Gründung
Am 1. Juni 2012 wurde die Zweigstelle der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Vilnius feierlich gegründet. Die Veranstaltung fand im Rahmen der GfdS-Vortragsreihe am Goethe-Institut Vilnius statt.
Das Seminar wurde mit dem Grußwort der Leiterin des Goethe-Instituts Vilnius, Frau Johanna M. Keller, und der Grußansprache des ständigen Vertreters des deutschen Botschafters in Litauen, Herrn Maximilian Hurnaus, eröffnet. Die Institutsleiterin begrüßte in ihrer Rede die Teilnehmenden, schilderte kurz die Aktivitäten des Goethe-Instituts in Litauen, freute sich über die Gelegenheit, die Gründung der GfdS-Zweigstelle am Goethe-Institut Vilnius veranstalten zu können, über die Aktivitäten der GfdS weltweit und wünsche allen Erfolg sowie eine produktive Zusammenarbeit. Herr Maximilian Hurnaus richtete herzliche Grüße und Glückwünsche vom deutschen Botschafter in Litauen, Herrn Matthias Mülmenstädt, aus und freute sich über das steigende Interesse an deutscher Sprache in Litauen wie auch über das Engagement der litauischen Germanistinnen und Germanisten.
Dr. Lutz Kuntzsch, der Leiter der Sprachberatung und Berater der Zweige der GfdS, begann den fachlichen Teil der Veranstaltung mit dem Vortrag zum Thema „Fanmeile, Stresstest und Wutbürger. Die ‚Wörter des Jahres‘ im Unterricht ‚Deutsch als Fremdsprache‘“. Zu Beginn des Vortrags informierte Dr. Lutz Kuntzsch die Teilnehmenden über die Gründung, Geschichte, Entwicklung, Förderung der GfdS und berichtete über ihre Politik sowie die Aktivitäten ihrer 47 Zweige in Deutschland und 56 Zweige im Ausland. Neben ihren zahlreichen Aktivitäten wie Symposien, Projekte, Publikationen, Sprachberatung, Erforschung der Vornamen wählt und untersucht die GfdS seit 1971 die „Wörter des Jahres“ – das Thema, mit dem sich der Referent im Rahmen seines Vortrags auseinandersetzte und bei seiner Erläuterung die Anwesenden über die Auswahl der „Wörter des Jahres“ und die Untersuchungsmethodik informierte.
Im Anschluss daran erfolgte die Gründung der Zweigstelle der GfdS in Vilnius. Die teilnehmenden Gastgeber und Gäste aus dem Goethe-Institut Vilnius, der Universität Vilnius, der Bildungswissenschaftlichen Universität Litauens, der Akademie für Musik und Theater, dem Verband der Deutschlehrenden Litauens u. a. traten der neuen Zweigstelle bei und erhielten als neue Mitglieder nicht nur Informationsbroschüren der GfdS, sondern auch die aktuelle Ausgabe der Mitgliederzeitschrift „Der Sprachdienst“. Nach einer kurzen Pause stellte sich Herr Daumantas Katinas als designierter Vorsitzender der GfdS-Zweigstelle Vilnius vor und erzählte kurz über seine Aktivitäten im universitären Bereich und auf dem Gebiet der Alumniarbeit in Litauen. Die Mitglieder der GfdS-Zweigstelle Vilnius diskutierten kurz mit Herrn Katinas und wählten ihn anschließend zum Vorsitzenden des Zweiges.
Die feierliche GfdS-Veranstaltung wurde mit einem kleinen Empfang gemütlich abgerundet. Bei einem Glas Wein mit leckerem Gebäck diskutierten die Teilnehmenden über die „Wörter des Jahres“ weiter, tauschten eigene Erfahrungen im Deutschunterricht aus, versuchten zum litauischen Wort „kibinas“ (eine karäische Spezialität – eine Teigtasche gefüllt mit Hackfleisch, die die Anwesenden beim Empfang probierten) eine deutsche Entsprechung zu finden oder es zu verdeutschen, und erwogen abschließend die weiteren Pläne und Aktivitäten der GfdS-Zweigstelle Vilnius.
