichkeit der Leidenschaften des Lebens zu verstehen; Faust spricht in dem Abschnitt über alles, was er erfahren muss und am Ende, wie eine Folge dieser Erfahrungen, nennt er das Zerscheitern. Darüber hinaus ist es hier bewiesen über die Hoffnungslosigkeit zu sprechen: das Ende, das für die Menschen zugedacht ist, ist grausam und führt zur keiner bedeutungsvollen Einheit, sondern zur Zerstreuung und Vernichtung. Andere Erklärungen gibt es auch, aber für einen Überblick werden diese genügen.
9. Augenblick, der (S.57, V.1699; Faust)
Dem Duden zufolge verweist dieses Wort auf einen Zeitraum von sehr kurzer Dauer, einen Moment. Es kommt an einigen Stellen vor, aber das wichtigste Auftreten ist in einer Rede Fausts: „Und Schlag auf Schlag! / Werd’ ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön!“ (S.57, V.1699) Dieses Wort macht den Umfang der Befriedigung, nach der Faust strebt, deutlich. Der Umfang ist sehr klein, er ist nur ein Augenblick; das heißt, dass es für Faust genug wäre, wenn er einfach nur der Möglichkeit der Befriedigung eines Menschen begegnet bzw. erlebt, weil es ihm am wichtigsten ist, endlich und ganz bestimmt zu wissen: Gibt es solch einen erfüllten Zustand, oder gibt es nicht. Im Tiefsten verlangt er also keine konkrete Sache oder Gefühle, keinen besonderen Inhalt des Augenblickes, nur ihn selbst als reinen Aspekt des Daseins.
10. verweilen (S.57, V.1700; Faust)
Laut Duden bedeutet dieses Verb „sich an einem bestimmten Ort für eine Weile aufhalten, für eine kürzere Zeit bleiben”. Es wird von Faust in Beziehung auf den vorher beschriebenen Augenblick verwendet: „Werd’ ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch! du bist so schön!“ (S.57) Im Imperativ verwendet, gibt das Wort hier die Heftig- und Wichtigkeit des Augenblickes wieder. Wie ein Paradoxon aufgebaut, ist die Verbindung zwischen den beiden Wörtern eine Darstellung der Stärke der – in den Augen Fausts unmöglichen und doch verlangten – Zufriedenheit eines Menschen. Obwohl etwas schwinden muss, will man es auf keinen Fall ziehen lassen – was bedeutet, dass Faust nur noch so bleiben wollte, wo und wie er schon ist. In anderen Worten: Er ist befriedigt. Doch dieser Zustand würde laut Wette mit Mephisto Faust dazu zwingen, seine Seele aufzugeben.
Julius Barzdaitis
„Hexenküche” (S.75-84)
1. Meerkatze, die (S.75, dritte Zeile; Szenenbeschreibung)
Ein Affe mit lebhaft gezeichnetem Fell, rundlichem Kopf und langem Schwanz (laut duden.de). Die Konnotation der Meerkatzen oder Affen ist generell so, dass sie primitiv sind. Im Text aber wirken die Meerkatzen wie schlaue menschliche Gestalten. Sie üben alltägliche Tätigkeiten aus (in der Szenenbeschreibung, S.75: „Eine Meerkatze sitzt bei dem Kessel [...] und sorgt, daß er nicht überläuft.“), sie führen Gespräche, sind in der Lage, in gleichem Maße wie Menschen nachzudenken und kreieren beispielsweise Metaphern und Vergleiche: „Das ist die Welt; / Sie steigt und fällt / Und rollt beständig; / Sie klingt wie Glas [...]“(S.77, V.2402-2405). Ich habe Information über das Symbol der Meerkatzen in einem Werk von Albrecht Dürer gefunden. In Dürers Werk Maria mit der Meerkatze (aus dem 15 Jh.) wird dieses Tier als Zerrbild des Menschen verstanden und aufgrund seines frechen Verhaltens steht es symbolisch für etwas Negatives[1].
[1] Quelle: https://www.museum-joanneum.at/blog/vom-schwein-und-der-meerkatze-bei-albrecht-duerer-wunder-tier-teil-10/ , letzter Zugriff: 2020-01-05
2. Raserei, die (S.75, V.2339; Faust)
Entspricht der Bedeutung von „rasen“, d.h. sich wie irrsinnig gebärden, „wütend toben“ (laut dwds.de). Dieses Substantiv spiegelt im Text den Skeptizismus von Faust wider. Er kann den Prozess der Verjüngung gar nicht ernsthaft betrachten: „Versprichst du mir, ich soll genesen / In diesem Wust von Raserei? / Verlang’ ich Rat von einem alten Weibe?“ (S.75,V.2338-2340) Das Wort Raserei verstärkt den Zweifel Fausts und zeigt dem Leser, dass der Protagonist am Anfang des Abschnittes die Situation eigentlich für einen Witz hält.
3. Trank, der (S.76, V.2367; Faust)
Eine gehobene Weise um ‚Getränk‘ zu sagen. Um dieses Wort dreht sich im Prinzip die Handlung in der Szene „Hexenküche“. Erst kommen Mephisto und Faust in der mysteriösen Küche an, um den Verjüngungsprozess mit Hilfe des Zaubertranks zu beginnen. Später äußert Faust seine Skepsis und fragt, warum Mephisto selbst das Getränk nicht mischen kann und wieso der Prozess so kompliziert ist: „Warum denn just das alte Weib! / Kannst du den Trank nicht selber brauen?“ (S.76, V.2366-2367) Später erfährt der Leser, dass der Trank eine enorm starke Wirkung hat und auch tödlich sein kann.
4. Gärung, die (S.76, V.2373; Mephisto)
Laut duden.de entsprechend der Bedeutung von gären, d.h. sich teilweise (unter Bildung von Alkohol, Milchsäure oder Buttersäure) zersetzen. Das Substantiv ist hier bedeutend, weil es die spezifische Weise der Herstellung des Zaubertranks verrät. Dieses Wort enthüllt auch, dass der Herstellungsprozess viel Zeit braucht und es gibt einen Hinweis auf die unvorstellbare Kraft des Getränks: „Die Zeit nur macht die feine Gärung kräftig. / Und alles, was dazu gehört, / Es sind gar wunderbare Sachen!“ (S.76, V. 2373-2375). ‚Gärung‘ (griech. stasis) hat auch eine politische Bedeutung – so wurde im alten Griechenland die Zeit vor politischen Umbrüchen bezeichnet (Wikipedia).
5. abgeschmackt (S.77, V.2387; Faust)
Etwas ist dem Empfinden zuwider, geistlos, töricht, albern (laut duden.de). Dieses Adjektiv zeigt im Text den geschlossenen Zustand von Faust, ebenso bezeichnet es noch einmal seine Skepsis über dem Verjüngungsprozess. So äußert der Protagonist seine Antipathie gegen die Meerkatzen und ihre ganz launige Weise um sich zu unterhalten: „Beim Schmause, / Aus dem Haus / Zum Schornstein hinaus!“ (S.77, V.2381-2383) Danach folgt der Dialog zwischen Mephisto und Faust, wo Faust seine Verärgerung klarmacht: „Wie findest du die zarten Tiere? / So abgeschmackt, als ich nur jemand sah!“ (S.77, V.2386-2387)
6. schmeicheln (S.77, vor V.2394; Meerkater)
Laut duden.de beeutet das Verb, übertrieben Gutes über jemanden sagen, ihn wortreich loben (um sich beliebt zu machen). Hier ist die Schlauheit des Meerkaters zu bemerken. Mit seiner Schmeichelei versucht er, seinen Nutzen durch Mephisto zu bekommen: „O würfle nur gleich / Und mache mich reich, / Und laß mich gewinnen!“ (S.77, V.2394-2396) Der Kater möchte Mephisto anlocken und hofft auf den Gewinn, aber der reagiert darauf mit bissigem Humor: „Wie glücklich würde sich der Affe schätzen, / Könnt’ er nur auch ins Lotto setzen!“ (S.77, V.2400-2401)
7. Zauberspiegel, der (S.78, V.2430; Faust)
Eine Wortzusammensetzung aus Zauber und Spiegel. In einem Spiegel bemerkt Faust das Bild einer unglaublich schönen Frau und ist enorm begeistert davon: „Was seh‘ ich? Welch ein himmlisch Bild / Zeigt sich in diesem Zauberspiegel!“ (S.78, V.2429-2430) Die Vision Fausts symbolisiert seine Sehnsucht nach der körperlichen Liebe, ebenso gilt sie als ein Zeichen der Jugend. In Bezug auf die Vision und den Zauberspiegel wird am Ende des Abschnitts ein kultureller sowie historischer Kontext gegeben. Mephisto erwähnt Helena (Tochter Zeus’ in der griechischen Mythologie), die generell als ein der Idealbilder der Frau betrachtet wird. Es könnte aber auch Gretchen damit assoziiert werden.
8. Gerippe, das (S.80, V.2481; Mephisto)
Bezeichnung für das Knochengerüst des Körpers, Skelett (laut duden.de). Mephisto hat dieses Wort als abfälliges ‚Epitheton‘ gebraucht, nachdem die Hexe zurückkam und ihn geringschätzte: „Erkennst du mich? Gerippe! Scheusal du! / Erkennst du deinen Herrn und Meister?“ (S.80, V.2481-2482) Die Hexe hat ihn nicht nur nicht erkannt, sondern ihn auch mit Flammen bespritzt. Das „Gerippe“ gilt als ein Symbol des Todes und Ekels, auf diese Weise degradiert Mephisto die Hexe und zeigt seine Autorität.
9. Pferdefuß, der (S.80, V.2490; Hexe)
Laut duden.de kann ein dem Huf des Pferdes ähnelnder Fuß des Teufels, eines Fauns o.Ä. als Pferdefuß bezeichnet werden. Die Hexe erkennt Mephisto nicht, weil sie keinen Pferdefuß sieht, der meistens ein Hauptzeichen des Teufels ist: „O Herr, verzeiht den rohen Gruß! / Seh‘ ich doch keinen Pferdefuß.“ (S.80, V.2489-2490) Danach werden im Text die herkömmlichen Symbole bzw. Insignien des Teufels erwähnt: die Hörner, Klauen, der Schweif, zwei Raben. Davor erwähnt Mephisto selbst seine (nicht so typischen) äußeren Zeichen – das rote Wams und die Hahnenfeder.
10. Possen, die (S.82, V.2536; Mephisto)
Laut dwds.de ein lustiger Streich, eine Narretei, ein Unfug. So beschreibt Mephisto das Ritual der Hexe, bevor Faust den Zaubertrank zu sich nimmt: „Ei Possen! Das ist nur zum Lachen [...]“ (S.82, V.2536) Faust fühlt sich wegen des komischen Verhaltens der Hexe (er nennt das „den abgeschmacktesten Betrug“) verwirrt. Mephisto verrät, dass dieses Ritual, die Verwünschung und die Magie generell „alt und neu“ sind. Laut ihm ist es „die Art zu allen Zeiten“, „Irrtum statt Wahrheit“ zu (ebd.) verbreiten.
Kamilė Pavydytė
„Gretchen-Episode I” (S.84-98)
1.tugendreich (S.84, V.2610; Faust)
– „Sie ist so sitt- und tugendreich,/ Und etwas schnippisch doch zugleich.“ Bedeutung: moralisch vorbildlich. Die Tugend bezeichnet die Gesamtheit der moralischen Normen eines Menschen. Die Sitte ist auch eine moralische Norm, aber sie wurde aus einer Familie oder Gesellschaft übernommen. Dieses Adjektiv charakterisiert Margarete.
2. Beichte, die (S.84, V.2625; Mephistopheles)
Bedeutung: Sündenbekenntnis. Mephistopheles denkt, dass Margarete eine Gläubige ist, die gerade ohne eigentlichen Grund zur Beichte ging. Daher meint Mephistopheles zuerst, dass er keine Gewalt über Gretchen habe.
3. Geschöpfchen, das (S.85, V.2644; Faust)
– „Hätt’ ich nur sieben Stunden Ruh’,/ Brauchte den Teufel nicht dazu,/ So ein Geschöpfchen zu verführen.“ Bedeutung: ein kleines Lebewesen, kraftloser Mensch. Faust stellt sich vor, dass der Teufel so stark sein soll, dass Gretchen dagegen nur ein Geschöpfchen wäre.
4. List, die (S.85, V.2658; Mephistopheles)
– „Jetzt ohne Schimpf und ohne Spaß./ Ich sag’ Euch: mit dem schönen Kind/ Geht‘s ein- für allemal nicht geschwind./ Mit Sturm ist da nichts einzunehmen;/ Wir müssen uns zur List bequemen.“ Bedeutung: etwas nicht mit Kraft erreichen, sondern mit Lüge. Wenn der Teufel Gretchen nicht verführen kann, weil sie zu tugendreich ist, dann muss er mit einer Lüge kommen. Dieses Wort ist wichtig, weil es eine Information über die nächste Szene gibt.
5.Kerker, der (S.87, V.2694; Faust)
– „In dieser Armut welche Fülle!/ In diesem Kerker welche Seligkeit!“ Bedeutung: mittelalterliches Gefängnis. In dieser Episode ist der Kerker im metaphorischen Sinn gemeint. Ihre Mutter hält Gretchen unter Kontrolle. Dieses Wort sagt ein Teil der Zukunft vorher, als Gretchen im realen Kerker ist.
6. Lüsternheit, die (S.88, V.2740; Mephistopheles)
– „Dann rat’ ich Eurer Lüsternheit,/ Die liebe schöne Tageszeit/ Und mir die weitre Müh’ zu sparen.“ Bedeutung: Verlangen auf Besitz oder Genuss. Dieses Wort zeigt, wie Mephisto Fausts Zustand sieht und für sich nutzen will. Im Gretchens Zimmer fühlt Faust sich unsicher, ob seine Tat richtig ist. Mephistopheles sagt Faust ein Kästchen in den Schrein zu legen. Faust zweifelt und der Teufel macht sich einen Spaß mit Faust, dass Faust geizig ist.
7. reüssieren (S.86, V.2674; Mephistopheles)
– „Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüssieren!“ Bedeutung: Erfolg haben. Der Teufel spricht hier mit Ironie, weil Faust denkt, dass alles so einfach für den Teufel ist. Das Geschenk ist ein Kästchen mit verschiedenem Schmuck.
8. Zeitvertreib, der (S.92, V.2864; Mephistopheles)
– „So ein verliebter Tor verpufft/ Euch Sonne, Mond und alle Sterne/ Zum Zeitvertreib dem Liebchen in die Luft.“ Bedeutung: Unterhaltung. Wieder mit Ironie verwendet, als ob alles einfach und immer erfolgreich wäre. Mephistopheles betrachtet Faust hier als einen Dummkopf („Tor“), der ohne Nachdenken seinem Begehren folgt.
9. Totenschein, der (S.92, V.2872; Martha)
– „Vielleicht ist er gar tot!- O Pein!- -/ Hätt’ ich nur einen Totenschein!“ Bedeutung: ein Dokument. Es bestätigt den Tod von Jemanden durch ärztlichen Befund oder Zeugenaussagen. Dieses Wort halte ich für wichtig, weil es mit der nächsten Replik verbunden ist, in der Mephisto Lügengeschichten über Marthas Ehemann zählt, damit Faust mit Gretchen im ihrem Garten zusammentreffen kann. Der Totenschein ist wichtig für Martha, weil sie das Erbe bekommen will.
„Gretchen-Episode II” (S.99-112)
1. Weisheit, die (S.98, V.3080; Faust)
Die Weisheit ist durch Erfahrung gewonnene Lehre. Faust lernt sehr viel und ist nie zufrieden mit seinem Wissen, aber alles verändert sich, als er Margarete (Gretchen) trifft. Er sagt zu ihr ,,ein Blick von dir, ein Wort mehr unterhält als alle Weisheit der Welt”(ebd.). Margarete wird das Hauptobjekt und Subjekt, das mehr Weisheit in seinem Blick und mehr Worte hat als alles andere in der Welt, er fühlt sich, als ob er etwas Neues von ihr erfahren kann. Margarete weckt ein Interesse in ihm, wie es früher nur Bücher auslösten. Gretchen ist überrascht. Sie lebt immer noch mit ihrer Mutter, die sehr streng ist und Gretchen keine Freiheit gibt.