Über die GfdS
Aufgaben und Ziele:
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Zu unseren Aufgaben gehört seit der Gründung im Jahr 1947:
- Bewusst machen: Das Bewusstsein für die deutsche Sprache in der Öffentlichkeit vertiefen
- Pflegen: Die deutsche Sprache in ihrer Funktion in der Welt pflegen
- Beobachten: Die Sprachentwicklung kritisch beobachten
- Beraten: Empfehlungen für den allgemeinen Sprachgebrauch auf der Grundlage wissenschaftlicher Forschung geben
Die GfdS wird von der Bundesregierung (Beauftragte für Kultur und Medien) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und von den Regierungen der Bundesländer (Kultusministerkonferenz) gefördert.
Seit 1957 unterstützt auch der Förderkreis der Gesellschaft für deutsche Sprache unsere Arbeit.
Schwerpunkte der Arbeit
Sprach- und Vornamenberatung
Seminare z. B. zur Rechtschreibung, zur Verwaltungssprache, zur Leichten/Einfachen Sprache und zur Rechtssprache
Veranstaltungen und Vorträge in über 100 Zweigen im In- und Ausland
Veröffentlichung der Zeitschriften Der Sprachdienst und Muttersprache
Verleihung des Medienpreises für Sprachkultur, des Hans-Oelschläger-Preises und des Alexander-Rhomberg-Preises
Diverse und vielfältige Projekte und Aktivitäten, z. B. Wörter des Jahres
Bibliothek und Datenbanken
Für unsere Arbeit stehen uns unsere umfangreiche sprachwissenschaftliche Fachbibliothek sowie verschiedene Datenbanken und Dokumentationen zur Verfügung:
- Bibliothek: etwa 5.000 Bände sprachwissenschaftlicher und sprachpflegerischer Bücher und Zeitschriften im Präsenzbestand
- Informations-Datenbank zur Rechts- und Verwaltungssprache
- Vornamendatenbank
- Dokumentation der deutschen Gegenwartssprache
- Dokumentation der Sprachanfragen
Gemeinnützigkeit
Die GfdS ist ein gemeinnütziger Verein. Mitgliedsbeiträge und Spenden können von der Steuer abgesetzt werden.
Tagungen
Unsere Jahrestagung (Mitgliederversammlung bzw. Gesamtvorstandssitzung) findet abwechselnd in Wiesbaden und in anderen Städten statt. Darüber hinaus veranstalten wir Tagungen und Symposien im In- und Ausland.
Kooperationen und Mitgliedschaften
Wir sind Mitglied und Arbeitspartner namhafter Institutionen und Universitäten, darunter:
- Deutscher Sprachrat, zusammen mit dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austausch Dienst (DAAD) und dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
- Rat für deutsche Rechtschreibung
- Arbeitskreis selbständiger Kultur-Institute e. V. (AsKI)
- Zentrum für Rechtslinguistik an der Universität Halle
- Deutsche Gesellschaft für Namenforschung (GfN)
Darüber hinaus stehen wir im Austausch u. a. mit:
- dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
- der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung
- dem did deutsch-institut
- dem Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache
- dem Verein Muttersprache in Österreich
Veranstaltungen
2024
25.9.2024, 15.00-16.30 Uhr, Raum A4: Patrick Grommes
Facetten des Erzählens von Konflikten in der Sprachentwicklung Jugendlicher
In diesem Vortrag werden Befunde zur Erzählentwicklung ein- und mehrsprachiger Jugendlicher zur Diskussion gestellt. Die Datenbasis bilden insgesamt 180 Texte von Schülerinnen und Schüler verschiedener Schulformen. Diese Texte entstanden als freie Erlebniserzählungen am Übergang von der 7. zur 8. Klasse sowie in einer zweiten Erhebungsphase am Beginn der 9. Klasse.
Bei der Auseinandersetzung mit den Texten zeigt sich, dass unabhängig vom formalen Gelingen der Texte im Sinne der schulüblichen Vermittlung des Erzählens mit allen Texten ein Zweck verfolgt wird, der über die Rekonstruktion eines vergangenen Ereignisses hinausgeht. In vielen der Texte geht es dabei um die Rechtfertigung des eigenen Verhaltens in einem Konflikt. Die Schülerinnen und Schüler setzen dabei kohärenzstiftende Mittel auf globaler Ebene ein, aber zeigen auch eine spezifische Konnektorenverwendung auf lokaler Ebene. Auch Temporaldeiktika oder Mittel wie die Redewiedergabe werden in einer Weise genutzt, die unterschiedliche Grade der Sprachentwicklung erkennen lässt.
Der Vortrag wird einen Überblick über die genannten Aspekte geben und dabei auch fragen, inwieweit der Schultyp bzw. die jeweilige Sprachbiographie eine Rolle spielen. Es soll aber auch ausreichend Möglichkeit zur gemeinsamen Diskussion der Daten und daran anschließender Fragen gegeben werden.
1.10.2024, 11.00-12.30 Uhr, V.-Krėvės-Raum (118): Cornelius Hell
Nichts ist übersetzbar. Also kann man auch alles übersetzen.
Probleme bei der Lyrikübersetzung aus dem Litauischen ins Deutsche am Beispiel von Tomas Venclova
Nach einigen grundsätzlichen Bemerkungen über die Übersetzbarkeit/Unübersetzbarkeit von literarischen Texten aus dem Litauischen ins Deutsche und die Probleme aufgrund der unterschiedlichen Sprachstrukturen werden konkrete Beispiele vorgeführt – vor allem anhand des Bandes „Variation über das Erwachen“ von Tomas Venclova (Carl Hanser Verlag, München 2022). Dabei werden u. a. die Unterschiede in Syntax und Tempussystem, das Übersetzen aus einer artikellosen Sprache, aber auch Probleme der Semantik deutlich. Im Mittelpunkt stehen die poetischen Strukturen (Rhythmus, Reim, Strophenstruktur) und Traditionen.
Cornelius Hell ist 1956 in Salzburg geboren, hat dort Germanistik und katholische Theologie studiert und war 1984–86 Lektor für deutsche Sprache und österreichische Literatur am Lehrstuhl für deutsche Philologie der Universität Vilnius.
Seit 1991 arbeitet er für den ORF und den Bayerischen Rundfunk und lebt seit 1993 als freier Autor, Übersetzer und Literaturkritiker in Wien. 2002-2008 war er Feuilleton-Chef der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“. Er hatte diverse Lehraufträge an österreichischen Universitäten und hielt 2010 die Poetikvorlesung am Institut für Germanistik der Universität Klagenfurt. Er war mehrmals als Juror tätig und ist seit vielen Jahren Jury-Mitglied der ORF-Bestenliste.
Cornelius Hell erhielt 2016 und 2021 ein Arbeitsstipendium des Deutschen Übersetzerfonds, wurde 1996 mit dem Österreichischen Staatspreis für Wissenschaftspublizistik und 2018 mit dem Österreichischen Staatspreis für literarische Übersetzung 2018 ausgezeichnet. 2004 bekam Cornelius Hell den Orden für Verdienste um die Republik Litauen und Preis des litauischen Schriftstellerverbandes für Lyrik-Übersetzungen, 2010 den Hieronymus-Preis des Verbandes der Literaturübersetzer und des Kulturministeriums der Republik Litauen und 2015 die Auszeichnung des litauischen Kulturministeriums "Trage dein Licht und glaube". Für die literarischen Arbeiten erhielt er 2019 – 2021 ein Elias-Canetti-Stipendium der Stadt Wien. Im November 2024 wird er mit dem Preis für Publizistik der Stadt Wien ausgezeichnet.
2023
19.4.2023, 15.00-16.30 Uhr, Studienraum Germanistik: Dr. Klaus Geyer
Zum phonologischen Status von /r/ im Deutschen
Die phonetische Realisierung des geschriebenen <r> im Deutschen variiert stark, einerseits in Abhängigkeit von der Position in der Silbe und andererseits in Abhängigkeit von der gesprochenen (Standrad-)Varietät. Entsprechend vielfältig sind denn auch die phonologischen Darstellungen in einschlägigen Beschreibungen. Während sich die phonotaktische Variation über phonologische Regeln einigermaßen in den Griff bekommen lässt, ist es schwierig, der varietätlichen Variation gerecht zu werden. In meinem Vortrag präsentiere ich eine Analyse, die beide Variationsdimensionen in Einklang bringt und die sich auch für das Deutsch als Fremdsprache als praktikabel erweist.