2. Hagestolz, der (S.100, V.3150; Marthe zu Mephistopheles)
Marthe sagt ,,ein Hagestolz ist schwer zu bekehren”. Ein Hagestolz, ein unverheirateter Mensch, lässt sich schwer überzeugen und überreden. Niemand will einen Hagestolz heiraten, wegen der bestehenden Stereotypen, die sie haben. Dieser Ausdruck kann für Faust und Mephisto verwendet werden. Bevor er den Pakt mit Mephisto unterschrieben hat, war Faust nur mit Büchern und seinem Wissen beschäftigt, deswegen hat er keine Zeit dafür, einen Partner zu finden. Mephisto ist kein Mensch und hat die menschlichen Bedürfnisse wie Liebe, Freundschaft und Beziehungen nicht. Meistens haben alternde Männer ein großes Risiko, zum Hagestolz zu werden. Das ist es, worauf Marthe in ihrem Flirt mit dem Teufel hinweist.
3. Lust, die (S.101, V.3157-3159; Marthe)
Die Lust ist ein inneres Bedürfnis, etwas Bestimmtes zu tun oder haben zu wollen. Marthe spricht mit Mephisto über Liebe und fragt „ob Ihr niemals Lust bekommen?”, „Ward’s nie Ernst in Eurem Herzen?”. Aber Mephisto ist kein Mensch und hat die menschlichen Charakteristika nicht, deswegen kann er keine Liebe fühlen aber er hat Impulse und Wünsche. Körperliche Lust ist etwas, was Mephisto vielleicht fühlen kann (vgl. „Hexenküche“), es ist ein Instinkt. Lust kommt und geht, aber Liebe macht eine Persona zu einem Menschen. Mephisto antwortet Marthe nicht direkt und sagt, dass er sie nicht versteht und somit weicht er der Antwort auf ihre Frage aus.
4. Sternblume, die (S.101, V.3180-3186; Regieanweisung)
Eine Sternblume ist eine Blume, die sternförmige Blätter hat. Gretchen pflückt die Blätter von einer Sternblume, weil sie wissen möchte, ob Faust sie liebt. Die Sternblume hat eine große Bedeutung für die Liebe und verspricht Lösungen zu wichtigen Fragen. Diese Szene mit der Sternblume zeigt Gretchens reine Seele und dass sie zuvor noch keine große Liebe hatte und sich nicht sicher ist, ob Faust sie wirklich liebt. Faust ist gerührt und bejaht.
5. Schelm, der (S.102, V.3205; Margarete)
Ein Schelm ist jemand, der gern anderen Streiche spielt oder ein Spaßvogel. Gretchen nennt Faust einen Schelm. Die Liebe zu Gretchen hat ihn verwandelt, vorher hat er keine Lebenslust gefühlt und war kein Schelm. Diese Form von Faust ist aber für Gretchen furchterregend und sie will Distanz von ihm halten, doch er hat mehr Macht als sie.
6. Brust, die (S.104, V.3247; Faust)
Die Brust ist die vordere Seite des Rumpfes bei Mensch und Wirbeltieren. „Erfacht in meiner Brust ein wildes Feuer”. Faust fühlt die Liebe wie ,,ein wildes Feuer” in seinem Herzen, in seiner „Brust”. Liebe ist lebenswichtig für Faust, weil sie ihm einen Grund zu leben gibt, deswegen nimmt sie Platz in der Brust, wo auch der Atem seinen Platz hat. Er kann nicht ohne Gretchen leben wie auch nicht ohne Luft.
7. Vöglein, das (S.106, V.3318; Mephisto)
Das Vöglein ist ein kleiner Vogel. „Wenn ich ein Vöglein wär so geht ihr Gesang Tage lang, halbe Nacht lang”. Gretchen will sorgenfrei und unabhängig sein, sie will die Freiheit genießen wie ein Vöglein. Gretchen ist wie ein Vöglein, weil sie eine reine Seele hat, jugendlich und naiv ist. Gleichzeitig zitiert Mephisto hier eine alte Volksweise über die Sehnsucht nach dem oder der Geliebten.
8. Ruh, die (S. 107, V. 3375; Gretchen)
Die Ruhe ist ein Zustand der Ungestörtheit, den sie verloren hat: „Meine Ruh ist hin, mein Herz ist schwer”. Gretchen leidet an Liebeskummer und findet ihre Ruhe nicht mehr. Liebe soll schön für alle sein, aber sie nimmt Gretchen weg, was es am meisten will, die Ruhe. Die Liebe zu Faust oder Fausts Liebe nahm ihr die Ruhe. Die Ruhe hat Gretchen dabei geholfen, das Leben ein bisschen besser zu machen, sich zu entspannen vom Alltag [vgl. aber „Gretchen-Episode IV“; AM].
9. Religion, die (S.109, V.3415; Margarete)
– „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion?” Gretchen fragt Faust die Frage nach seiner Religiosität aber Faust will ihr nicht klar antworten. Er findet Wege, um die Antwort zu der Frage zu vermeiden. Faust ist von Mephistos beeinflusst und seine Seele wird nie in den Himmel kommen, wegen des Pakts. Würde er gläubig gewesen sein, hätte er keinen Pakt mit Mephisto gemacht und hätte Gretchen nicht getroffen. Faust achtet auf Gretchens Gefühle, als er seine Antwort gibt und benutzt absichtlich schöne Wörter, Diminutive wie „mein Liebchen” (V.3427), „holdes Angesicht” (V.3431), „Liebs Kind” (V.3468), „Liebe Puppe” (V.3476), „ahnungsvoller Engel” (V.3494). Faust nennt Gretchen zweimal einen Engel, obwohl er nicht religiös ist. Es ist nur ein Kompliment.
10. Spottgeburt, die (S.112, V.3536; Faust)
Eine Spottgeburt ist jemand, etwas Verächtliches, ein Monster. Spott bedeutet Hohn und Geburt etwas, das entstanden ist, eine Entbindung. Faust nennt Mephisto „Du Spottgeburt von Dreck und Feuer”. Mephisto kommt aus der Hölle, wo Dreck und Feuer herrschen. Dreck hat eine negative Bedeutung hier, weil es mit Unreinigkeit und Abfall zusammen hängt. Das Ergebnis ist die Spottgeburt, alles was von dem Dreck und Feuer entstand, ist in Mephisto verwandelt. Alles was negativ, schlecht und nicht rein ist, das enthält Mephisto. Kontext: Mephisto stört Faust mit Gretchen in der Gartenlaube in Marthens Garten.
Emilija Šerkšnaitė
„Gretchen-Episode III” (S.112-121)
1. kurtesieren (S.113, V.3556; Lieschen)
– „Kurtesiert’ ihr immer mit Pastetchen und Wein.” Bedeutung des Verbs: jemandem den Hof machen, jemanden umwerben. Litauisch: siekti palankumo. Situation/Kontext: Lieschen erzählt über ein Mädchen das Sibylle genannt wird. Hauptthema in diesem Dialog ist, dass dieses Mädchen seine Ehre und Jungfräulichkeit verloren hat: „War ein Gekos‘ und ein Geschleck/ Da ist denn auch das Blümchen weg.“ (S.113). Für Gretchen kommt dieses mahnende Beispiel zu spät: sie hat bereits eine Nacht mit Faust verbracht. Gebrauch: 18./19.Jahrhundert; Herkunft: Aus Frankreich von dem französischen Verb courtoisie.
2. schwadronieren (S.115, V.3627; Valentin)
– „Hört’ all dem Schwadronieren zu”. Bedeutung des Verbs: laut und unbekümmert (dummes Zeug) reden, von etwas erzählen. Litauisch: plepėti, girtis. Situation/Kontext: Valentin erzählt wie es früher war, bevor Gretchen die Ehre verloren hat. Alle haben über ihre Frauen schwadroniert, aber Valentins Schwester galt als die Beste. Herkunft: es kann von dem Wort „schwadern“ beeinflusst sein, auch als Ableitung von „Schwadron“ (militärische Einheit).