1.3.2023, 15.00-16.30 Uhr, Raum 107: Prof. Dr. Heike Zinsmeister
ChatGPT & Co. — Chancen und Herausforderungen von KI-basierten Tools für Forschung und Lehre
Das automatische Dialogsystem ChatGPT kann auf Deutsch sinnvolle Antworten auf unterschiedlichste Anfragen geben, verschiedene Textsorten generieren — bei Bedarf auch differenziert nach Sprachniveau. In meinem Vortrag greife ich die aktuelle Diskussion im Hochschulkontext auf: Wo liegen Chancen, aber auch Gefahren durch ChatGPT und ähnliche Tools, die auf künstlicher Intelligenz basieren? Wie können sie als Arbeitshilfe für Lehrende oder in der Unterrichtsgestaltung eingesetzt werden? Neben konkreten Umsetzungsbeispielen für die Germanistik, werde ich einführend Grundlagen der Funktionsweise von ChatGPT skizzieren.
15.2.2023, 13.00-14.30 Uhr, Studienraum Germanistik: Dr. Julia Hübner und Dr. Sarah Ihden
Formelhafte Sprache in historischer Wissens- und Gebrauchsliteratur
Mittelalterliche und frühneuzeitliche Texte sind besonders stark durch den Gebrauch formelhafter Sprache bzw. sprachlicher Muster von der Makro- bis hin zur Mikroebene geprägt, was sich unter anderem in Quellen der Wissens- und Gebrauchsliteratur deutlich zeigt. Im Vortrag wird der Fokus auf zwei in diesem Bereich bislang kaum erforschte Textsorten gelegt, die sich zwar in den vermittelten Wissensinhalten voneinander unterscheiden, jedoch mit ihrem didaktischen Charakter auch eine wesentliche Gemeinsamkeit hinsichtlich der Intention und der Zielgruppe aufweisen, die sich wiederum in der sprachlichen Gestaltung niederschlägt. Zum einen werden mehrsprachige Sprachlehrwerke untersucht. Hier geht es um die Vermittlung des Wissens über vormoderne Vernakularsprachen als Fremdsprache(n) auf allen Ebenen sowie über das kulturell und sozial kompetente Handeln mit Sprache(n) in alltäglichen Kommunikationssituationen in fremden Ländern.
Zum anderen wird der Blick auf deutschsprachige Gesangslehrwerke gerichtet. Die für den Musikunterricht konzipierten Lehrbücher vermitteln musikalisches Grundlagenwissen an Laien ohne besondere Vorkenntnisse. In Sprachlehrwerken und Gesangslehrwerken des 16. bis 17. Jahrhunderts sollen Vertreter für sprachliche Muster zweier Gruppen identifiziert werden: 1) Der Wortverbindungsmuster nach Steyer (2013: 48) mit festen lexikalischen Einheiten und 2) der syntaktischen Muster mit variablen lexikalischen Elementen. Im Zentrum des Vortrages steht die Analyse ausgewählter Muster dieser beiden Gruppen, ihrer formaler Ausgestaltung und ihrer Funktion im Text, vor allem vor dem Hintergrund der intendierten Wissensvermittlung der frühneuzeitlichen Wissens- und Gebrauchstexte.
Zitierte Literatur:
Steyer, Kathrin (2013): Usuelle Wortverbindungen. Zentrale Muster des Sprachgebrauchs aus korpusanalytischer Sicht. Tübingen (Studien zur Deutschen Sprache. Forschungen des Instituts für Deutsche Sprache 65).
2022
29.9.2022, 15.00-16.30 Uhr, Raum UKI Romanų kalbų katedra: Dr. habil. Hana Bergerová
Linguistik der Interkulturalität und ihre Rolle im DaF-Studium
Auf den ersten Blick scheint es absolut logisch, dass sich die Sprachwissenschaft der Wechselbeziehung zwischen Sprache und Kultur als einem ihrer Forschungsbereiche widmet. Kaum jemand würde anzweifeln, dass die beiden Phänomene verwoben sind, dass das eine ohne das andere nicht denkbar ist. Dennoch wird in der Fachliteratur immer wieder konstatiert, dass das Wechselverhältnis von Sprache und Kultur lange Zeit am Rande des sprachwissenschaftlichen Interesses stand und dass sich der Zustand erst in den letzten Jahrzehnten langsam wandelt. Dass interkulturelle und kulturwissenschaftliche Ansätze infolgedessen auch im linguistischen Teil der DaF-Ausbildung bisher ein bescheidenes Dasein fristeten, überrascht deshalb kaum. Der Schwerpunkt des Vortrags liegt auf der Beantwortung der Frage, wodurch die interkulturelle Linguistik die traditionelle linguistische DaF-Lehre bereichern kann. Die Autorin bezieht sich dabei auf ihre eigenen Erfahrungen und stellt das Konzept einer Lehrveranstaltung zur interkulturellen Linguistik vor, die seit einigen Jahren an ihrer Heimatuniversität ein fester Bestandteil des Curriculums des Bachelor-Studienganges „Interkulturelle Germanistik“ ist.
9.3.2022, 13.00-14.30 Uhr: Dr. Margit Breckle
Internationale Unternehmenskommunikation: Sprachlich-kommunikative und studienrelevante Aspekte am Beispiel finnisch-deutscher Kontakt
Abstract:
Mein Vortrag beschäftigt sich mit Kommunikation im Bereich der Wirtschaft, die exemplarisch anhand finnisch-deutscher Kontakte betrachtet wird. Dabei gehe ich u.a. der Frage nach, welche Anforderungen in sprachlich-kommunikativer Hinsicht die Kontakte mit Unternehmen in den deutschsprachigen Ländern an die Mitarbeiter/innen stellen. Der Fokus liegt dabei einerseits auf Deutsch und andererseits auf Mehrsprachigkeit. Daran anschließend befasse ich mich mit studienrelevanten Aspekten, wobei ich mit der Perspektive Mehrsprachige Germanistinnen im Beruf die Rolle der Mehrsprachigkeit im Leben von Alumnae des Fachs Deutsche Sprache und Kultur beleuchte.
2021
20.5.2021: Prof. Dr. Heike Zinsmeister, Belqis Aimaq
Konzeptuelle Frames als Architektur eines Online-Lernerlexikons anhand des Beispiels RUBIN für Deutsch-Dari: Möglichkeiten und Herausforderungen. Prof. Dr. Heike Zinsmeister und Belqis Aimaq (Universität Hamburg)
Der frame-semantische Ansatz nach Fillmore (1976) strukturiert das kognitive Lexikon in ein Netzwerk von semantischen Wissensrahmen (‘Frames’), das die relevanten Mitspieler eines bestimmten Handlungs- oder Zustandsszenarios beschreibt.
Der Wissensrahmen accomplishment (‘Leistung’) umfasst zum Beispiel die semantischen Rollen Agens und Ziel und wird durch Verben wie leisten, erreichen oder verwirklichen ausgelöst. Durch die Einbindung in den gemeinsamen Frame wird die Bedeutungsähnlichkeit der verschiedenen Verben hervorgehoben.
Anwendung fand diese Theorie zunächst in dem von Charles Fillmore entwickelten FrameNet-Projekt. Für den Fremdsprachenunterricht wird diese Methode bereits in dem von Hans Boas entwickelten German Frame-semantic Online-Lexicon für Deutschlernende eingesetzt.
Im Vortrag stellen wir RUBIN vor, den Entwurf für ein weiteres frame-basiertes Lernerlexikon, das sich speziell an Dari-Persisch-sprechende Lernende des Deutschen in Afghanistan richtet. Dies umfasst die Beschreibung typischer Szenarien für jeden semantischen Frame, eine Analyse der lexikalischen Elemente mit typischen Kollokationen, sowie zahlreiche annotierte Beispiele aus einem Korpus und Anmerkungen zur Grammatik.
Wir diskutieren, wie diese Darstellung dazu beitragen kann, dass Lernende einen leichten Zugang zur Sprache erhalten und stellen Ergebnisse einer kleinen Benutzerstudie vor. Dabei weisen wir auch auf Herausforderungen hin, die durch die frame-basierte Organisation von lexikalischen Einheiten und durch korpusbasierte Beispiele für Lernende entstehen können.