3. Zier, die (S.116, V.3637; Valentin)
– „Sie ist die Zier vom ganzen Geschlecht”. Bedeutung des Substantivs: Zier ist Schönheit, Pracht, kann auch als Schmuck verstanden werden. Litauisch: brangenybė, puošmena. Situation/Kontext: Valentin erzählt davon, wie es früher war, bevor Gretchen die Ehre verloren hat. Valentin möchte betonen, was für ein Beispiel, Idol oder ein Schmuck Gretchen für ihre Familie war. (Klage über den Verlust). Gebrauch: veraltend, Herkunft: mittelhochdeutsch ziere, althochdeutsch: ziarī.
4. Schurke, der (S.116, V.3641; Valentin)
– „Soll jeder Schurke mich beschimpfen.“ Bedeutung des Substantivs: jemand, der Böses tut, moralisch verwerflich handelt, eine niedrige Gesinnung hat. Litauisch: niekšas, sukčius. Situation/Kontext: Es stammt noch aus demselben rückblickenden Monolog Valentins. Jetzt aber er spricht er sehr ärgerlich und abfällig über Gretchen. Gebrauch: veraltend. Herkunft: Schurk, Schork, aber die Herkunft ist wohl ungeklärt; vielleicht verwandt mit „schüren”.
5. Kesselchen, das (S.116, V.3667; Mephisto)
– „Das Kesselchen herauszuheben.” Bedeutung des Substantivs: meiner Meinung nach bedeutet es hier entweder ‚Wasserkessel‘ oder ‚Topf zum Kochen‘. Die zweite Variante ist besser zu übersetzen. Litauisch: puodas. Situation/Kontext: Mephisto bringt eine Nachricht für Faust, dass er einen Schatz in einem Topf hat, der in der Erde vergraben ist. Faust ist enttäuscht, dass in dem Kessel kein Schmuck, sondern nur „Löwenthaler“ sind (ein altes niederländisches Geld, das oft gefälscht wurde). Herkunft: mittelhochdeutsch kessel, althochdeutsch kessil, lateinisch catillus.
6. vermaledeiter (S.117, V.3699; Valentin)
– „Wen lockst du hier? Beim Element! Vermaledeiter Rattenfänger.” Bedeutung: das Adjektiv „vermaledeit“ bedeutet, dass ein Mann verwünscht oder verflucht ist.
7. Rattenfänger (S.117, V.3699; Valentin)
Der Rattenfänger (litauisch: Žiurkininkas) ist ein Mann der Ratten fängt, verzaubert. Übertragene Bedeutung: ein böser Verführer. Situation/Kontext: Valentin hört wie Mephisto vor Gretchens Zimmer auf der Gitarre spielt und singt. Er schlägt ihm ärgerlich die Gitarre weg und sagt, dass er aufhören soll, andere Leute zu verführen. Gebrauch: vermaledeien – veraltend; Rattenfänger – abwertend (oft politisch).
8. Lümmel, der (S.118, V.3713; Mephisto)
– „Nun ist der Lümmel zahm”. Bedeutung des Substantivs: so nennt man einen anderen Mann, der als frech oder ungezogen angesehen wird. Litauisch: Storžievis. Situation/Kontext: Faust sticht Valentin mit Hilfe von Mephisto mit dem Degen nieder und er fällt zu Boden. Mephisto reagiert ganz spöttisch und nennt Valentin einen zahmen Lümmel (Valentin stirbt an der Verletzung). Gebrauch: abwertend, Herkunft: veraltet lumm – schlaff, locker.
9. Metze, die (S.119, V.3753; Valentin)
– „Von dir du Metze! seitab weichen.” Bedeutung des Substantivs: Prostituierte. In der litauischen Übersetzung des „Faust“ gab es übrigens kein ähnliches Wort, dort nutzte man stattdessen einfach ‚Mädchen‘ (mergaitė). Vielleicht weil Litauen damals zu Russland gehörte und es Zensur gab. Situation/Kontext: Valentin liegt im Sterben, und redet, wie frustriert er darüber ist, dass Gretchen sich mit Faust getroffen hat. Er erzählt, dass er schon die Zeit kommen sieht, in der alle vor Gretchen weglaufen werden, wegen ihrer Schande. Gebrauch: veraltet, Herkunft: (spät)mittel-hochdeutsch metze, ursprünglich Mädchen (geringeren Standes).
10./ 11. Bettler, der/ Krüppel, der (S.119, V.3761; Valentin)
– „Unter Bettler und Krüppel dich verstecken”. Bedeutung: Bettler – ein Mann, der auf der Straße lebt und um Geld oder Essen bittet. Krüppel – ein körperbehinderter Mensch. Es kann als diskriminierendes Wort benutzt werden. Situation/Kontext: Valentin redet weiter und sagt, dass Gretchen bald unter Bettlern und Krüppeln ihre Zeit verbringen wird. Selbst wenn Gott ihr vergibt, wird sie auf der Erde als Verfluchte leben müssen. Gebrauch: diskriminierend (der Krüppel); Herkunft: Der Bettler – mittelhochdeutsch betelaere, althochdeutsch betalari. Der Krüppel – mittelhochdeutsch krüp(p)el, kröpel, eigentlich: der Gekrümmte, verwandt mit Kringel.
12. Ohnmacht, die (S.121; Regieanweisung vor „Walpurgisnacht“)
– „Sie fällt in Ohnmacht”. Bedeutung des Substantivs: in Ohnmacht fallen (prarasti sąmonę) vorübergehende Bewusstlosigkeit, Bewusstseinsverlust. Situation/Kontext: Es ist alles zu viel für Gretchen, die Liebe zu Faust, der Tod von Valentin und von ihrer Mutter (den sie vielleicht erst jetzt begreift), die uneheliche Schwangerschaft. In kurzer Zeit verändert sich ihr Leben so schnell und dramatisch, dass das Mädchen es nicht mehr ertragen kann und in der Kirche nach dem Flüstern des „bösen Geistes“ in Ohnmacht fällt. Herkunft: unter Anlehnung an „ohne“ zu mittelhochdeutsch, althochdeutsch āmaht.
Gintaras Staučė
Walpurgisnacht (S.121-132)
1. Das Irrlicht (S.122, V.3855; Mephistopheles)
– „Erlaub‘, daß ich ein Irrlicht bitte!“ Das Irrlicht ist laut Duden ein in sumpfigem Gelände (wahrscheinlich durch Selbstentzündung von Sumpfgas entstehende) sich über dem Boden hin und her bewegende kleine Flamme (die im Volksglauben mit der Vorstellung von Totengeistern verbunden wird, die in die Irre führen oder Unglück bringen können). Mephistopheles verwendet es vorher auch in Verbform (gegenüber einem Studenten).
Kontext: Um schneller und einfacher zum Hexenfest zu gelangen, bittet Mephistopheles das Irrlicht um Hilfe. Es soll ihnen den Weg leuchten und sie bis zu ihrem Ziel begleiten. Selbst das Wort (das Irrlicht) leitete sich von der lateinische Sprache und ursprünglich bedeutet „Narrenfeuer“. Es ist eine Illusion, die dafür bekannt ist, die Wanderer vom rechten Weg abzuführen. Es wird als ein Werk übernatürlicher Wesen betrachtet, das meistens etwas Böses will (vgl. Woerterbuchnetz.de/GWB). Aber im „Faust“ bittet der Teufel um seine Hilfe, der selbst ein Lebewesen übernatürlichen Ursprungs ist. Und wie im Text gesagt wird, ist das Irrlicht ihm untergeordnet und kann ihm nicht widerstehen.
2. Mammon, der (S.123, V.3915; Mephistopheles)
– „Wie im Berg der Mammon glüht“. Der Mammon ist dem Duden zufolge Geld: die (leidige) materielle Voraussetzung für etwas, zur Erfüllung luxuriöser Bedürfnisse o. Ä. Das Wort ist auch in den modernen Bibelübersetzungen zu finden (z.B. Martin Luthers Übersetzung) und gilt als ein Symbol für etwas Abstraktes, das die Menschen ständig von ihren geistigem Wachstum ablenken will. Es versucht, den Menschen zu seinem Sklaven zu machen und in die Sünde zu verführen (vgl. Bibel-finanz.de). Also kann es als eine Personifikation für Reichtum und Vermögen betrachtet und als Dämon abgebildet werden. Im Text versucht Mephistopheles, Fausts Interesse auf die materiellen Dinge zu lenken.
3. Herr Urian (S.125, V.3958-3959; Hexen im Chor)
– „Dort sammelt sich der grosse Hauf,/ Herr Urian sitzt oben auf.“ Bedeutungen von „Urian“ laut Duden: 1. unliebsamer Mensch; 2. der Teufel. Der Name bezeichnet einen unerwarteten oder unerwünschten Menschen, den man nicht antreffen will (vgl. deacademic.com). Auch wird dieses Wort als eine Bezeichnung für den Teufel verwendet (und das ist im „Faust“ gemeint).
4. Baubo (S.125, V.3962-3963; Stimme)
– „Die alte Baubo kommt allein,/ Sie reitet auf einem Mutterschwein.“ Baubo ist eine Göttin aus der griechischen Mythologie, die meistens auf einer Sau reitet. Im „Faust“ verkörpert sie eine auf einem Mutterschwein reitende Hexe. Sie symbolisiert Fruchtbarkeit und Geburt. Vielleicht hat Goethe solch eine Figur ausgewählt, weil ihr Aussehen zu der schrecklichen Nacht der Magie (Walpurgisnacht) passt. Allen Darstellungen nach war Baubos Bauch gleichzeitig ihr Kopf, ihre Augen die Brüste und ihre Vulva der Mund (vgl. artedea.net/baubo/).
5. Schäferstunde, die (S.131, V.4182; Mephistopheles)
– „Wer fragt darnach in einer Schäferstunde?“ Ein Schäfer ist laut Duden jemand, der Schafe hütet und betreut und die für die Aufzucht und Haltung notwendigen Arbeiten verrichtet (Berufsbezeichnung). Diese Bezeichnung geht auf die Schäferdichtung aus dem 18. Jahrhundert (und ihre antiken Wurzeln z.B. bei Ovid) zurück. Damals wollten die reichen Menschen wieder der (idyllischen) Natur näher kommen. Also wünschten sie sich, aus dem Alltag mit der oder dem Geliebten in die Natur zu flüchten und ihre Liebe zu genießen (vgl. dw.com/de/schäferstündchen). Es sollte eine Zeit lediglich für das Vergnügen der Liebe sein, deshalb hat Mephistopheles den Tanz Fausts mit der jungen Hexe als Schäferstunde bezeichnet. Er hoffte, dass Faust vollkommen sich dem Genuss ergibt und von der Hexe verführt wird.
6. Messe, die (S.129, V.4115; Faust)
– „Heiß’ ich mir das doch eine Messe!“ Eine Messe kann 1. eine große (internationale) Ausstellung von Warenmustern eines oder mehrerer Wirtschaftszweige sein; sie kann 2. die christliche Gottesdienstform bezeichnen, die aus Gottesdienst und Eucharistiefeier besteht (vgl. Wortbedeutung.info/Messe).
Nach Jochen Schmidt gebraucht Goethe „das Wort ‚Messe‘ mit einer gewissen dichterischen Freiheit. Entgegen der These, Fausts Worte meinten eine liturgische Messe, ergibt sich die kommerzielle Bedeutung des Wortes ‚Messe‘ besonders aus der emphatischen Wiederholung des Begriffs ‚Neuigkeiten‘.“ (Schmidt 2011, S. 190-191) Die Trödelhexe bietet Dinge, die Faust gerade selbst in den vorherigen Szenen der Gretchen-Handlung benutzt hat. Mephisto erkennt, dass jetzt seine Verführungsstrategie zu scheitern droht, weil Fausts Gedanken sich wieder Gretchen zuwenden werden. Deshalb betont Mephistopheles, dass er Neuigkeiten will und alle Waren der Hexe sind ein schon lange veraltetes Wissen. In dieser Weise will er Fausts Gedanken von Gretchen ablenken.
Also, um zu erläutern, warum Faust ein solches Wort gebraucht hat, kann man sagen, dass eine Messe, die große Auswahl von Waren bietet, zur Überraschung dienen sollte. Und obwohl es nur ein Paar Waren in diesem Hexenstand gab, machten sie Faust stark betroffen, weil er all diese Dinge wie den Kelch, den Dolch und den Schmuck mit Gretchen assoziiert. Deshalb hat Faust seine Überraschung mit dem Wort „Messe“ ausgedrückt (obwohl es keine echte Messe gab, es war nur ein einziger Stand).
7. Proktophantasmist (S.130, V.4143-44; Figur)
Ein Proktophantasmist ist jemand, der infolge von Unterleibskrankheiten an Halluzinationen leidet. Aber Goethe hat diese Figur nicht zufällig eingesetzt. Sie dient als eine Karikatur auf Friedrich Nicolai, der sich gegen moderne Bewegungen im deutschen Denken und in der Literatur aussprach und Goethes „Die Leiden des jungen Werthers“ parodierte. Er lehnte die Verwendung von übernatürlichen Elementen in der Literatur ab. Ironischerweise aber wurde er einmal von gespenstischen Erscheinungen geplagt und hat selbst unter Halluzinationen gelitten. Goethe sah es als eine gute Gelegenheit an, sich zu rächen und über Friedrich Nicolai („Spuk von Tegel“) zu spotten (vgl. enzyklo.de).
8. platzen (S.125, V.3977; Hexen Chor)
– „Das Kind erstickt, die Mutter platzt.“ Platzen bedeutet dem Duden zufolge, durch Druck (von innen) plötzlich und gewöhnlich unter (lautem) Geräusch auseinandergerissen, gesprengt werden, auseinanderfliegen, zerspringen, in Stücke springen, zerrissen oder zerfetzt werden.
Es ist eine Anspielung auf das Aufschneiden des Bauchs durch die Kraft des Hexenbesenstiels. Auf diese Weise stirbt sowohl die Mutter als auch das Kind. Man könnte es auch anders verstehen. Die schwangeren Hexen haben auf ihrer Reise zu den Hexenfeiern eine Fehlgeburt gehabt. Und es könnte auf ‚Verkehrsmittel‘ wie Hexenbesen oder Schweine (wie Goethe es im Text mehrmals erwähnt), auf denen die Hexen gereist sind, zurückgeführt werden. Gleichzeitig ist eine Assoziation zur schwangeren Margarete denkbar.
9. Lilith (S.129, V.4119-4124; Mephistopheles)
– „Betrachte sie genau!/ Lilith ist das […] Adams erste Frau.“ Wie im Talmud berichtet wird, wurde Lilith gleichzeitig mit Adam von Gott geschaffen. Aber später hat sie das Paradies verlassen und wurde zur Dämonin, die nachts Kinder getötet hat (vgl. myss.de/Religion). Da sie also vor allem als Kindsmörderin bekannt war, könnte es sein, dass Goethe seine Gestalt als eine Anspielung auf Gretchen und ihr getötetes Kind genutzt hat. In der alten jüdischen Legende wird gesagt, dass sie sich den Menschen nähert, ihre Leidenschaft erweckt aber sie diese nicht befriedigen lässt. Vermutlich hat Goethe sie v.a. als Symbol für sexuelle Verführung hinzugefügt.
10. Salbe, die (S.126, V.4008; Chor der Hexen)
– „Die Salbe gibt den Hexen Mut“. Die Salbe ist ein Präparat zum Auftragen auf die Haut, bei dem die wirksamen Substanzen mit einer (fettigen) Masse vermengt sind (Duden Wörterbuch). Die Hexen schmierten eine magische Salbe auf ihre Haut. Es wird von Johannes Praetorius („Blockesberg-Verrichtung“, 1668) geschrieben, es habe wie ein halluzinogenes Medikament oder eine Droge gewirkt und sexuelle Erregung, aber auch Phantasien des Sterbens hervorgerufen. Der Zustand, der ausgelöst wurde, war der Trance ähnlich. Während dieses Zustands soll sich die Seele von dem Körper getrennt haben und zum Brocken zurückgekehrt sein.