2019
11.10.2019: Prof. Dr. Csaba Földes
Figuratives in der deutschsprachigen Auslandspresse. Prof. Dr. Csaba Földes, Erfurt.
Der Vortrag setzt sich mit der Problematik der „auslandsdeutschen“ Druckmedien exemplarisch am Beispiel der deutschsprachigen Presse in Russland, Ungarn und Kasachstan auseinander:
Es geht um eine linguistische Erfassung von aktuellen Facetten dieses Ausprägungstyps von Mediensprache hinsichtlich seiner typologischen Strukturen und konstitutiven Merkmale.
Dabei sollen journalistische Handlungsmöglichkeiten und -formen unter spezifischen Bedingungen von Mehrsprachigkeit und Inter- bzw. Transkulturalität an Textbeispielen vorgestellt werden.
Somit liegt der Schwerpunkt des Vortrags auf den Besonderheiten von Pressetexten im dynamischen Schnittfeld von zwei (oder mehr) Sprachen und Kulturen.
Im inhaltlichen Fokus stehen figurative Sprach- bzw. Kulturzeichen und der Umgang mit ihnen.
9.10.2019: Prof. Dr. Alja Lipavič-Oštir
Was sagen uns die Sprachkarten der Lernenden? Eine Analyse unterschiedlicher Typen von Sprachkarten. Prof. Dr. Alja Lipavic Oštir, Maribor.
Unter dem Begriff Sprachkarten verstehen wir verschiedene Karten, die Lernende selbst erstellen und mit ihnen über ihren Sprachgebrauch in einem Raum reflektieren.
Wie man sie als eine Art Werkzeug gebrauchen kann, wenn man über die Vorstellung des eigenen Sprachraumes nachdenken möchte, zeigt Hofer (2004) in seinem Beitrag über die Sprachkarten der Studierenden.
Die Idee von Hofer wurde im Projekt Die Sprache zählt weiterentwickelt, indem gezeigt wurde, wie Sprachkarten auch ein Werkzeug sind, mit dem wir die Wahrnehmung der Grenzen im Umfeld identifizieren können.
Es geht um politische, ethnische, sprachliche Grenzen, aber auch um solche, die einzelne Sprachvarietäten innerhalb einer Sprache identifizieren.
Das Thema wird mit Beispielen von Sprachkarten aus litauischen und slowenischen Schulen illustriert. Diese zeigen uns, wie Lernende auf der Sekundarstufe II ihren Sprachraum geographisch oder kognitiv erfassen und welche Elemente sie dabei anwenden.
8.10.2019: Dr. Thomas Küpper
»Kitsch«: Zur Funktion eines Schlagwortes. Dr. Thomas Küpper, Duisburg-Essen.
Noch um 1960 war die Unterscheidung von Kitsch und Kunst strukturbildend für ästhetische Debatten. Nicht nur im Bereich feuilletonistischer Kritik, sondern auch in der Wissenschaft wurde der Ausdruck ›Kitsch‹ dazu verwendet, Gegenständen künstlerischen Wert abzuerkennen. Ludwig Giesz richtete in seiner 1960 erschienenen »Phänomenologie des Kitsches« den Blick auf die Besonderheiten kitschigen Erlebens, und Walther Killy fragte in seinem 1961 veröffentlichten »Versuch über den literarischen Kitsch« nach den Merkmalen kitschiger Werke.