Akvilina Jonauskaitė
Vgl. http://legacy.owensboro.kctcs.edu/crunyon/CE/03-Goethe/52130.htm
„Gretchen-Episode IV” (S. 132-145)
1. skizzenweise (S.134, V.4276; Nordischer Künstler)
– „Was ich ergreife, das ist heut/ Fürwahr nur skizzenweise;/ Doch ich bereite mich beizeit/ Zur italien'schen Reise.“ Das Wort aus der italienischen Sprache – schizzo, Eine Skizze ist ein einfaches Modell von etwas und in diesem Kontext kann es als ein Adjektiv sehr primitiv oder vorläufig bedeuten. Es ist nicht klar, zu wem das gesagt wird. Diese Strophe deutet aber auf Goethes eigene italienische Reise hin. Die Entstehung dieses Teils des Werkes wurde stark von dieser Zeit beeinflusst.
2. Schatz, der (S.136, V.4360; Skeptiker)
– „Sie gehn den Flämmchen auf der Spur/ Und glaub‘n sich nah dem Schatze.“ Ein Schatz aus der althochdeutschen Sprache - scaz (Geld) bedeutet eine Sammlung von Reichtümern. Ein Schatz kann in diesem Zusammenhang das Ziel im Allgemeinen bedeuten und eine Person denkt, dass sie fast an ihrem Ziel ist, auch wenn das im Kontext des „Faust“ nicht der Fall ist. Es ist nicht bekannt, zu wem der Skeptiker das sagt, es entspricht jedoch wahrscheinlich dem Glauben von Faust, dass er mit Hilfe des Teufels sein Ziel erreichen wird („Schatz“ kann auch eine Person bezeichnen).
3. Galant, der (S.136, V. 4378; Irrlicht)
– „Von dem Sumpfe kommen wir,/ Woraus wir erst entstanden;/ Doch sind wir gleich im Reihen hier/ Die glänzenden Galanten.“ Galant (gilt nur für Männer) als Adjektiv verwendet kann bedeuten, dass ein Mann sehr gefällig gegenüber Damen ist. Als Substantiv geht es auf das französische Wort Galanthomme zurück und bedeutet „ein Mann von hohem Status und edlem Charakter“ (siehe auch „Galan“, span. „galán“). In ähnlicher Weise bezeichnet ein Galant einen Mann, der höflich zu Frauen ist und sich edel verhält, wenn er versucht, sie zu umwerben – einer Dame „den Hof machen“. Es ist eins der Irrlichter, das hier spricht. Es ist unklar, zu wem. Auch Faust tritt vor Gretchen als ein Galan auf, für seine Galanterie (sein „Schmeichelspiel“) benötigt er jedoch die Hilfe Mephistos, da Gretchen zuerst abweisend reagiert (siehe oben, „Gretchen-Episode I“).
4. wälzen (S.137, V.8; Faust zu Mephisto)
– „Wälze die teuflischen Augen ingrimmend im Kopf herum!“ Strukturbeispiel: Etwas in etwas wälzen. Wörtliche Bedeutung: „rollen“. Etymologie: Mittelhochdeutsch, Althochdeutsch – welzen (drehen, rollen), aus der gotischen Sprache: valtjan ((sich) wälzen) – lat. volutare von volvere (rollen). In diesem Satz hat dieses Wort die Bedeutung „Mit den Augen rollen“, was auch „von etwas sehr genervt sein“ bedeuten kann.
5. ingrimmend (S.137, V.8; Faust zu Mephisto)
Abgeleitet aus dem Substantiv Ingrimm oder Grimm – beide sind Synonyme (großer Zorn, Wüterei). Es ist ein Adjektiv, das Ärger oder Zorn ausdrückt. Wütend, zornig oder ärgerlich können auch als Synonyme für dieses Adjektiv verwendet werden.
6. ekeln (S.138, V.11; Faust zu Mephisto)
– „Fletsche deine gefräßigen Zähne mir nicht so entgegen! Mir ekelt's!“ Das Wort kann auch als Substantiv ‚Ekel‘ verwendet werden. „Sich ekeln“ bedeutet, dass man sehr starke Abscheu empfindet und etwas sehr abstoßend findet. Faust sagt das zu Mephisto, weil er sich über dessen Gleichgültigkeit gegenüber Gretchens Schicksal ärgert. Mephisto erscheint ihm plötzlich wie ein Monster.
7. Schandgeselle, der (S.138, V.13; Faust zu Mephisto)
– „Herz kennest und meine Seele, warum an den Schandgesellen mich schmieden, der sich am Schaden weidet und am Verderben sich letzt?” Das Wort ist ein Kompositum aus Schande – wie ein „Schmutzfleck“ auf dem eigenen Ruf (Ansehen): Etwas, was den eigenen Status extrem schädigt – und Geselle (evtl. Kamerad). Bedeutung: ein Mensch, der nichts Gutes im Schilde führt. Leute, die einen schlechten Ruf wegen ihrer üblen Taten haben, nicht zur Gesellschaft gehören. Hier bezieht sich „den Schandgesellen“ auf solche wie Mephisto.
8. Rabenstein, der (S.139, V.4399; Faust)
– „Was weben die dort um den Rabenstein?“ Ein Rabe ist oft ein Symbol für Hexerei und Tod, daher kommt die Bedeutung des Wortes: Eine aufgemauerte Hinrichtungsstätte, wo Menschen unter dem Galgen getötet werden („Richtstätte“, vgl. Duden). Der Zusammenhang mit dem Text könnte darin bestehen, dass die Nachtgeister immer negativ dargestellt werden und wenn man darauf hinweist, dass sie etwas auf dem Rabenstein tun, wird das Bedrohliche der Situation betont. Faust fragt Mephistopheles danach, während sie mit Zauberpferden fliegen und Geister sehen, die einen Galgen aufbauen.
9. Jammerknechtschaft, die (S.140, V.4452; Faust zu Gretchen)
– „Ein Liebender liegt dir zu Füßen,/ Die Jammerknechtschaft aufzuschließen.“ Das Wort „Knechtschaft“ allein bedeutet eine sehr große Abhängigkeit von etwas oder jemandem (‚Herr und Knecht‘). Kombiniert mit dem Wort „Jammer“ bedeutet es, dass ein Mensch (in diesem Fall Gretchen) wie ein Sklave seines eigenen Leidens ist. „Jammer“ allein bedeutet die Klage über das eigene Leiden, und es kann als Präfix mit anderen Worten kombiniert werden. Zum Beispiel Jammerblick. Steigerungen wie jammerschade sind möglich. Gretchen ist das Opfer einer Jammerknechtschaft, von der Faust sie befreien will (weil er sie verschuldet hat).
10. Ruhebett, das (S.143, V.4540; Gretchen zu Faust)
– „Ist das Grab drauß/, Lauert der Tod, so komm!/ Von hier ins ewige Ruhebett/ Und weiter keinen Schritt“. Das Wort setzt sich aus den Wörtern Ruhe (siehe „Gretchen-Episode II“) und Bett zusammen. Ruhe ist ein Zustand, in dem man nicht gestört wird und das Bett ist ein Möbelstück, in dem man schlafen kann. So wird die wörtliche Bedeutung des Wortes sehr einfach – es ist ein Möbel, in dem man sich ausruhen und schlafen kann. Aber Der Kontext hier sieht vor, dass es mit dem Wort „ewige“ als Metapher für ein Grab verwendet wird. Es ist also die negative Verwendung des Wortes zu betonen. Außerdem ist es das, was Faust am meisten fürchtet, weil das Ruhebett dem Faulbett aus der Wette gleicht (siehe „Studierzimmer“).