Obwohl beide Arbeiten viel zitiert worden sind, konnte sich das Wort ›Kitsch‹ nicht als Begriff in der Wissenschaft etablieren. Wie kam es zu diesem Scheitern? Die Erfolgschancen dürften vor allem dadurch beeinträchtigt worden sein, dass die abwertende Funktion des Ausdrucks ›Kitsch‹ schon bald größere wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhielt – so entstand auf einer Metaebene eine Kritik der Kritik. Bereits Jacob Reisner hatte 1955 den Ausdruck ›Kitsch‹ als »Schlagwort« bezeichnet, und zwar »im ursprünglichen Verstand von Schlag-Wort«, als »ein schlagendes (niederschlagendes, erschlagendes) Wort«. Reisner hatte erklärt: „Wer damit auf irgendein Gebilde losschlägt, will es zumeist aus dem Bereich der Kunst […] hinausschlagen.« Diese Exklusionsfunktion des Wortes ›Kitsch‹ ist dann kultursoziologisch näher untersucht worden. Aus dieser Perspektivierung der Forschung ergab sich als Konsequenz, dass der Gebrauch des Wortes ›Kitsch‹ in der Wissenschaft problematisch wurde. Beispielsweise schlug Helmut Kreuzer 1967 vor, dieses Wort nicht mehr als »analytische[s] Instrument« und auch nicht länger als »poetologischen Terminus der Werkanalyse« zu verwenden.
Die Frage ist nun: Gibt es noch immer so etwas wie ›Kitsch-Forschung‹ und auf welchem Fundament steht diese? Muss beziehungsweise kann sie auf jenen Begriff verzichten? Solche Schwierigkeiten der ›Kitsch-Forschung‹ möchte der Referent in seinem Vortrag aufzeigen und zur Diskussion stellen.
2018
26.10.2018: Prof. Dr. Jörg Roche
Das Prinzip der vollständigen Handlung im DaF-Unterricht: Zu den Vorteilen eines kohärenten und effizienten Lern- und Lehrprinzips. Ein Vortrag im Rahmen der 3. Baltischen Germanistentage und im Rahmen der Tage der deutschen Sprache in Litauen. Prof. Dr. Jörg Roche, München.
23.10.2018: Prof. Dr. Evelyn Ziegler
Sichtbare Mehrsprachigkeit im öffentlichen Raum des Ruhrgebiets: Vorkommen, Formen, Funktionen und Bewertung. Prof. Dr. Evelyn Ziegler, Duisburg-Essen.
09.10.2018: Cornelius Hell
Deutsche Sprache in Österreich: Ein Bericht aus Theorie und Praxis. Cornelius Hell, Wien.
15.06.2018: Dr. Eglė Kontutytė
Germanistik und Beruf: Können wir über die fachsprachenorientierte Wende im Germanistikstudium sprechen? Dr. Eglė Kontutytė, Vilnius.
Zum Inhalt:
Seit einigen Jahrzehnten sucht die Germanistik außerhalb der deutschsprachigen Länder nach neuen Wegen.
Es geht um die Frage, für welche Berufsprofile die heutigen Germanistinnen und Germanisten der nicht deutschsprachigen Länder ausgebildet werden sollten. Dieser Problematik gehen mehrere Publikationen (Brünner, Fiehler, Herlemann, 1983; Janota, 1993; Hess-Lüttich, Reuter, Colliander 2009; Middeke 2010) nach und diskutieren, welche Kompetenzen im Germanistikstudium vermittelt werden sollten.
Thorsten Roelcke (2001) stellt aufgrund der alltäglichen Konfrontation mit Fachtexten die Rolle der allgemeinen Fachsprachenkompetenz heraus und weist auf ihre fehlende Vermittlung an Schulen und Hochschulen für Muttersprachler hin.
Dieser Auffassung von der Notwendigkeit einer allgemeinen fachsprachlichen Kompetenz entsprechend gewinnt die fachsprachliche Kompetenz im Germanistikstudium mit marktorientierten Berufsprofilen an Bedeutung.
Außerdem wird bei der Zweigveranstaltung auf die Rolle der theoretisch ausgerichteten Fachsprachenlinguistik, der fachsprachlichen Forschungsschwerpunkte im Germanistikstudium, auf den Erwerb praktischer fachsprachlicher Kompetenz (z. B. Fachsprache Jura, Wirtschaftssprache, Fachsprache Politik) sowie der Fachsprache Linguistik und Literaturwissenschaft als fachsprachliche Kompetenz der Germanistikstudierenden eingegangen.
2017
07.12.2017: Prof. Dr. Alja Lipavic Oštir
„Šuhi, zokni, tašengelt und hozntregerji“ – was stimmt hier nicht? Zum Leben und Verschwinden von Germanismen. Prof. Dr. Alja Lipavic Oštir, Maribor.