Justina Vrašinskaitė
Faust II, V. Akt (S. 333–364)
1. Philemon, Baucis (S.333, V.11058 und S. 334, V. 11069)
Dem Duden zufolge war Philemon eine phrygische Sagengestalt; Gatte der Baucis. Philemon und Baucis gelten als antikes Vorbild ehelicher Liebe und Treue sowie selbstloser Gastfreundschaft . Philemon und Baucis stammen aus einer Fabel von Ovid. In der griechischen Geschichte besuchen die Götter Zeus und Hermes eine Stadt in Phrygien. Allein das alte Ehepaar lässt sie herein und empfängt sie mit großer Gastfreundschaft. Die Götter vernichten die Stadt und Zeus erfüllt die Wünsche der beiden: Sie möchten als Priester den Tempel hüten und zur selben Stunde sterben. Im „Faust“ sind es die Namen des alten, hilfsbereiten Paares, das in der Hütte auf der Düne lebt und das trotz Fausts Angebot sein Zuhause nicht verlassen will und für ihn dadurch zu einem Ärgernis wird.
2. Woge, die (S.334, V.11084; Philemon)
– „Wog’ auf Woge“ Laut Duden eine hohe, starke Welle. Im „Faust“: sprachliche Konstruktionen dieser Art werden im Akt und im gesamten Drama verwendet, um dem betroffenen Bild Ausdruckskraft zu verleihen, das Reimschema zu vervollständigen und eine Dynamik im Bild zu erzeugen. Weitere Beispiele aus Akt V sind: „Wies’ an Wiese“ (S.334, V. 11095) und „Beul’ an Beule“ (S.355, V.11809).
3. Knecht, der (S.335, V.11123; Baucis)
Laut Duden ist der Knecht (1) eine männliche Person, die für einen Bauern arbeitet, auf einem Bauernhof angestellt ist, (2) jemand, der Befehlen oder Zwängen zu gehorchen hat. Im „Faust“ spielt Goethe mit beiden Bedeutungen des Wortes. Zu Beginn des Aktes steht der Knecht für die menschlichen Diener Fausts. Das Ende des Dramas zeigt jedoch, dass es sich um die Diener des Teufels handelt. In seinem 1807 erschienenen Werk „Die Phänomenologie des Geistes“ stellt Hegel, ein Zeitgenosse Goethes, die dialektische Bewegung des Selbstbewusstseins dar. Hegel betrachtet die Dialektik von Herr und Knecht als Quelle des Selbstbewusstseins und der Identität. Die Elemente des Selbstbewusstseins werden als „Für-sich-sein“ (Herr) und „Für-andere-sein“ (Knecht) erschlossen. Bei Faust und Mephistopheles führt der Austausch dessen, wer wem dient, zur Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Identität Fausts.
4. Recht, das (S.337, V.11184; Mephistopheles)
– „so hat man Recht“. Gemäß Duden bedeutet die Kollokation ‚Recht haben‘: das Richtige geäußert, vermutet o. Ä. haben. Das Recht ist (1) die Gesamtheit der staatlich festgelegten bzw. anerkannten Normen des menschlichen, besonders gesellschaftlichen Verhaltens; ebenso wir die Gesamtheit der Gesetze und gesetzähnlichen Normen: Rechtsordnung so bezeichnet; desweiteren Rechtswissenschaft, Jura. (2) ist Recht ein berechtigter zuerkannter Anspruch; Berechtigung oder Befugnis zu etwas.
Im Kontext des „Faust“ bedeutet Recht haben hier nicht nur richtig zu liegen, sondern in Bezug auf die Gesetze der See rechtmäßig zu handeln. Seit dem Zeitalter der Entdeckungen war die Herrschaft über das Meer völkerrechtlich geregelt. Dieser Ausdruck bedeutet, dass Mephistopheles von sich aus und gegen das Seerecht recht hatte (bzw. Sich das Recht genommen hat).
5. Naboths Weinberg (S.340, V.11288; Mephistopheles)
Laut WiBiLex tritt Nabot als Figur in einer als Novelle in den Büchern der Könige bzw. Königsbüchern auf (1.Kön 21,1-29): Nabot gehörte ein Weinberg, in dessen Besitz Ahab, der König von Israel, gelangen wollte. Daher bot dieser ihm einen guten Kaufpreis an. Nabot lehnte das jedoch entrüstet ab, weil Landbesitz als „Erbe der Väter“ in Israel nicht veräußert werden könne. Anstelle des deprimierten Königs wurde nun seine Frau Isebel aktiv und inszenierte einen Komplott gegen Nabot: Mit Hilfe von Falschaussagen wurde Nabot der Gotteslästerung bezichtigt, was seine Steinigung zur Folge hatte. Nach Nabots Tod konnte Ahab den begehrten Weinberg in Besitz nehmen[3]. Im „Faust“ befiehlt Faust Mephistopheles, das alte Paar beiseite zu schaffen: sie sollen stattdessen auf einem von Faust ausgewählten Gut leben. Mephistopheles verrät dem bibelkundigen Leser bzw. Zuschauer mit einem Hinweis auf „Naboths Weinberg“, wie das enden wird. Mephistopheles und seine Gehilfen töten das Paar. Faust distanziert sich von dieser Tat, die jedoch in seinem Namen verübt wurde.
[3]Vgl. „Nabot“ im wissenschaftlichen Bibellexikon. URL: https://www.bibelwissenschaft.de/stichwort/28526/
6. weggeräumt (S.342, V.11361; Mephistopheles)
Laut Duden heißt weg¬räu¬men: beiseite-, aus dem Wege, an seinen Platz räumen. Im „Faust“ ist es im Partizip 2 das Hauptwort, das den Anlass für Mephistopheles Fehlinterpretation vom Fausts Befehl gibt, sich um das alte Ehepaar zu kümmern. Faust wollte nur, dass sich das alte Ehepaar vom Hochland entferne, damit er seinen Wachturm bauen und sein weites Reich überwachen konnte. Mephistopheles interpretierte seinen Befehl jedoch bewusst falsch und verbrannte das alte Ehepaar (siehe Naboths Weinberg) und seinen Gast, den Wanderer.
7. blind (S.346, V.11497; Sorge)
Dem Duden zufolge ein Zustand: (1) keine Sehkraft, kein Sehvermögen besitzend; ohne Augenlicht, (2) maßlos, hemmungslos, verblendet, (3) nicht mehr durchsichtig, spiegelnd; trübe, angelaufen (Spiegel), (4) nicht vollständig durchgeführt; nur angedeutet, vorgetäuscht. Im „Faust“ ist das Adjektiv eine von vielen Metaphern in der Szene der Sorge. Faust wird von der Allegorie der Sorge jedoch auch körperlich geblendet. Dies hat wiederum auch eine symbolische Bedeutung – von Sorge überwältigt zu werden, um sich um etwas zu bekümmern.
8. Lemur, der (S.346, V.11515; Figur)
Gemäß Duden ist der Lemur (1) der Geist eines Verstorbenen, der als Spukgeist, Gespenst umgeht, (2) ein auf Madagaskar heimischer Halbaffe mit dichtem, weichem Fell, langem Schwanz und langen Hinterbeinen . Im „Faust“ sind die Lemuren die Totengeister von Mephistopheles bei der Grablegung Fausts.
9. Buhne, die (S.347, V.11545; Mephistopheles)
Laut Duden ist die Buhne ein (senkrecht zur Küste oder zum Ufer verlaufender) dammartiger Küsten- oder Ufervorbau aus Pfählen, Steinen o. Ä. als Schutz vor Abspülung oder zur Anlandung von Schiffen. Im „Faust“ („deinen Buhnen“) sind die ständige Sorge um das per Dammbau gewonnene Flachland und Fausts Kampf gegen das Meer mit Kanalbau sind ein Symbol für den Kampf der Menschen gegen die Natur. Kultur versus Natur (Professor Schings zitierte hierzu „Hier sollen sich deine stolzen Wellen legen!“, Hiob 38, 11).