Kurze Beschreibung:
Alja Lipavic Ostir ist außerordentliche Professorin für deutsche Sprache an der Universität Maribor in Slowenien und an der UCM in Trnava in der Slowakei.
Ihre Forschungsbereiche sind vor allem Sprachkontakte, Mehrsprachigkeit und CLIL. Sie ist Autorin von Monographien, Artikeln, Konferenzbeiträgen und Lehrwerken wie auch Mitarbeiterin in internationalen und nationalen Projekten.
Im Sommersemester 2017 war sie Gastprofessorin an der Universität Bern in der Schweiz und im Wintersemester 2017/2018 lehrt sie als Gastprofessorin an der Universität Vilnius.
In Slowenien ist sie auch in der Sprachenpolitik tätig und an der Universität Maribor leitet sie die erste Kinderuni in Slowenien.
Im Vortrag geht sie der Frage nach, wie man heute den Sprachgebrauch bestimmter Lexik (z. B. Germanismen) untersuchen kann, wenn es sich um Wörter handelt, die in der Standardsprache nicht akzeptabel sind und zu denen es bis heute keine umfangreichen Studien gibt.
26.10.2017: Prof. Dr. Heike Zinsmeister
Leichte Sprache: Phänomene und Anwendungsszenarien. Prof. Dr. Heike Zinsmeister, Hamburg.
25.10.2017: Dr. Bernhard Fisseni
Neues zu *Sowieso* und *Überhaupt* im Deutschen und Niederländischen. Dr. Bernhard Fisseni, Duisburg-Essen.
2016
15.09.2016: Dr. Charlotte Wollermann
Mensch-Maschine-Interaktion: Studien zur Wahrnehmung von Unsicherheit. Dr. Charlotte Wollermann, Duisburg-Essen.
09.09.2016: Prof. Dr. Wolfgang Pöckl
Das Fremde in der eigenen Sprache. Ein Vortrag im Rahmen des 51. Linguistischen Kolloquiums FREMDE UND EIGENE SPRACHEN. LINGUISTISCHE PERSPEKTIVEN an der Universität Vilnius (8.-10. September 2016). Prof. Dr. Wolfgang Pöckl, Innsbruck.
2014
26.09.2014: Prof. Dr. Jürgen Schiewe
Sprache – Wissen – Wissenschaft. Denkstile und Diskurse in der Linguistik des 20. Jahrhunderts. Ein Vortrag im Rahmen der internationalen Tagung »Sprache in der Wissenschaft: Germanistische Einblicke«. Prof. Dr. Jürgen Schiewe, Greifswald.
25.09.2014: Prof. Dr. Ulrike Haß
Wissenschaftssprache in der Vermittlung und Archivierung von Wissen. Ein Vortrag im Rahmen der internationalen Tagung „Sprache in der Wissenschaft: Germanistische Einblicke“. Prof. Dr. Ulrike Haß, Duisburg.
2013
21.11.2013: Dr. Klaus Geyer
Nichtstandardvarietäten und audiovisuelle Translation. Dr. Klaus Geyer, Odense.
08.10.2013: Prof. Dr. Ulrike Haß
Zur europäischen Dimension der Lexikografie. Prof. Dr. Ulrike Haß, Duisburg-Essen.
12.09.2013: Prof. Dr. Christina Gansel
Gesprochene Sprache – Pragmatischer Standard? Prof. Dr. Christina Gansel, Greifswald.
16.05.2013: Jurgita Sinkevičienė
Zur Abgrenzung von Quotativen im Deutschen. Jurgita Sinkevičienė, Vilnius.
04.04.2013: Dr. Jurgita Kohrs
Sprache und Migration: Verändern Ausländer Deutsch? Dr. Jurgita Kohrs, Frankfurt am Main.
2012
13.12.2012: Dr. Margit Breckle
Ergebnisse der Studie zu Sprachlernmotivationen mit Schwerpunkt Deutsch in Litauen. Dr. Margit Breckle, Vilnius.
04.10.2012: Julia Steube, Derya Gür-Seker
Amateurlexikografie im Internet – Transnationale Sprachphänomene in Europa. Julia Steube und Derya Gür-Seker, Duisburg-Essen.