10. Genie, das (S.351, V.11675; Mephistopheles)
Dem Duden zufolge (1) eine überragende schöpferische Begabung, Geisteskraft, (2) ein Mensch mit überragender schöpferischer Begabung. Im „Faust“ wird das Wort von Mephistopheles verwendet, um sich auf Gott zu beziehen: „Es ist ihr sicher schlecht im alten Haus, / Und das Genie, es will gleich obenaus.“ Hier könnte man „Genie“ nicht nur als die Begabung Fausts, sondern auch als seinen Genius (gleichstämmig mit Genie) verstehen: In der römischen Religion war der Genius der persönliche Schutzgeist eines Mannes und gleichzeitig der Ausdruck seiner Persönlichkeit und seiner Schicksalsbestimmung. Der Genius eines Mannes erlischt demzufolge mit dem Tod. Dem römischen Genius entspricht weitgehend der griechische Daimon.
11. Püstrich, der (S.352, V.11716; Mephistopheles)
Püsteriche (auch Puester, Dampfbläser und Feueranbläser genannt) sind hohle, meist dickbäuchige Männer- oder Knabenfiguren aus Ton oder Bronze, die verschiedene Funktionen haben konnten, darunter das Sprühen von heißem Wasser bzw. Dampf aus dem Mund (vgl. Wikipedia). Im „Faust“ werden die Teufel von Mephistopheles verspielt und vielleicht abwertend „Püstriche“ (ebd.) genannt, während er sie auffordert, die von den Engeln niedergeworfenen Rosen mit ihrem höllischem Atem zu brennen und zu schrumpfen.
12. Abenteuer, das (S.333, V.11073 u. S. 354, V.11783; Wanderer/Mephistopheles)
Laut Duden (1) eine mit einem außergewöhnlichen, erregenden Geschehen verbundene gefahrvolle Situation, die jemand zu bestehen hat, (2) ein außergewöhnliches, erregendes Erlebnis, (3) riskantes Unternehmen, (4) Liebesabenteuer. Im „Faust“: Die erste und letzte Szene des fünften Akts enthalten dieses Wort, das somit den Schluss der Tragödie umrahmt. In der ersten Szene wird das Wort vom Wanderer verwendet, der sich anders an den Ort seiner Zuflucht erinnert, als er ihn nun vorfindet. Das Wort hilft, den Kontrast der Veränderungen, die Fausts Herrschaft in das Land gebracht hat, zu verstärken. In der letzten Szene wird das Wort dagegen von Mephistopheles verwendet, um die vom Himmel steigenden Engel zu beschimpfen.
13. Zug am Mund, der (S.354, V.11793; Mephistopheles)
Dem Dudenzufoge ist ein Zug um den Mund (1) eine typische Linie des Gesichts, ein Ausdruck, (2) charakteristische Art, Wesenszug. Im „Faust“: Das sagte Mephistopheles, als er versuchte, die Engel zu verführen, sich über die Strafe zu freuen, die sie seinen Dienern aus der Hölle geben: „Doch möcht' ich euch nur einmal lächeln sehn! / Das wäre mir ein ewiges Entzücken. / Ich meine so, wie wenn Verliebte blicken: / Ein kleiner Zug am Mund, so ist's getan.“ (S.354) Den Zug am Mund kann man hier als Lächeln verstehen.
14. hiobsartig (S.355, V.11809; Mephistopheles)
Hiob ist biblischer männlicher Eigenname (Duden). Im „Faust“ wird dieser adjektivisch steigernd verwendet. Im biblischen Kontext wird Hiob als ein guter und wohlhabender Familienvater dargestellt, der mit Gottes Erlaubnis von schrecklichen Katastrophen heimgesucht wird, die alles wegnehmen, was ihm am Herzen liegt, einschließlich seiner Nachkommen, seiner Gesundheit und seines Eigentums. Er bemüht sich, seine Situation zu verstehen und beginnt nach Antworten auf seine Schwierigkeiten zu suchen, verliert aber nie den Glauben. Mephistopheles verwendet das Wort, um seine Verluste mit dem biblischen Charakter zu vergleichen.
15. Dasein, das (S.358, V.11897; Selige Knaben)
Bedeutung laut Duden: (1) das Vorhandensein, Bestehen, Existieren, (2) menschliches Leben, besonders im Hinblick auf seine Bedingungen; menschliche Existenz, (3) das Anwesendsein, (4) bloß empirisches Vorhandensein einer Sache oder eines Menschen. Im „Faust“ wird das Substantiv von dem Chor der seligen Knaben verwendet, um das Glück derer zu bezeichnen, die in einer schwachen Präsenz leben: „Glücklich sind wir: allen allen, / Ist das Dasein so gelind.“ (ebd.) Zum Teil zeigt sich hier die Abhängigkeit vom Willen Gottes.
16. Äther, der (S.358, V.11923; Pater Seraphicus)
Laut Duden ist der Äther (1) Weite, Raum des Himmels, (2) ein den Weltraum durchdringendes feines Medium, durch dessen Schwingung sich die elektrischen Wellen ausbreiten, (3) ein lebendiger, feiner Urstoff, Weltseele. Im „Faust“ wird es von Pater Seraphicus verwendet, um die Wirkung der Gegenwart Gottes zu beschreiben.
17. Pharisäer, der (S.362, V.12040; Magna Peccatrix)
– „Trotz des Pharisäerhohnes“ Laut Duden ist der Pharisäer (1) ein Angehöriger einer altjüdischen, die religiösen Gesetze streng einhaltenden Bewegung, (2) ein selbstgerechter Mensch; Heuchler, (3) ein heißer Kaffee mit Rum und geschlagener Sahne. Im „Faust“ wird die Bezeichnung als Kompositum mit –hohn von Magna Peccatrix verwendet, um eines der Hindernisse zu nennen, die von Gott überwunden wurden, und nicht auch von Faust zu überwinden waren.
18. Ewig-Weibliche, das (S.364, V.12110; Chorus mysticus)
Laut Duden bedeutet das Adjektiv „ewig“: (1) zeitlich unendlich; unvergänglich, zeitlos; die Zeiten, den Wechsel überdauernd; immerwährend, immer [bestehend], (2) sich immer wiederholend; endlos, übermäßig lang [dauernd], nicht endend. Das Adjektiv „weiblich“: (1) dem gebärenden Geschlecht angehörend, (2) zur Frau als Geschlechtswesen gehörend, (3) von der Art, wie es (in einer Gesellschaft) für die Frau, das weibliche Geschlecht als typisch, charakteristisch gilt; feminin, (4) dem grammatischen Geschlecht Femininum zugehörend (im Deutschen mit dem Artikel „die“ verbunden); mit einer Senkung endend [Vers]; klingend. Im „Faust“ ist daraus ein Bindestich-Kompositum gebildet. Das Konzept des Ewig-Weiblichen war Goethe besonders wichtig. Für Goethe symbolisierte die „Frau“ die reine Kontemplation im Gegensatz zu männlichem Handeln. Die letzte Zeile des Dramas beschwört die Macht des Ewigen-Weiblichen, als moralischer Wächter zu dienen, zu erziehen und zu erlösen: „Das Ewig-Weibliche / Zieht uns hinan.“ (ebd.)
Domas Lavrukaitis
Lexika:
Der Duden online: https://www.duden.de
Deutsch-Litauisches Wörterbuch/„Vokiečių lietuvių kalbų žodynas“. Hg. v. J.Križinauskas, S. Smagurauskas. Vilnius 2001.
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Hg. v. d. Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW): https://www.dwds.de/
Goethe-Wörterbuch online. Hg. v. der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. http://woerterbuchnetz.de/GWB
Forschungsliteratur:
Schmidt, Jochen. 2011. Goethes Faust. Erster und Zweiter Teil. Grundlagen - Werk – Wirkung. 3. Auflage, München: C.H. Beck.
Quellen:
Die Lutherbibel 2017 online. Hg. v. der Evangelischen Kirche Deutschland. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/
Praetorius, Johannes. 1668. Blockes-Berges Verrichtung. Oder Ausführlicher Geographischer Bericht von den hohen trefflich alt- und berühmten Blockes-Berge [...]. Leipzig/Frankfurt a.M. (www.zeno.org)
Internetquellen:
https://artedea.net
https://bibel-finanz.de
https://www.bibelwissenschaft.de
https://deacademic.com
https://www.dw.com
https://www.enzyklo.de
http://www.myss.de
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